8.Kapitel

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An diesen Tag sah ich noch viele andere Sachen. Und wie schon erwähnt ,waren darunter erfreuliche oder unerfreuliche, die sich tief in mein Gehirn gegraben hatten und nun vermochte ich sie nicht wieder zu vergessen.
Zum Beispiel hielt ich an diesen Tag zum ersten Mal Vaters Hand, die überraschenderweise warm und sanft war. Nicht wie oft in meinen Fantasien , rau und kalt....
Zum ersten Mal sprach er mit einem angenehmen Lächeln zu mir ...

,,Nun ,meine Tochter. Ich traue dir noch nicht so ganz, deshalb werde ich dich testen. ''
An dieser Stelle hatte er zum Lächeln aufgehört.
,,So habe ich mir überlegt, dass ich, anstatt deiner Schwestern, dich in die Mädchenschule schicke. Da ich die Beiden sowieso schon angemeldet habe ,kann ich eine Anmeldung absagen und eine auf deine Daten umändern. Das heißt, dass wir schon heute aufbrechen .
Ich erwarte dich um 15 Uhr am Eingangstor.
Solltest es dir nicht gelingen mich zu mit deinen Leistungen, die du in der Zukunft vollbringen wirst, zu befriedigen, kann es zur schlimme Folgen kommen.  ''

,,War das ein Befehl ,Vater?''

Er lachte leise auf.

,,Natürlich, meine Kleine.
Ich wiederhole meine Wunsche gerne noch einmal, damit du sie dir ganz genau einprägst...
Ich will, dass du in die Geschichte eingehst ,meine Tochter. Ich will, dass du den Namen Rhythm in den ganzen Galaxie verbreitest ,...so sehr und so weit, dass keiner es jemals wieder vergessen wird!''

,,Ja, Vater.''

,, Merke dir ,Tochter. Ein Rhythm bricht niemals sein Wort. Viel Erfolg und enttäusche mich ja nicht!''

Zum ersten Mal hatte er mich ,,meine Kleine'' oder ,,meine Tochter'' genannt und zum ersten Mal hatte er über  meinen Kopf gestrichen und dabei sanft gelächelt.
Doch in seinen Augen brannten etwas anderes. Eine Flamme....eine Flamme voller Wahn und Gier...
Ich weiß noch , dass ich damals ebenfalls gelächelt hatte. Ohne Gefühle...genauso wie eine Untote, die ich seit damals in der Nacht davor wurde...

Zum ersten Mal sah ich ,wie ein Koffer gepackt wurde.
Ich merkte mir alle Bewegungen , die Maia durchgeführt hatte um die Kleidungen von mir sorgfältig zu falten.
Wer weiß, dachte ich mir damals...vielleicht würde ich es später einmal brauchen...
Ich konnte mich noch erinnern, wie ich Ms.Maia gebeten hatte mein Lieblingsbuch ,,Jane Eyre'' unter den Kleider verschwinden zu lassen.
Ms.Maia hatte sehr besorgt ausgesehen. Sie hatte mich gepackt und gefragt was los war.
Wieso sie mein Hab und Gut einpacken musste.

,,Oh Gott...Mr. Rhythm möchte Sie doch nicht etwa auch auf diese grässliche Mädchenschule schicken oder? Gemeinsam mit Euren Schwestern. Das geht nicht!! Sie sind doch viel zu jung dafür!  Sie haben keine Chance! Wenn schon Eure Geschwistern kaum eine Chance haben...'', sie schluchzte los.
Ich hatte kurz meine winzige Hand auf ihre Wange gelegt und hatte ihr schweigend ein Taschentuch überreicht.
Dann hatte ich gelächelt und gesagt:

,,Keine Sorge Ms.Maia. Wir werden nicht dorthin gehen.''

Zuerst hatte sie mich verdattert angeschaut. Dann huschte ein strahlendes Lächeln über ihr verweintes Gesicht.
So ein Lächeln hatte ich auch zum ersten Mal gesehen. Ich hatte bezweifelt, dass im dieses Haus jemals so ein strahlendes Lächeln geben würde. Aber ich hatte mich auch gewundert. Wieso freute sich Ms.Maia so sehr diese Nachricht zu hören? Sie war nicht in diesen Sachen verwickelt gewesen, aber wieso freute sie sich so sehr für uns? Sie war nur ein Hausmädchen... ihr Ziel ist es Geld zu verdienen und dann abzuhauen wenn sie genug hatte...wie ihre Vorgängerin...wie mein Vater...sie erwarten immer etwas von dir damit sie dich überhaupt ansahen. Sonst hattest du keinen Wert für sie. Sonst warst du ihnen egal....bis du sie wieder was bitten konntest... . Und deshalb hatte es mich damals so verwirrt...

Ja .... ab da hatte ich gemerkt wie gemein die Welt eigentlich war...und deshalb werde ich niemand mehr lieben ,nicht einmal mehr meine Schwestern, um nicht wieder verletzt zu werden.
Sagen wir, dass ich mein Leben nun geopfert hatte ,als Gegenleistung ,wie alle es von mir erwarteten. Denn ich wollte niemanden...nicht einmal eine einzige Person ... jemals in Schuld stehen...niemals.
Und deshalb, liebe Schwestern, habe ich das nicht für euch getan...sondern für mich...und nun stand ich nicht mehr unter euren Schuld...ebenfalls auch nicht hinter euren Schatten.

Ich nahm meine Tasche ,die neben den großen Koffer lag.

,,Wirklich nicht? Das sind wunderbare Neuigkeiten! Ich werde sofort ihnen das...''

,,Sondern nur ich werde gehen, Ms. Maia.''

Dann öffnete ich, mit großen Anstrengungen , schnell die Tür und ging in die Richtung des Eingangstor, denn mir blieben nur noch 10 Minuten, bis die Uhr 15:00 schlägt.
Ich rief noch über meinen Schultern Ms.Maia zu :

,,Bitte, bringen Sie sofort mein Koffer zum Tor. Das ist ein Befehl, Ms.Maia!''

Das war das erste Mal , dass ich so etwas sagt hatte und es war ebenfalls das erste Mal gewesen, dass ich in so einen kalten Ton gesprochen hatte.

Vater wartete schon ... mit unserem Kutscher.
Beide hatten Reisegewand an. Ms.Maia , die vollkommen betäubt, hinter mir gestolpert kam, hatte den Koffer den Kutscher  überreicht und  war verschwunden.
Vater hatte mich in den Händen genommen und hinaus in den Garten geführt.

,, Ich glaube, du weißt ,wieso wir uns beeilen müssen ,nicht wahr?'', fragte Vater, kaum als wir draußen waren.

,,Natürlich ,Vater. Wir wollen ja nicht zu viel Aufmerksamkeit wecken. Besonders nicht von meinen geliebten Schwestern.''

,, Ganz genau. Ich wette, dass Ms.Maia schon unterwegs ist um ihnen das mitzuteilen.''

,,Da möchten Sie recht haben.''

Wir erreichten nach ein paar Metern, die Kutsche, die über den Boden schwebte. Das Metall glänzte in den Sonnenlicht und obwohl ich Regenwetter lieber hatte, hatte ich diesen Anblick gemocht...
den riesigen wunderschönen Garten , die viele schwebende Statuen aus Gold, die schneeweiße Mauer, die uns vom Außenwelt abgrenzt und das wunderschön verzierte Goldtor.

Dann schloss ich die Augen und war bereit ,dass alles hier zurück zu lassen.
Das Haus, den Garten, Ms.Maia, meine Schwestern...
Ich stieg ein und Vater hinterher....

Das Letzte ,was ich noch von meinem Heim noch sah ,bevor das meterhohe Gartentor hinter die Kutsche schloss , war das weiße Villa mit ihren unzähligen Fenstern. Jene, die unzählige dunkle Geheimnisse verbargen. Jene die diese nicht aus der Villa lassen würde. Für immer und ewig einsperrten und wenn ich einmal hinaus geschaut habe, bildete ich mir ein ,nach Einbruch der Dunkelheit, in den Spiegelungen die letzten drei Jahre meines jämmerlichen Lebens noch einmal zu erblicken, bis ich es einfach nicht mehr ertrug ... und nun, in jenen Augenblick,  hatte ich geglaubt, hinter einen davon ,die emotionlosen Augen meiner Mutter erkennen zu können.

Ebenfalls sah ich noch wie die Haustür, aus schwerem Holz ,noch einmal aufging und zum ersten Mal hatte ich die Tränen meiner beiden Schwestern erblicken durfen, die herausgestürzt kamen, als das sich Gittertor mit einem Knarren schloss und die Kutsche sich in die Lüfte erhob. Was für eine Verschwendung, dachte ich mir damals... für mich zu weinen, die euch nur mehr Leid zugefügt hatte. Wieso... wieso habt ihr nicht für euch geweint? Für eure Leben, die genauso jämmerlich war wie meine. Nicht einmal ein einziges Mal meines Lebens habe ich euch weinen sehen. Weder vor Schmerz ,noch vor Wut... Wieso aber jetzt? Für mich... für so etwas Unbedeutendes... . Die Antwort darauf habe ich, aber nie bekommen....

Ich erinnerte mich noch wie ich
zum ersten Mal  sie lächelnd und tiefverwirrt,  zugewunken hatte...ein Zeichen der Abschied, das ich seit damals so sehr verabscheuert hatte.

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