Unterredung mit Darius

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„Also, warum bist du hier? Nicht, weil dir Übel ist?"

„Nein. Sag, Darius. Ist dir zuletzt an der Zeit etwas aufgefallen?"

Er sah mich ernst an. Seine Schüssel stellte er beiseite und wischte sich den Mund ab. Eine Weile starrte er ins Feuer, dann sah er wieder zu mir.

„Ja, sie wird träge."

„Weißt du warum?"

„Nein. Sie spricht nicht mehr zu uns. Auch Jagos ist dies aufgefallen. Als schlaffe sie. Der See liegt in Nebel gehüllt. Zwar können wir noch reisen, doch wird es immer schwieriger. Keiner kann ergründen weshalb."

„Sind dir Merkwürdige Vorkommnisse untergekommen?"

Er sah mich neugierig an. Seine Augen wurden dabei größer und seine Augenbrauen zog er interessiert nach oben.

„Vorkommnisse? Nein. Was meinst du?"

„Verzerrungen. Aus anderer Zeit. Ich habe auf einer Grabung ein Grab aus der falschen Zeit. Es scheint versetzt, aus der Zeit gerissen. Selbst der Boden stimmt nicht, ist an den Rändern verzerrt."

Er sah mich ernst an, seine Stirn war in lauter kleine Falten getaucht. Die Lage war schlimm, nicht zu unterschätzen.

„Nein, so etwas ist mir noch nicht untergekommen."

„Mir schon."

Wir sahen erstaunt zu Jagos.

„Dir?"

„Ja. Vor zwei Tagen. In der Nähe der Ortego Höhle tauchte ein Tier auf, das ich so noch nie gesehen habe. Es flog am Himmel und machte seltsame Geräusche. Nicht nur ich habe es gesehen. Auch andere. Es stürzte jedoch ab. Als sei es lahm gewesen. Doch etwas war mit ihm, es schlug helle Feuer in den Bäumen, als es mit ihnen in Berührung kam. Als wir dort ankamen, war nichts mehr übrig. Der Wald dort ist verödet. Es war ein sehr seltsames Tier."

Darius sah mich vielsagend an. Wahrscheinlich war es eine Flugmaschine einer späteren Zeit. Ein Flugkörper, Satellit oder sogar ein Flugzeug. Wir konnten nur hoffen, dass es unbemannt war! Da Darius und die Menschen seiner Zeit so etwas nicht kannten hielten sie es für ein Tier. Wir ließen es dabei.

„Das könnte so etwas gewesen sein. Ein Tier einer anderen Zeit, Jagos. Es hatte wohl Angst bei euch."

„Große Angst. Es tat mir sehr leid."

Er schüttelte den Kopf, noch immer schmerzte ihn die Erinnerung daran. Er liebte Tiere aller Art. Dass er Felle bearbeitete, ließ keinen Schluss darüber zu, wie er über andere Tiere dachte.

„Eigenartig. Weißt du genaueres über den Ursprung?"

„Nun...!"

Ich sah zu Boden. Darius beugte sich vor und legte eine Hand auf meinen Arm.

„Ich weiß, du bist niemandem verpflichtet und du magst Personen von mehreren Seiten. Doch nun musst du offen sein, denn dies betrifft uns alle."

Ich nickte. Er hatte Recht. Hannover durfte dies nicht unter Verschluss halten. Sie beeinflussten unsere Fähigkeiten, unser Leben. Und es wirkte sich noch immer aus, obwohl sie sagten, dass die Maschine abgeschalten sei. Ich wusste zwar nicht, wie schnell sich die Zeit von so etwas erholen sollte, doch eigentlich, der Logik nach, musste es sofort, nach abschalten des Grundes geschehen. Vielleicht wollten sie uns ausboten, um unsere Fähigkeiten zu blockieren?

„Ich weiß. Es ist so, die Maschine der Hannoveraner hat einen Defekt. Die Spule für das Einwahlverfahren, wie sie mir sagten, mache Probleme. Dies wirkt sich so aus, dass es diese Verzerrungen gibt. Wie dies genau funktioniert, scheinen sie selbst auch noch nicht herausgefunden zu haben. Doch wie sie mir gestern versicherten, hätten sie die besagte Maschine abgeschalten. Ich traue zwar Robert, doch nicht seinem Vater. Er war mir einfach zu Nervös. Auch dass er das Verfahren ohne das Wissen seines Sohnes ändern wollte, finde ich eigenartig. Sie scheinen Probleme innerhalb ihrer Organisation zu haben."

          

Darius nickte. Er hatte mir ruhig zugehört. Seine Stirn war noch immer in Falten gelegt, ein Zeichen, das er nachdachte.

„Das denken wir uns schon seit einiger Zeit. Es gibt gewisse Anzeichen, für einen Inneren Machtkampf. Doch wir wissen nicht zwischen wem. Doch wenn du sagst, dass es dort Vater und Sohn an der Spitze gibt, ist es ja fast klar."

„Anzeichen?"

„Ja, eigenartige Befehle, unzusammenhängend. Als wären sie gespalten in den Ansichten. Wie als wisse die Rechte nicht, was die Linke macht."

„So kommen mir die beiden auch vor."

Er lächelte mich an.

„Eigentlich normal bei Vater und Sohn, aber schlecht, wenn sie sich an der Spitze einer solchen Organisation befinden. Wir müssen herausfinden, was welche der beiden Seiten will."

„Robert ist sehr Prinzipen treu. Er will nur Beobachten. Ich denke, er will Frieden zwischen den Organisationen schaffen, das deutet er mir gegenüber immer wieder an, da er sagt, das es doch zwischen uns funktioniert. Ich sage ihm dann zwar immer, dass ich eine Ausnahme bin, aber er sagt, ich bin trotzdem eine Natürliche. Damit hat er schließlich Recht."

Darius sah wieder ins Feuer. Er dachte noch immer nach. Doch er hatte mir zugehört. Auch ihn beschäftigte der Zustand zwischen den Gruppen sehr. Wir mussten ihn ändern, doch dies war schwer, da es zu viele Gruppen gab, die den Krieg wollten. Den offenen Kampf. Es war mir ein Rätsel weshalb, denn was brachte es, wenn man sich gegenseitig angriff. Es war doch viel nützlicher gemeinsam zu arbeiten.

„Weißt du, was der Vater will?"

„Nein, den kenne ich nicht gut genug. Doch ich finde ihn eigenartig. Er hat ein aufgesetztes Gesicht. Man muss vorsichtig vor ihm sein."

„Gut zu wissen."

Jagos hatte uns aufmerksam zugehört. Er sagte immer wieder, wenn er uns zuhörte, wusste er, warum er nicht reisen wollte. Denn diese Schwierigkeiten wollte er nicht haben.

„Du magst diesen Mann?"

Ich sah Jagos fragend an, mit leicht errötenden Ohren.

„Wen?"

„Robert."

Ich sah zu Boden, Darius lächelte Jagos vielsagend an. Dieser grinste breit, da er mal wieder ins Schwarze getroffen hatte.

„Ich weiß nicht."

„Wie kannst du das nicht wissen?"

„Es ist kompliziert."

„Nichts da, entweder mag man jemanden oder nicht. Es gibt nichts dazwischen."

Darius nickte zustimmend.

„Da gebe ich dir vollkommen recht, Jagos. Die jungen Leute machen immer alles so schwierig."

„Aber es ist kompliziert. Allein all dies hier, zwischen uns. Wer er ist!"

„Na und? Ist ihm nicht egal, wer du bist?"

Ich sah Jagos verblüfft an. Er strahlte mich siegessicher an.

„Siehst du?"

Darius lachte.

„Jetzt hat er dich, Margie. Da kannst du nicht mehr aus."

„Es ist ja nicht so, das ich nicht will. Aber mit Lukas war es so schwierig, dass ich ein wenig Angst habe."

Jagos nickte und legte eine Hand auf meinen Arm.

„Das verstehe ich. Angst ist etwas anderes. Aber die kann man überwinden, musst du auch. Sonst wirst du immer allein bleiben und das ist nicht gut, für niemanden."

„Hör auf ihn. Er ist ein sehr Weiser Mann."

Jagos winkte ab. Ich lächelte die beiden an. Sie waren meine besten Freunde und das, obwohl sie bei weitem älter waren als ich. Vielleicht auch gerade deshalb. Ich stand auf.

„Ich denke, es ist Zeit das ich wieder gehe."

„Komm aber bald wieder. Es ist immer so schön, dich hier zu haben."

„Gerne."

Darius stand auf und brachte mich noch mit hinaus.

„Ich werde meine Augen offen halten. Vielleicht finde ich etwas heraus. Wir müssen diese Firma im Auge behalten, ich werde unsere Leute darauf ansetzen. Aber pass auf dich auf, wenn sie dich schon im Visier haben. Besonders dieser Mann. Er sagt dir so einfach sein Problem, das macht mich stutzig. Sei vorsichtig."

„Bin ich, Danke Darius."

Er ging wieder hinein und ich begab mich zurück hinter die Barriere. Noch immer lief alles sehr schwer fällig. Doch ich kam heil wieder in meinem Zimmer an. Niemand war dort. Ich legte mich wieder hin und schlief alsbald ein. All das ermüdete mich sehr. Doch war mir endlich nicht mehr so sehr Übel.

ZeitverzerrungenWhere stories live. Discover now