5. Kapitel

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„Geh einfach die Treppe nach oben. Dann kommst du auf die Tribüne", erklärte Dad mir, bevor er mit seinem Schlüssel die Tür zur Halle aufschloss.
„Kann ich mich erst umziehen? Dann kann ich nach eurem Training gleich aufs Eis", fragte ich und er nickte, während er einen Schluck von seinem Kaffee nahm. Das war doch schon Sucht.
Ich nickte ebenfalls und lief zur Kabine, wo ich mich gestern schon umgezogen hatte.

Ich ließ mir Zeit und checkte mich noch einmal im Spiegel ab. Ich mochte mich in diesen Sachen, vor allem weil sie fast komplett aus schwarz bestanden, bis auf die wunderschönen Schlittschuhe.

Die Leggins hatte eine Thermofunktion, denn auch wenn es draußen ziemlich warm war, war es auf dem Eis frisch. Meine langen Haare hatte ich in einem hohen Zopf zusammen gebunden und die schwarze Jacke saß angenehm an meinem Körper. Sie war eng, aber nicht zu eng.

Ich ging hinaus und gerade als ich die Kabinentür schließen wollte, lief ich in etwas hinein.
Ja, etwas, denn es war unglaublich hart.

Ich wollte erst anfangen, mich zu beschweren, doch dann blickte ich direkt in zwei, mir bekannte, braune Augen.

„Vorsicht, Bella", grinste Ethan und ich trat einen Schritt zurück. „Tut mir leid, habe dich nicht gesehen", murmelte ich.
Ethan sah mich ein wenig skeptisch an und ließ seinen Blick meinen Körper auf und ab gleiten. Ich wurde nervös und versuchte möglichst still dazustehen.

„Hast du vor, uns auf dem Eis fertig zu machen?", lachte er und ich war ein wenig verwirrt.
„Wieso?", fragte ich. Er sah mich amüsiert an und deutete auf meinen Körper. Klick.
„Oh. Ehm nein, natürlich nicht", lachte ich nervös. „Ich warte nur, bis ihr fertig seid. Dann gehört die Fläche mir", grinste ich mutig und sah ihm fest in die Augen, was meine Knie weich werden ließ.

„Du schaust zu?", fragte er und schien belustigt zu sein. Arschloch. „Was dagegen?", fragte ich und zog eine Augenbraue nach oben, während ich meine Arme verschränkte.
„Nicht im Geringsten. Ich lass mich von Niemandem nervös machen", sagte er und nahm eine selbstbewusste Position ein.
Ich schüttelte leicht mit dem Kopf. „Dito", sprach ich und lief an ihm vorbei, jedoch nicht ohne ihn an der Schulter zu rempeln. Wenn ich nur wirklich behaupten könnte, dass ich mich nicht nervös machen ließ.

„Das gibt eine Strafe wegen übertriebener Härte, Freulein", rief er mir hinterher, aber ich grinste nur und zeigte ihm den Mittelfinger über meine Schulter. Keine Ahnung, warum ich auf einmal so drauf war, aber er sollte nicht denken, dass ich irgendein kleines Mädchen war, das sich alles gefallen ließ.

Als ich auf der Tribüne saß und Stimmen vernahm, erhob sich mein Blick. Die komplette Mannschaft und mein Dad waren gerade auf dem Weg zur Eisfläche. Jetzt wurde es ja interessant.
Bis jetzt war ich bei zwei Spielen in meinem ganzen Leben dabei. Aber wie so ein Training ablief, wusste ich bisher noch nicht. Jedenfalls hatten sie nur die Hälfte der Montur an, die sie bei Spielen trugen.

Das alles war sicher unglaublich schwer. Klar, ich konnte Eislaufen und war sehr sicher dabei, jedoch wüsste ich nicht ob ich mit einem Gegner, einem Puck und einer Ausrüstung klar kommen würde, die mein Körpergewicht um zehn Kilogramm erschweren würde. Das war irgendwie bewundernswert.

„Lauft euch warm! Fünf Minuten! Danach alle auf einen", rief mein Dad und die Jungs gehorchten. Alle liefen los, in eine Richtung und um ehrlich zu sein, sah es aus wie ein Haufen Flöhe.
Über meine eigenen Gedanken musste ich unwillkürlich lachen.

Mit alle auf einen meinte mein Dad scheinbar, dass alle hintereinander auf den Goalie schießen.
Meine Aufmerksamkeit galt allerdings nur einem auf dem Eis. Ethan. Trikotnummer sieben.
Er schien extrem konzentriert. Bewegte sich elegant, jedoch auch hart übers Eis und schoss den Puck, neben ein paar anderen, sauber und geschickt ins Tor. Der Torwart war gut, keine Frage.
Doch wenn zweiundzwanzig Mann auf einen einschießen, ist es irgendwo logisch, dass er nicht alle halten kann.

number seven || GERMANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt