35 - Müde

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° Niall Horan - This Town °

„Ich kann es nicht fassen das du ein Motorrad hast, aber nie damit fährst", murmelte ich fassungslos und ließ mich auf seinen braunen Stuhl fallen. Aiden setzte sich auf sein Bett und musterte mich. „Du siehst mich nur in der Schule. Also kannst du so was nicht sagen." Er schmiss sein Handy neben sich hin und kniff seine Augen leicht zusammen. „Ich warne dich nochmal, wenn du auf die Idee kommst herumzuschnüffeln, dann schmeiß ich dich aus dem Fenster."

Unschuldig hob ich meine Arme in die Luft und schaute mich in seinem dunkeln Zimmer um. „Ich glaube nicht das man hier wirklich herumschnüffeln kann", antwortete ich. Aidens Zimmer sah anders aus, als von den anderen Jungs in seinem Alter. Sein Zimmer wirkte reifer und irgendwie unbewohnter, unpersönlicher. Es hingen an den Wänden keine Fotos, Poster von seinen Lieblingsbands, oder ähnliches. Es waren hier einfach Möbel drinnen. Als wir das riesige Haus betraten hatte Aiden extra das Licht nicht angemacht, damit ich nicht wirklich was sehen konnte. Er verhielt sich so, als ob er hier Gefangene verstecken würde und all das Top Secret wäre.

Ich beobachtete Aiden, wie er sich auf sein Bett legte, die Arme hinter dem Kopf verschränkte und zur Decke schaute. Sein Bett wirkte ziemlich gemütlich und weich, so dass ich mich nicht beherrschen konnte, einfach aufstand und mich neben ihn legte. Bedacht krabbelte ich langsam zu ihm, um zu schauen wie er reagieren würde, aber er reagierte gar nicht. Ich ließ noch genügend Platz zwischen uns, als ich mich hinlegte und ihn anstarrte. Leise seufzte ich auf, als ich den Zitrus Geruch wahrnahm.

Aiden nahm seinen Blick von der Decke ab und schaute mir in die Augen. „Findest du es auch beschissen, wie alle Menschen an Tagen wie heute so tun als ob alles perfekt wäre, jeder jeden mag und mehr Hoffnungen haben ein Stück Liebe zu spüren?"

Überrascht zog ich meine Augenbrauen in die Höhe und schaute zur Decke. Seine Frage brachte mich leicht zum grübeln. „Ich weiß es nicht...", flüsterte ich. „Vielleicht brauchen Menschen manchmal solche Tage."

Ich drehte mich mit meinem Körper zur Seite und starrte in grüne Augen. „Das ist doch kompletter Bullshit", spottete er und schüttelte mit dem Kopf. „Man macht sich was vor und denkt das alles besser ist, aber wenn die Nacht vorbei ist, der Morgen kommt realisiert man das all das nicht echt war. Man hat sich selbst etwas vorgespielt." Er machte eine Pause und musterte mich. „Einige denken das es ab dieser Nacht besser werden könnte, obwohl man weiß das es nicht so wird. Man lügt sich selber an."

„Eine Nacht positiv zu denken, eine Nacht sich gut zu fühlen und Spaß zu haben ist manchmal das einzig gute was einem bleibt. Eine Nacht so zu leben ist besser als gar keine Sekunde so zu leben", widersprach ich ihm und versuchte seine Mimik zu analysieren. Er wirkte, als ob er über sich reden würde.

„Das ist trotzdem dumm", brummte er und fuhr sich durch seine Locken. „Ich fahre dich in einer halben Stunde wieder nach Hause. Ich werde langsam müde und ich glaube du auch."

Als Antwort nickte ich nur und beobachtete Aidens Seitenprofil, als er wieder nach oben schaute. Ich fragte mich, warum Aiden so war, wie er war. Warum er es nicht zu ließ, dass Menschen aus unserer Schule ihn kannten. Ob er bei seiner Art überhaupt Freunde hatte. Er hatte mir erzählt das ein Freund von ihm bei mir in der Gegend lebte. Vielleicht war auch das gelogen.

„Star mich nicht so angestrengt an."

Mit aufgerissenen Augen schaute ich in seine Augen und merkte wie mein Körper sich erhitzte. „Ich wollte... nur auf Toilette gehen", antwortete ich und versuchte mir die Peinlichkeit nicht anmerken zu lassen. Aiden seufzte auf und schaute auf die Uhr. „Hältst du es bis zu Hause aus?"

Ich schüttelte mit dem Kopf.

„Zweite Tür rechts."

Dankend stand ich auf. Das ich auf Toilette musste war nicht gelogen. Nur konnte ich es bis zu Hause aushalten. Ich öffnete die Badezimmertür und suchte nach dem Lichtschalter. Das erste was ich sah, waren die hellen Fliesen auf denen ich stand und wie das Badezimmer komplett glänzte. Bei dem Anblick klappte mein Mund auf. Ich schloss die Tür hinter mir und drehte eine kurze Runde im Badezimmer. Heilige Maria, das kostete mehr als unser ganzes Haus. Selbst die Wände glänzten.

Zurück in Aidens Zimmer, drehte ich mich zum Bett um, als ich die Tür ins Schloss fallen ließ und erkannte wie seine Augen zu waren. Mit schnellen Schritten ging ich aufs Bett zu und setzte mich neben ihn hin. Er war doch nicht wirklich eingeschlafen? Ich kam ihm mit meinem Kopf näher und musterte ihn genauer. Sein Atem ging gleichmäßig. Er war tatsächlich eingeschlafen.

Ich war gerade mal fünf Minuten weg gewesen. Wie konnte er so schnell einschlafen? Sollte ich ihn aufwecken, oder schlafen lassen? Vielleicht sollte ich einfach auch versuchen zu schlafen. Ich legte mich neben ihn hin, jedoch mit so viel Abstand wie es auf seinem großen Bett ging.

Es fühlte sich ungewohnt an und es war auch nicht wirklich gemütlich mit normalen Klamotten zu schlafen. Vor allem nicht mit einem BH. Aber das letzte was ich wollte war ihn aufzuwecken, damit er mich nach Hause fahren würde, deswegen nahm ich mein Handy und checkte meine Nachrichten. Hunter hatte mir vor einer halben Stunde geschrieben.

Kann ich vorbei kommen und mit dir reden?

Nervös schaute ich auf mein Handy und merkte wie mein Hals trocken wurde. Ich musste ihm antworten. Ich war schon auf die Nachricht gegangen und das würde er sehen. Verflucht sei diese Funktion. Mit kalten Fingern antwortete ich ihm.

Ich bin gerade zu müde. Schlaf gut, Hunter.

Danach schrieb ich noch ein paar Freunden, schaltete mein Handy aber aus, als meine Augen erschöpft vom Display waren. Ich versuchte einzuschlafen und wälzte mich wahrscheinlich 20 Minuten im warmen Bett. Die Tatsache, dass Aiden direkt neben mir lag machte die Situation auch nicht besser. Gerade lag ich auf der rechten Seite und entschied mich dazu auf den Bauch zu legen, als ich plötzlich einen Hand auf meinem Rücken spürte. Sofort drehte ich mich zu Aiden um, der immer noch seine Augen geschlossen hatte, aber nicht mehr gleichmäßig atmete. Er legte seinen Arm um mich herum und zog mich an sich heran.

Überraschend schaute ich auf seine Arme, die sich um meinen Körper geschlungen haben. Ich hob meinen Kopf leicht hoch und wusste nicht wo ich ihn platzieren sollte. Meinen Kopf lehnte ich gegen seine Brust und atmete seinen angenehmen Geruch ein. Und egal wie sehr ich meine Gefühle überspielen konnte, konnte ich nichts gegen mein Lächeln und dem Kribbeln im Bauch machen. In seinen Armen fiel ich schnell in einen festen Schlaf.


Living a stormWo Geschichten leben. Entdecke jetzt