Kapitel Sieben

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So gut es ging versuchte ich mich auf meine Auftritte zu konzentrieren und darauf, die Männer im Publikum zu verzaubern, so wie jedes mal. Doch in Wahrheit konnte ich es nicht, den je näher die Mitternachtszeit rückte umso nervöser wurde ich. Zu meinem Glück konnte ich meine Choreografien bereits im Schlaf, denn mich noch einmal von der Chefin zusammenstauchen zu lassen, hätte ich nun wirklich nicht überlebt. Mindestens zehn Minuten lang hatte sie mich angebrüllt, geflucht und mich noch mehr angeschrien. Und auch danach war sie nicht gerade gut auf mich zu sprechen. Sie erdolchte mich regelrecht mit ihren Blicken. Unheimlicher hätte das ganze nun wirklich nicht sein können.

Angelique hatte zu ihren Teil eingewilligt in dieser Nacht auf Lisa aufzupassen. Sie hatte mir stolz auf die Schulter geklopft, dass ich diesen Schritt endlich gewagt hatte, aber eigentlich hatte ich keine andere Wahl gehabt.

Jedenfalls stand ich nun in meiner Garderobe und war mit einem mal ganz hibbelig. Kurz vor einem Anfall ging ich im Raum auf und ab und raufte mir immer wieder die Haare. Verdammt, ich wusste nicht einmal, wieso ich mich so verhielt. Vielleicht weil Kian dieses mal nicht da war, um meine Show zu sehen. Vielleicht, weil er in diesen Moment am Hintereingang auf mich wartete. Vielleicht aber auch, weil ich keinen blassen Schimmer hatte, was er vor hatte.

>>Großer Gott, jetzt halt doch endlich mal still, oder ich werde gezwungen sein dir die Beine zu brechen<<, zischte Angie genervt und ließ ihre Hand laut auf ihren Schminktisch fallen.

>>Ja, tue es! Dann muss ich nicht mit.<<

Die Tänzerin benetzte ihre Lippen und drehte sich auf ihren Stuhl zu mir herum. >>Oh nein, dieses mal wirst du nicht kneifen. Du wirst mit ihm gehen, dich von ihm flachlegen lassen und dann ist die Sache geklärt. Ich halte dieses ganze hin und her zwischen euch so langsam nicht mehr aus.<<

Was sollte ich denn sagen? Sie war nicht diejenige, die in meiner Haut steckte. Sie war nicht diejenige, deren Körper sich mit jeder Pore nach seinem sehnte. Sie musste sich dieser Tortur nicht unterziehen, sondern ich. Das alles waren meine persönlichen Qualen. Qualen, die ich mir selbst zuzuschreiben hatte. Eigentlich war es seine Schuld. Nein.. Die seines bescheuerten Freundes, der ihn vor über einem halben Jahr in den Club gezerrt hatte. Ja, genau.. es war seine Schuld, dass er gerade dann auftauchen musste, wenn ich die Bühne betrat. Seine Schuld, dass mein Körper, meine Sinne von diesen verfluchten Augen eingenommen wurden.

Nein, das war doch vollkommener Schwachsinn. Ich konnte diesen Mann nicht die Schuld dafür geben. Ja, so tief war ich durch meine Verzweiflung bereits gesunken. Ich gab irgendeinen fremden Kerl die Schuld für meine Dummheiten. Ich benahm mich wirklich lächerlich. Da hätte ich mich lieber weiter von Jenevieve anschreien lassen können.

>>Komm schon Joy, du bist eine der mutigsten Frauen die ich kenne. Du willst doch nicht wegen diesen Typen kneifen? Zeig mal deine Eier und geh da raus.<<

>>Ich kann dir den hier zeigen<<, erwiderte ich und machte das alles mit meinem Mittelfinger deutlicher. Aber sie hatte recht. Ich hatte mich nun mal darauf eingelassen, also durfte ich jetzt nicht kneifen. Ergo: Keine dämlichen Schuldzuweisungen mehr, die Schultern straffen, Arschbacken zusammen und los. Sogleich schnappte ich mir meine Tasche und tätigte erste Schritte zum Ausgang hin, bevor ich doch noch meinen Mut verlieren würde.

>>Ja, das ist mein Mädchen. Und vergiss nicht zu verhüten<<, legte sie mir bei. Im ernst, am liebsten hätte ich ihr eine übergezogen und wahrscheinlich hätte es mir auch geholfen, aber dafür hatte ich keine Zeit. Später vielleicht.

>>Das wird nicht passieren<<, meinte ich und hörte Angie gleich lachen. Sie glaubte mir nicht, aber um ehrlich zu sein, glaubte ich es irgendwie auch nicht. Wir beide wussten, was für eine teuflische Anziehung zwischen Kian und mir herrschte. Wir zwei alleine.. Das würde nie gut gehen, dessen war ich mir deutlich bewusst. Ich wusste also nicht was diese Nacht noch mit sich bringen würde, weshalb ich eigentlich auf alles gefasst war.

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