Die nächsten beiden Tage machte ich grob zusammengefasst gar nichts.Stattdessen lag ich in meinem Bett. Die meiste Zeit zumindest. Ab und zu ging ich auch zum Essen. Doch wenn ich das tat, aß ich kaum etwas.
Mein Kopf explodierte beinahe.Der Professor hatte mir einige Tage gegeben um mich einzuleben.
Ein Mal hatte ich noch mit ihm zusammen trainiert, doch da hatte ich nichts zustande gebracht.Meine Sachen hatte irgendjemand herbringen lassen, doch trotzdem fühlte ich mich als wäre ich nicht ich selbst.
Wenn ich aufstand, befand ich mich in Trance.
Natürlich ging ich ab und zu ins Badezimmer oder lief in meinem Zimmer auf und ab. Doch es zog an mir vorbei als hätte jemand anderes meinen Körper unter Kontrolle. Als würden irgendwo weit weg von mir Fäden gezogen werden.Mir ging es nicht besser als zu dem Zeitpunkt an dem ich hierhergebracht wurde. Meine Blockaden hatte ich alle wieder errichtet.
Deshalb konnte Charles auch meine Gedanken nicht mehr lesen.
Mehrfach hatte ich bemerkt, dass er mich gedankenverloren angesehen hatte.
Besorgt.
Normalerweise wusste er alles über seine Schüler. In diesen Momenten war ich froh, meine Kräfte zu haben.Naja ehrlich gesagt redete ich mir das nur ein.
In Wahrheit wollte ich Hilfe. Eine Heilung.
Was würde ich nur dafür geben...Wie schon zuvor richtete ich meine Kräfte gegen mich selbst.
Ich spürte, wie die Energie meinen Körper verlassen wollte.Aber ich wehrte mich. Daher kamen auch die Kopfschmerzen. Meine Stirn pochte wahnsinnig. Von Zeit zu Zeit hatte ich das Gefühl, dass mein Kopf buchstäblich auseinander springen würde.
Als wäre alles an mir aus Glas.
So verletzlich.
So schwach.Man sollte ja meinen, dass ich froh war, andere besser zu verstehen. Doch das war nicht ganz einfach. Ich hatte Angst. Angst, Menschen zu verletzen. Vermutlich hatte ich selbst mehr Angst vor mir als irgendjemand sie je haben würde.
Aber wusste ich es?Nachts wachte ich in den letzten beiden Nächten schweißgebadet auf.
Träumte von Vergangenem. Aber ich von der Zukunft. Mich selbst als Monster.
Nach einiger Zeit ließen zwar die Bilder nach. Doch das Gefühl, als schnürte mir etwas die Luft ab, blieb.
Ich wollte schreien, doch war verstummt. In den Momenten fokussierte ich mich auf das Atmen.Ein weiterer Grund dafür, dass ich den Kontakt vermied, waren die Ängste der anderen.
Viele waren, wie mir Hank erzählt hatte, von ihren Eltern ausgestoßen worden. Nur weil sie anders waren.Meine Eltern waren gestorben als ich noch klein war. Meine Mitter einige Jahre früher als mein Vater.
Der Gedanke an eine Familie ließ mich beinahe zusammenbrechen.
So dramatisch es auch klang, in den letzten Jahren im Heim hatte ich alles andere als ein familiäres Gefühl gehabt.Doch bevor ich meinen Gedankengang weiter verfolgen konnte, klopfte es an der Tür.
Ich beschloss, es zu ignorieren. Womöglich würde die Person dann denken, dass ich mich irgendwo auf dem Gelände aufhielt.Leider ging mein Plan nicht auf und es klopfte erneut. Diesmal etwas lauter.
Also stand ich auf und öffnete die Tür mit den Worten "Tut mir leid, ich hab das erste Klopfen nicht gehört."
"Verdammt" murmelte ich.
Dummheit tat ja bekanntlich weh. Nachdem ich die Augen einige Sekunden geschlossen und dämlich gegrinst hatte, sah ich die Person, dir vor mir stand an.Es war ein mir noch unbekanntes Mädchen. Ein oder zwei mal hatte ich sie glaube ich bei den Mahlzeiten gesehen. Sie saß immer allein und sprach kaum.
Nebenbei bemerkt war sie sehr hübsch. Gerne hätte ich auch so helle Haare gehabt. Sie stachen einem sofort ins Auge. So lebendig und rot.
Meine Haare dagegen... was sollte ich groß dazu sagen? Sie waren dunkel und ließen meine ohnehin schon helle Haut noch heller erscheinen.Und das interessanteste an ihr war: sie blockierte mich.
"Du bist Jean oder?"
Sie nickte.
Der Professor hatte einige Andeutungen gemacht, dass wir uns ähnlich seien."Hat er dich geschickt damit ich mal wieder unter Leute komme oder was?" Ich schnaubte.
Das war heute eine der seltenen Konversationen, in denen ich mehr redete als der Gesprächspartner.
Ungewöhnlich."Komm."
Jean machte eine Kopfbewegung in Richtung des Ganges, der zur Treppe führte.
Es erschien mir nicht als hätte sie sonderlich Lust, mit mir irgendwo hinzugehen.
Generell war das eine ungewohnte Situation. Im Normalfall nahm ich - ohne auch nur etwas dafür zu tun - die Gefühle anderer wahr.Der Weg nach draußen war seltsam. In Geschichten, vor allem in Romanen, wird nie von der peinlichen Stille erzählt. Die war jedoch im Alltag eines meiner größten Probleme.
Manchmal wollte ich einfach nicht reden. Schweigen war trotzdem keine geeignete Alternative.
Also was sollte ich tun - singen?Nach mehreren Momenten der unangenehmen Stille kamen wir an dem anscheinend vorgesehenen Ort an.
Es war eine Bank, die unter einem Baum stand. Irgendwie stank das nach Klischee. Trotzdem setzte ich mich. Das könnte ja etwas werden."Vielleicht etwas klischeehaft, doch trotzdem ein schöner Ort."
Verwundert sah ich auf."Du kannst meine Gedanken lesen? Der Professor kann das nicht."
"Ich kann deine Blockaden überwinden."
'Super', dachte ich. Nicht einmal in Ruhe denken wenn man denkt man könnte es.
Jean sah leicht beschämt zu Boden. Anscheinend akzeptierte sie ire Fähigkeit nicht. Seelenverwandte?
"Tut mir leid. Es wäre fairer wenn du mich auch nicht mehr blockierst."
Seit wann hatte ich solche diplomatischen Ideen?
Und schon spürte ich eine Welle der Gefühle auf mich einwirken.Ihre Gefühle waren sanfter als andere. Sie hatte Angst, dass andere Angst vor ihr hatten. Trotz dieser Zurückhaltung spürte ich eine starke Macht in ihr. Beinahe überwältigend.
"Es ist einfacher für mich wenn ich nur auf meine eigene Mutation konzentriert bin. Hätte ich deine noch dazu gespürt..."
Und obwohl sie den Satz nicht beendet hatte, wusste ich was sie meinte.
Sie führ fort. "Und ja, Professor Xavier hat mich gebeten, mich um dich zu kümmern. Er macht sich sorgen um dich."
Sie machte eine kurze - und nebenbei bemerkt auch hoch dramatische - Pause. "Die Sorgen sind auch nicht unbegründet."
Vorsichtig hin sie den Blick und sah mir in die Augen.'Du solltest mit ihm reden.' Das war nun ihre Stimme in meinem Kopf.
"Kannst du mir zeigen wie das geht?" fragte ich euphorisch.
"Kannst du Gefühle auch beeinflussen?"
"Ein wenig. Alles bei mir ist noch etwas... etwas unterbewusst."
"Wenn du es kontrollierst, wirst du vermutlich auch das können."
"Das ist so cool. Ich meine wir könnten glatt in einem Superheldenfilm oder so mitspielen. Ich grinste.
Doch was, wenn wir dann die Bösen waren?
Jean teilte meinen Gedanken.Trotzdem war es wirklich interessant zu sehen, wie sie tickte.
Das klang nun wirklich nach Klischee, doch Jean und ich saßen bis nach der Dämmerung auf dieser Bank und redeten über alles mögliche. Über Gott und die Welt.
Dabei stellte ich fest, dass wir uns wirklich ähnlich waren. Ihre Fähigkeit, Gedanken zu lesen, funktionierte ähnlich wie meine Wahrnehmung von Gefühlen.
Und am Ende des Tages, würde ich sagen, hatte ich eine neue Freundin gefunden.
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feelings (X-Men FF)
FanfictionHey Leute! Die Geschichte spielt zur Zeit von Future past bzw. apocalypse. Ich bin neu in diesem Fandom und bitte um Verzeihung wenn die Geschichte und die Charaktere darin nicht ganz mit dem Original übereinstimmen. Viel Spaß beim lesen!:D -»langs...