Kapitel 20

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Als ich begreife, was gerade geschieht, schiebe ich Alex erschrocken von mir, und sehe in ihr verblüfftes Gesicht. "Was ist los?"

Was los ist? Das, was wir gerade hier tun, ist verdammt nochmal falsch! Sie ist meine beste Freundin und die sollte ich auch nicht küssen.

Ich sollte ja nicht einmal solche Gefühle haben.

"I-ich...es tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was da gerade passiert ist.", murmle ich vor mich und schüttle den Kopf, um wieder etwas klar zu werden. Plötzlich spüre ich ihren Arm um mich. Sie lächelt mich einfach nur an.

Aus Mitleid? Weiß sie, was mit mir los ist?

Na ganz toll, auf die Mitleidstour habe ich nun wirklich keine Lust...

"Mia, es ist doch alles gut." "A-aber...wir haben uns geküsst?", frage ich unsicher. Was soll denn daran bitteschön gut sein? Sie zuckt nur mit den Achseln. "Und? Also mich hat es jetzt nicht gestört. Dann ist es eben passiert, ist doch nichts Schlimmes." "Wir sind aber Freunde." "Sag mal, wie durcheinander bist du denn?", meint sie lachend und nimmt mein Gesicht in ihre Hände.

Alex haucht mir einen Kuss auf den Mund. "Es ist alles in Ordnung, Mia.", wiederholt sie und streicht mit ihren Daumen über meine Unterlippe.

Okay, jetzt ist der Moment, wo ich gar nichts mehr verstehe. Und dass sie diese Sache mit meiner Lippe macht, hilft auch nicht gerade, einen klareren Kopf zu kriegen.

"A-alex, bitte. Lass das mal kurz.", bitte ich sie und rücke ein bisschen von ihr ab. Sie mustert mich verwirrt. "Was ist denn los? Bin ich eine solch schlechte Küsserin, dass selbst ein kleiner Kuss grausam ist?" Ich lache beinahe schon spöttisch auf. "Du hast doch keine Ahnung, was du mit deinen Albereien angestellt hast. Erst raubst du mir meinen ersten Kuss, dann spielst du mit mir weiter deine bescheuerten Spielchen...Ist dir eigentlich klar, dass ich nicht einer deiner dummen Typen bin, mit denen du flirten kannst, wie du willst?" "M-mia, es tut mir leid. Du hast das ganz falsch aufgefasst. Ich-" "Ganz ehrlich, ich verstehe dich einfach nicht. Du machst mir dieses tolle Frühstück, um dich bei mir zu entschuldigen, und dann..."

Scheiße, wir haben wie wild miteinander geknutscht!

Kurzentschlossen stehe ich auf und will nach oben gehen, doch sie hält mich am Handgelenk fest. "Jetzt beruhige dich doch bitte. Du bist verwirrt, das verstehe ich, ich bin es auch. Aber ich mag dich-", Wow toll, sie mag mich. Schön in die Freundezone gerückt worden, "ich mag dich sogar sehr. Nur irgendwie willst du das nicht ganz wahrhaben." "Alex, wie soll ich dir glauben, dass du mich 'sehr magst', wenn es jetzt so plötzlich kommt? Ich habe mich gestern vor dir geoutet, seitdem hast du mich öfters geküsst, als ich mir je erträum...Ähm, es passt einfach nicht. Und es tut mir leid, aber ich kaufe dir das auch nicht ganz ab. Wahrscheinlich findest du es nur spannend, eine Lesbe als beste Freundin zu haben, und willst dich ausprobieren. Dafür bin ich aber leider nicht verfügbar."

Ich reiße meinen Arm los und laufe nach oben, froh darüber, dass sie mir nicht folgt. Mir ist durchaus bewusst, dass ich sie wahrscheinlich mit meinen Worten verletzt habe, aber ich bin nun mal auch verwirrt! Und so ein naher Umgang mit Alex macht es einfach nicht besser. Es blieb mir nichts anderes übrig, als sie irgendwie von mir zu stoßen.

Seufzend gehe ich in ihr Zimmer, wo ich gestern Abend meine Klamotten auf den Stuhl abgelegt habe. So schnell wie ich kann ziehe ich mich um und verschwinde dann im Bad, um mich frisch zu machen. In Lichtgeschwindigkeit putze ich mir die Zähne und käme mir durch die Haare.

"Willst du noch etwas essen?", höre ich Alex von unten rufen und zucke zusammen. "Ä-ähm, nein. Mum hat mir geschrieben, dass ich nach Hause kommen soll." "Du musst nicht lügen, Mia. Sag einfach, wenn du gehen willst...Und außerdem liegt dein Handy hier unten."

Scheiße, das wird ja immer peinlicher!

Warum muss das auch alles so kompliziert sein?

Gut, vielleicht mache ich auch mehr Drama als nötig ist...aber Gott, das hat schon so lange an mir gezehrt und dass sie plötzlich sich so gegenüber mir verhält, verunsichert mich auf eine gewisse Weise.

Das ist einfach nicht sie. Und ich will nicht als Versuchsobjekt benutzt werden. Außerdem hing sie noch vor ein paar Tagen an Philipps Lippen, da ist es doch normal, dass ich ihr plötzliches Interesse an mir verwunderlich finde.

Ich kneife mir in die Wangen, um ein bisschen Farbe zu gewinnen, und gehe dann nach unten. Alex ist wie es scheint in der Küche und räumt den Tisch ab. "Entschuldige, dass du dir jetzt so viel Mühe umsonst gemacht hast.", meine ich und lehne mich am Türrahmen an. Sie lächelt in meine Richtung und zuckt mit den Achseln. "Es ist okay, Mia, wirklich. Ich habe dir etwas zu essen eingepackt, damit du nicht ganz verhungert nach Hause gehst."

Mein Blick fällt auf die Dose, die auf dem Tisch steht, und ich kann mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. "Dankeschön, das wäre aber nicht nötig gewesen." "Mach keine große Sache daraus, ich habe nur das Frühstück, was ich für dich gemacht habe, eingepackt, damit du etwas auf die Rippen bekommst. Außerdem finde ich es zu schade, das ganze Essen wegschmeißen zu müssen."

Alex nimmt sie und hält sie mir hin. Als ich aber nach ihr greifen will, zieht sie ihren Arm zurück. "Versprich mir aber noch etwas, bevor du wahrscheinlich wieder für mehrere Tage, vielleicht sogar Wochen, aus meinem Leben verschwindest." Ich sehe sie fragend an, während sich mein Herz zusammenzieht. "Denk bitte über die ganze Sache nach, Mia. Du bedeutest mir wirklich sehr viel und ich weiß, dass ich in deinen Augen auch nicht nur die 'beste Freundin' bin."

I can't believe it [girlxgirl] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt