Kapitel 1

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»Wie viele wissen von diesem Vorfall?« Mein Vater sitzt auf dem Thron. Dabei hat er den Ellenbogen auf seinem Oberschenkel und den Kopf auf seiner Hand abgestützt. Die dunkelbraunen Haare hängen ihm in der Stirn und sein Vollbart umrahmt die schmalen Lippen.

»Nur ich und die Mutter des Knaben«, antwortet mein Lehrer Pierre, hinter dessen zierlichen Körper ich vergeblich Schutz suche.

Kopfschüttelnd richtet sich mein Vater auf. Dabei wirkt er wie ein Riese, der seine Arme einschüchternd angespannt hat. »Niemand darf davon erfahren.«

»Natürlich nicht, Eure Majestät.«

»Ich will sie und ihren Sohn unverzüglich sprechen. Schickt einen meiner Diener und informiert sie darüber, dass ich sie am großen Brunnen treffen werde.«

Pierre neigt ehrfürchtig seinen kahlen Kopf. »Sehr wohl.« Während er sich langsam entfernt, fühle ich mich meinem Vater schutzlos ausgeliefert.

»Wie konntest du nur?« Ich kann ihm ansehen, dass ich ihn zutiefst enttäuscht habe.

»Es geschah aus reiner Neugier«, erkläre ich mich beschämt, aber davon will er nichts hören. Angewidert rümpft er die Nase.

»Du warst also neugierig? Worauf? Ob es einen Unterschied macht, ob du einen Jungen oder ein Mädchen küsst?«

Unsicher nicke ich.

»Es macht einen Unterschied«, ermahnt mich mein Vater harsch. »Nur eine Frau wird dir Erben schenken. Nicht der Sohn irgendeiner Kammerzofe!«

Wie benommen schaue ich ihm in die braunen Augen. Ich bedaure zutiefst, was ich getan habe, auch wenn es sich nicht falsch angefühlt hat. Schließlich mag ich Noel, sonst wäre das alles nicht passiert. »So etwas wird nie wieder vorkommen, Vater.«

»Das hoffe ich. Solch ein Verhalten schickt sich nicht für einen jungen Mann und schon gar nicht für einen angehenden König.«

»Es tut mir leid.«

»Eine Entschuldigung reicht nicht! Die Augen des Volkes sind auf uns gerichtet. Du solltest deinem Ansehen nicht schaden, wenn du ihre Gunst willst.«

»Ich wollte weder dich noch das Volk verletzen.«

»Dann sorge dafür, dass sich Derartiges niemals wiederholt.«

»Selbstverständlich, Vater«, erwidere ich und verneige mich vor ihm. Während ich dem Thron den Rücken kehre, brennen diese Worte ein Loch in meine Seele. Es fühlt sich an, als hätte ich ihm ein Versprechen gegeben. Einen Schwur, der mein Herz in Ketten legt und mich zwingt, Noel fernzubleiben.

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»Haltet das Schwert etwas höher.« Pierre nickt mir auffordernd zu. Ich hebe mühsam die Klinge. Wir trainieren seit etwa einer Stunde und die Sonne brennt erbarmungslos auf uns herab. Der Sand des Übungsplatzes ist aufgeheizt und die Sommerluft flimmert über dem trockenen Boden.

»Ihr müsst Euch konzentrieren.«

»Es ist zu heiß«, stöhne ich. Mit der freien Hand wische ich mir den Schweiß und einige meiner dunkelbraunen Haarsträhnen von der Stirn.

»In einem echten Kampf wird niemand auf so etwas Rücksicht nehmen.«

Unversehens attackiert er mich, doch ich weiche gekonnt aus.

»Schneller!«, fordert Pierre und geht daraufhin energischer auf mich los.

Unsere Klingen kreuzen sich. Ich schaffe es, ihn abzuwehren. Mehrmals stoße ich ihn von mir, bis ich für einen Augenblick abgelenkt bin. Ich begreife nicht, was geschieht, als mich ein harter Schlag trifft und ich zu Boden gehe. Blinzelnd sehe ich zu meinem Lehrer hinauf, dessen Schwertspitze auf meinen Hals gerichtet ist.

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⏰ Ostatnio Aktualizowane: Aug 31, 2019 ⏰

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Die Last der Krone (Leseprobe)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz