23. Cocktail

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Wie jedes Mal nach dem Sport fühlte ich mich richtig gut und meine Laune hatte sich Gott sei Dank etwas verbessert. Und nun stand ich unter der Dusche, als mein Handy klingelte, doch das ignorierte ich gekonnt. Ich spülte den Schaum von meinem Körper, drehte das Wasser ab und trat aus der Dusche. Mit dem grünen Handtuch trocknete ich mich etwas ab, band es mir danach um die Hüfte und tapste dann in mein Schlafzimmer, damit ich mir ein paar gemütliche Klamotten überziehen konnte.


Als ich meine Boxershorts übergestreift hatte, ertönte das Klingeln meines Handys erneut. Diesmal folgte ich dem Geräusch und sah auf dem Display, dass es Lucy war. "Hi Rotschopf, was gibt's?", grinste ich in den Hörer, obwohl sie mich nicht sehen konnte. "Hey, nenn mich nicht so! Wie auch immer... Kommst du nochmal ins Hotel? Wir wollen ein bisschen was trinken und feiern?" - "Ach Lucy, ich weiß nicht... mir fehlt ein bisschen die Lust." - "Ach komm schon, das wird lustig, Alex." Ihre Stimme klang etwas strenger und ließ eigentlich keine Widerrede zu. "Lucy..." - "Nix Lucy! Zieh dir was nettes an und beweg deinen sexy Arsch hierher!" Geräuschvoll stieß ich die Luft aus der Nase. "Na gut, ich bin gleich da." - "Geht doch." Und zack - aufgelegt. Ich rollte mit den Augen und feuerte mein iPhone aufs Bett.


Also keine Jogginghose. Ich hatte wirklich keine Lust jetzt nochmal los zu ziehen, lieber wäre mir eine Tüte Chips, Eis, Bier und das Sofa. Seufzend zog ich den Kleiderschrank wieder auf und stemmte meine Hände in die Hüften. Schlussendlich entschied ich mich jedoch für eine enge schwarze Hose und ein weißes Shirt mit etwas weiterem Ausschnitt, sodass man meine Tattoos etwas sehen konnte. Wenn ich sie schon nicht bei der Arbeit zeigen konnte, dann wenigstens in meiner Freizeit.


Als ich mich dann endlich komplett angezogen und meine Haare zurecht gemacht hatte, schnappte ich mir noch mein Handy und Portmonnaie und lief dann zu meinem Auto, um zum Hotel zu kommen.


Auf dem Parkplatz angekommen, nahm ich die erste Parklücke, die ich fand, stieg aus meinem Auto aus und steuerte die großen Glastüren des Hotels an. Erstaunlicherweise war die Lobby heute ziemlich voll, doch mich beachtete zum Glück niemand, sodass ich ungehindert zu den Fahrstühlen gehen konnte. 


Mit einem 'Ping' öffnete sich die Tür, sodass ich eintreten konnte. Während der Fahrt nach oben, überprüfte ich noch einmal mein Styling im Spiegel und wartete dann, bis ich angekommen war.


Als ich die Dachterrasse betrat, konnte ich bereits Lucy von weitem lachen hören und als sie mich erblickte, stürmte sie direkt auf mich zu. Sie umarmte mich ausgelassen, so dass ich aufpassen musste, nicht umzufallen. "Alex! Endlich bist du da. Komm mit, lass uns was trinken." - "So lange habe ich nun auch wieder nicht gebraucht.", schmollte ich, doch musste direkt wieder lachen.


Meine beste Freundin gab mir ein Glas mit einer bräunlichen Flüssigkeit. "Cuba Libre...", sagte sie. "... und ich möchte dir Simon vorstellen." Oh, ihr Date. Ich wusste gar nicht, dass er heute auch hier sein sollte. Generell hatte ich keine Ahnung, wen Lucy vorhin eigentlich mit 'wir' meinte. "Hi, ich bin Alex." - "Hi Alex, ich bin Simon. Lucy hat mir schon von dir erzählt." - "Tatsächlich, hat sie das?!", grinste ich ihn an, welches er nur leicht erwiderte.


Ich setzte mich dann zu Tom, um mit diesem zu quatschen, während ich meinen Cocktail genoss. Mein Kumpel erzählte mir wieder von den Hochzeitsvorbereitungen und war davon so angetan, dass er gar nicht mitbekam, dass ich ihm nur halb zuhörte. Ich musste diesen Simon unbedingt im Auge behalten, niemand sollte meiner Lucy wehtun. Also würde ich ihn erstmal eine Weile beobachten, um zu schauen, ob er auch wirklich ein ordentlicher Kerl war und nicht nur ein Abenteuer suchte, so wie... wie... ich. Innerlich seufzte ich. Wann war ich so ein herzloser Mann geworden, der nur Sex wollte? Wollte ich das immer noch? Mein Herz wusste ganz genau, was es wollte, doch mein Kopf wusste, dass es das niemals bekommen wollte.


Ich schob diesen Gedanken wieder beiseite, blinzelte kurz und richtete meinen Blick wieder auf Simon, welcher dümmlich grinste und Lucy beobachtete. Diese unterhielt sich jedoch gerade mit Robert. Okay, wenn dieser Simon schon so verliebt dämlich grinst, obwohl Lucy ihn gerade nicht einmal schaute, schien er wohl wirklich etwas für sie übrig zu haben. Zufrieden mit meiner kurzen Recherche, bat ich unseren Barkeeper um einen weiteren Drink.


Ein paar Stunden vergingen und ich musste gestehen, dass ich mich doch ganz gut amüsiert hatte an diesem Abend, obwohl ich erst so gar keine Lust hatte herzukommen. Einige waren ziemlich angetrunken, doch bei mir blieb es heute bei zwei Gläsern, da ich schließlich morgen arbeiten musste. Mit einem Blick auf mein Handy entschied ich auch so gleich, dass es langsam Zeit wäre zu gehen. "Ich will dann auch mal. Einer muss hier ja schließlich morgen arbeiten.", sagte ich zu Lucy und streckte ihr die Zunge aus. "Hey, ich muss morgen auch arbeiten." - "Ja, aber erst nachts.", entgegnete ich ihr schlicht.


"Na gut, dann komm gut nach Hause. Ich schlafe heute bei Simon." - "Alles klar...", ich drehte mich eben, damit ich wieder zu den anderen stand. "... ich wünsche euch noch viel Spaß. Bis dann!". Ich hob noch kurz die Hand zur Verabschiedung und begab mich dann wieder zum Fahrstuhl. 


Ich wollte direkt nach Hause, doch als ich wieder in der Lobby war, überlegte ich es mir doch eben anders, denn meine Blase meldete sich. Die Personaltoiletten waren mir jetzt zu weit weg, also ging ich nur den Flur entlang, um zu den Herrentoiletten zu gelangen.


Als ich um die letzte Ecke biegen wollte, rannte jemand in mich hinein. Die Person geriet ins straucheln und ich griff schnell nach ihren Armen und zog sie an mich heran, um Halt zu geben. Dankend hielt sich die Person an meinen Oberarmen fest.


Nachdem wir wieder das Gleichgewicht gefunden hatten, blickte ich auf und erkannte, dass es Harry war. Harry... wer auch sonst. Ich schluckte, doch konnte mich irgendwie nicht lösen. Stumm starrten wir uns an, während sich unsere Arme noch gegenseitig hielten. Dieser Moment fühlte sich an, als wäre die Welt stehen geblieben. Unsere Gesichter waren nicht weit voneinander entfernt und Harrys Augen strahlten definitiv keinen Hass aus. Nur was es war, konnte ich gerade nicht definieren. 


Sein Aftershave kroch mir in die Nase und verdammt - er roch so gut. Dieser Geruch drohte wieder mein Gehirn zu benebeln, doch mein letztes Fünkchen Verstand holte mich zurück in die Gegenwart, so dass ich mich von ihm wegdrückte und "Pass auf, wo du hinläufst.", nuschelte, ehe ich mich an ihm vorbei schob und ihm noch einen letzten genervten Blick zuwarf.


Ich hatte wirklich keine Lust auf seine Beleidigungen, doch sein 'Du bist so ein Idiot' hörte ich trotzdem und stach mir wieder ins Herz. Und 'Idiot' war ja noch harmlos, zu den anderen Dingern, die er schon gebracht hatte.


Seufzend ging ich noch schnell auf die Toilette, ehe ich mich auf den Weg nach Hause machte. Doch meine Gedanke blieben weiterhin bei Harry. Warum liefen wir uns nur ständig über den Weg? Für mein zerbrechendes Herz war dies nicht wirklich schön.

Lover or Liar - Part II - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt