29. Knochige Hände

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Die Haut an den Gelenken seiner Finger war rau und rötlich. Es sah aus, als habe er sie sich irgendwo aufgeschlagen. Aber wenigstens bildete das etwas Kontrast zu der sonst so aschfahlen Farbe seines Teins. Das waren jedoch auch schon fast alle farblichen Akzente, die er besaß. Fast. Säße er nicht direkt vor mir und würde ich ihn nicht so eingehend mustern, würde ich wahrscheinlich davon ausgehen, eine Schwarzweiß-Fotografie zu betrachten. Während er nach draußen sah. Die Welt beobachtete, wie sie an ihm vorbeizog.

Er war der einzige hier, der den Kopf gehoben hatte. Alle anderen starrten auf ihr Handy. Das Handy starrte zurück. Ich sah zu ihm. Er hinaus.

Die knochigen Finger seiner rechten Hand krallten sich in seinen schmalen Oberarm. Hier und da stachen mir kaum sichtbare blaue Adern ins Auge, die sich vereinzelt über seine Arme schlängelten. Irgendwie erinnerten sie an eine Art Tattoo. Ein ganz persönliches Zeichen, das er sich in die Haut hatte stechen lassen, um sich und anderen zu zeigen, dass sehr wohl noch Blut durch seinen blassen Körper strömte. Er bestand nicht nur aus Knochen und weißer Haut. Er war ein lebendes Wesen, wie jeder in diesem Raum. Vielleicht sogar lebendiger als manch anderer hier.

Je länger ich ihn ansah, umso bunter wurde er. Alle anderen verblassten; wurden grau. Farblos. Seine Augen huschten umher. Sie waren blau. Sein Cap war schwarz, aber es waren die blau gefärbten kurzen Haarspitzen, die darunter hervorblitzen und mich zum Lächeln brachten. Blaue Adern. Rötliche Knöchel. Gelber Aufdruck auf dem grauen T-Shirt. Er war bunt. Er war Farbe. Er sah. Er lebte.

Er. Der Junge mit den knochigen Händen.

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Dieses Kapitel widme ich dem Typen mit den blauen Haaren, und knochigen Händen. Tut mir leid, dass ich dich angestarrt habe. Aber irgendwie hast du mich fasziniert. :)

KopffarbkastenWhere stories live. Discover now