Kapitel 28 - Blut das in sie fließt

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Ich höre den Tod flüsstern und rieche das Blut, welches sich durch meine Lungen verbannt. Ich sehe das Blutbad vor meinen Augen und löse mich von meiner Stare. Sein Blut lässt mich tränken in die tiefe meiner selbst fallen, wo die Hölle nicht zugelassen wird. Wie in einem Bann renn ich. Das Wort Bruder halt in meinen Ohren und ich merke wie es in mir zittert. Es wird eiskalt. Ich renne wobei meine Hand auf meiner Brust halt macht. Feste drücke ich zu, so als würde ich ihn fühlen. Seine Nähe liebkosten. Vor der Hüte bleibe ich stehen, die Tür eintretend stürme ich rein.

[...]

Aliye Şahin

Meine Tränen fließen im Vorlessungsaal, die konzentration bleibt weit weg von mir. Der Schmerz ruht nicht nur in meiner Brust, sondern auch in meinen Augen, die voller Sehnsucht auf ihn warten. Die Augen, die voller Feuer dem brennen sind, weil sie alles sehen doch dem sehnenden meilenweit weg bleiben.

„Aliye", sagt Shirin und legt ihren Kopf auf meine Schulter. „Bitte hör auf Tränen zu verlieren." Ich kann sie nicht steuern, wenn die Seele erzittert sollen lauwarme Tränen fließen heißt es. Kälte und Wärme zugleich. Ich kann es nicht, sie kommen von selbst.

„Ich kann nicht anders, es schmerzt hier."
Sie weiß das ich mein Brustgefäß meine, auch wenn ich nicht darauf zeige. Mich in ihre Arme, ziehend, während alle anderen total in ihrem Element sind und mitschrieften machen gibt sie mir ein Kuss auf den Kopf.

„Es ist falsch hier zu sein." Sie schüttelt den Kopf. „Nein. Er hätte es auch gewollt. Er würde niemals zu lassen, dass du deine Uni vernachlässigst. Du weißt wie sehr er möchte, dass du glücklich bist. Wie wichtig ihm diese Tatsache ist."

„Wann wird er kommen", frage ich und schließe meine Augen. „Er soll kommen. Ich brauche ihn. Es sind so viele Monate vergangen. Ich habe das Gefühl seid dem würde ich nicht mehr Leben. Er war mein Leben, mein mich an das Leben bindender Mann." Ich schloss meine Augen, während das was der Professor sagte an dem einen Ohr rein und dem anderen wieder raus ging.

„Shirin ich will raus", sagte ich weil ich das Gefühl hatte in dem Raum zu ersticken. Sie nickte, weil auch sie merkte, dass das ganze keine Ablenkung für mich war. Es war viel mehr ein löchern. Das löchern der Wunde, welches sie immer wieder bluten ließ. Gleichgültig wo, wann und mit wem, es war einfach nicht zu lindern. Mein einzigster Heilmittel war er, Miran.

„Ich vermisse ihn. Seine Stimme. Seine Augen. Sein Duft." Bei Shirins Worten erzitterte ich, sie hatte die ganze Zeit über nicht gesprochen, sondern schweigend zu mir gestanden. Auch wenn ich ihr sagen wollte rede, erzähl was in dir vorgeht, hatte ich das nicht gemacht. Ich kannte Shirin und wusste, dass sie ihren Kern öffnete. Sie hatte in ihrer Seele eine Welt, die sich zwischen all den Gelächtern versteckte. Man durfte sie nicht einengen, sie öffnete sich wenn sie fühlte das alles raus kommen musste.

Waren wir alle nicht so, dass wir erst dann reden wollten wenn wir das Gefühl hatten zu ersticken. Ersticken in der Welt, die in uns vorging. Innen ein blutiger Kampf, während außerhalb eine verwüstende Ruhe ihren Platz gefunden hatte. Torpedierten wir uns nicht selbst, während wir dem ganzen eine Zulassung gewährten und schwiegen.

„Aliye lass uns ihn suchen", halte Shirins Stimme. Ich blicke auf, da ich den ganzen Weglang schweigsam und in eine Richtung blickend gelaufen war. Ohne Miran waren die Straßen bedeutunglos, wenn Straßen, nicht wie zuvor zu ihm führen, dann waren sie bedeutunglos.

„Wenn euch was zustößt bringt Miran mich um." Was machte er den hier ? Folgte er uns schon die ganze Zeit ?

„Wir sind schon auf der Suche. Ihr werdet nichts mit der Sache zu tun haben."

Erst Abed und dann Khalid. Überrascht blickte ich zu Shirin, die auch nichts von dem ganzen gewusst haben zu schien.

„Schaut nicht so, wir haben euch schon lange im Auge. Miran würde es nicht anders wollen. Sein Fleisch und Blut ist auch unser Fleisch und Blut und solange er nicht da ist, seid ihr unter unserem Schutz."

Ich sah wie Shrin automatisch lächeln musste, was auch mich lächeln ließ.

„Gibt es eine neue Spur von Miran ? Neue Informationen, die der Polizei nicht aufgefallen sind aber euch schon ?"

Khalid blickte lächelnd zu mir, so wie ein Bruder, so wie mein Bruder wenn er liebevoll seine Worte auswählte.

„Erstmal tut es mir leid", hörte ich seine tiefe und reuevolle Stimme. „An dem Tag als ich euch beide beschuldigt habe. Es war falsch. Ich habe zwar nur mit Abed gesprochen, doch meine Worte waren auf euch gezielt. Mein Nafs hat nur das beurteilt, was er mit seinen Augen gesehen hat, dass was er nicht hören konnte war nicht wichtig für ihn. Wobei das gerade in solch einer Situation das entscheidende spielt. Augen können täuschen, wenn Worte fehlen. Stummheit kann tränken, wenn Sünden in der Brust zu einem Meere werden."

„Er weiß alles." Die Worte von Abed, die nach Khalids Worten folgten machten mir deutlich, dass er mit ihm über alles was an diesem Tag geschehen war gesprochen hatte, zumal die wichtigste Sache, die Sache mit Shirin war.

„Sobald wir Miran finden, wird es zwei Hochzeiten geben", lächelte er und ich sah wie Shirins Augenbrauen sich kreuzten.

„Wer heiratet den ?"

„Wirst du noch zeitnah erfahren", antwortete Khalid und erntete warnende Blicke von Abed, welches mich kurz lächeln ließ, weil ich bemerkt hatte auf was Khalid andeutete.

„Kommen wir zum eigentlichen Thema, wir nähern uns der Spuren und es gibt einige Dinge da habe ich das Gefühl, sind wir der Polizei voraus. Nichts gegen unsere Beamten, aber die haben so viel um die Ohren, da habe ich das Gefühl ist es normal, dass denen mal was aus dem Auge geht. Ich wäre einfach dafür mehr Polizisten einzustellen und weniger Studenten durchfallen zulassen, weil sich das in letzter Zeit häuft."

„Khalid ich möchte mitkommen. Lass mich euch helfen."

Es dauert nicht mal eine Sekunde, bis das Wort „Nein", aus seinen Lippen fiel. „Khalid versteh mich, du weißt wie sehr Miran mich braucht und wie sehr ich ihn", die letzten Worte sprach ich leiser aus, vielleicht weil es mir erst später aufgefallen war und ich es hätte viel früher merken sollen.

„Ich weiß Aliye, ich weiß wie groß eure Liebe ist-" er spricht weiter, doch ich kann seine Worte nicht wahrnehmen. In meinem Kopf entsteht ein cut. Mirans Bild tretet plötzlich vor meine Augen, er in einem unbekannten Ort. Ich sehe Blut, so viel dass meine Sinne es nicht mehr ertragen können und protestieren. Meine Augen gehen zu und ich schlucke, ein widerlicher Geschmack geht durch meine Lippen. Ich schreie laut auf. Es ist sein Blut. Sein Blut, dass in mich fließt !

SchmerzensrufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt