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Godric's Hollow, Juli 1899



Regen trommelte gegen die schmutzige Fensterscheibe, lief in Strömen über das Glas, als würde jemand von draußen eimerweise Wasser dagegenschleudern. Der mächtige Kirschholzschreibtisch hinter der Scheibe war übersät von Pergamenten, alle vollgeschrieben in einer hohen, verschlungenen Handschrift, teilweise durchbrochen von geometrischen Zeichnungen. Auf einem der Pergamente lag eine Feder, deren Kiel noch tintenschwarz glänzte, und daneben ein schlichter hölzerner Stab, keine fünfzehn Zoll lang. Eines seiner Enden lag unter dem Unterarm eines Jungen begraben, der mit dem Kopf auf den Armen schief in seinem Stuhl hing und leise schnarchte. Sein langes, kastanienbraunes Haar breitete sich auf seinem Rücken und der Tischplatte aus wie ein schwerer Vorhang und sein Atem ging ruhig und gleichmäßig, im Einklang mit dem stetig prasselnden Regen. Der Raum, in dem er sich befand, machte den Eindruck eines einst vornehmen, nun etwas heruntergekommenen Schlaf- und Arbeitszimmers. Der Schreibtisch und der storchbeinige Stuhl, auf dem der Junge saß, waren alt und wurmstichig, der klobige Kleiderschrank von einer Staubschicht bedeckt und die Laken des einstmals stattlichen Himmelbetts mottenzerfressen. Ein kristallener Kronleuchter an der Decke tauchte den Raum in spärliches gelbes Licht. Abgesehen von den vielen Unterlagen und einem Stapel vergilbter Bücher gab es nicht viel Persönliches in diesem Zimmer, es wirkte vielmehr wie ein karges Gästezimmer einer verlassenen Pension. Nichts deutete darauf hin, dass sein Bewohner in irgendeiner Hinsicht ungewöhnlich war- nichts außer einem Käfig neben dem Schreibtisch, in dem ein prächtiger flammenfarbener Vogel saß, den Kopf ebenfalls schlafend zwischen das leuchtende Gefieder gesteckt, und natürlich der Tatsache, dass der Junge keine gewöhnliche Kleidung, sondern einen langen dunkelgrünen Umhang aus schwerem Samt trug. Keines der beiden Lebewesen regte sich, während der Regen langsam nachließ und statt schweren Wasserfällen nur noch dünne Schlieren wie träge Würmer das Fenster hinunterrannen. Dann, plötzlich, waren Schritte von außerhalb des Zimmers zu hören, die immer lauter wurden, bis mit einem heftigen Knall die Tür aufflog.

Sowohl der Junge als auch der Vogel schreckten ruckartig hoch; die Hand des Jungen zuckte instinktiv zu dem Stab unter seinem Arm. Dann sah er, wer im Türrahmen stand, und seine Haltung entspannte sich. „Albus, ich brauche Geld", sagte der andere Junge mit finsterer Miene, die Schultern hochgezogen und die stechend blauen Augen fest auf sein Gegenüber gerichtet, dem er verblüffend ähnlich sah. Beide hatten sie das gleiche lange Haar, die gleichen hellen Augen, die gleiche hagere Statur. „Ariana ist hungrig und wir haben nichts mehr zu essen."

„Oh...natürlich." Albus Dumbledore richtete sich zu voller Größe auf, rieb sich den Schlaf aus den Augen und tastete nach der Schreibtischschublade. Aus einer mit sorgfältig geschnitzten Ornamenten verzierten Holzschatulle, die er mit einem Tippen seines Zauberstabs öffnete, nahm er eine Handvoll Sickel und reichte sie seinem Bruder, der sie wortlos in einer Tasche seines schwarzen Umhangs verstaute. Die Vorderseite des Umhangs war von weißen Ziegenhaaren bedeckt und in den verfilzten Haaren des Jungen hingen vereinzelte Strohhalme. Füreinen Moment verspürte Albus das dringende Bedürfnis, sie herauszuzupfen, doch er konnte sich noch beherrschen- Aberforth hätte ihn mit bloßen Händen umgebracht, wenn er etwas Derartiges gewagt hätte.

„Weißt du, du könntest auch einmal einkaufen gehen." Statt das Zimmer zu verlassen, blieb Aberforth in der Tür stehen und starrte seinen älteren Bruder angriffslustig an. „Nur, weil du kaum was isst, heißt das nicht, dass Ariana und ich gerne hungern."

Albus rieb sich erneut die Augen, die nach wie vor vor Müdigkeit brannten, und unterdrückte ein Seufzen. „Natürlich. Entschuldige."

Doch damit gab Aberforth sich noch nicht zufrieden. „Dein ganzes akademisches Zeug ist ja schön und gut, aber was ist mit uns? Du bist doch das Familienoberhaupt, jetzt wo Mutter-"

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⏰ Ostatnio Aktualizowane: Dec 07, 2017 ⏰

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Leben und Lügen des Albus DumbledoreOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz