"Ach kommt schon, wie alt seid ihr bitte?!"
"Man ist nie zu alt für Trinkspiele und das wird lustig!"
"Ganz lustig wird es bestimmt, wenn ich wieder eine hässlige Kackbratze abschlecken darf!" Die anderen versuchten mich seit 10 Minuten zu einem Trinkspiel zu überreden, um genau zu sein hatte jetzt jemand die Idee, Ich hab noch nie zu spielen, das ist ja schließlich noch ganz harmlos. Ich denke man hat gemerkt, dass ich Trinkspiele nicht besonders mag, oder? Um genau zu sein, hasse ich sie wie die Pest. Es gibt nichts schlimmeres als angetüddelt auf dämliche Fragen zu antworten, in dem Fall, eher trinken, aber das ist ja egal, am Ende bereut man sowieso, dass man überhaupt zu dieser Party gekommen ist.
"3 Shots, danach bin ich raus." Ließ ich mich dann doch überreden und setzte mich zu den anderen auf die Decke. Mittlerweile hatten wir das Schlachtfeld auf dem Tisch verlassen und sind etwas tiefer gerutscht, genauso wie das Niveau einiger Menschen hier. Will ja keine Namen nennen.
"Ich fang an!", erklärte sich der mittlerweile schon wieder etwas nüchterne Tom bereit. Oli hatte ihm anstatt dem Wodka einfach Wasser gegeben, hat den Guten nicht wirklich interessiert.
"Ich hab noch nie Wodka getrunken!" Alle Hände fanden ihren Weg zu den Shots und kippten ihn herunter. Das war ja auch wirklich nicht überraschend.
"Lucaaaaaa du bist!" Ach ja, der saß ja auch noch hier, erstaunlich nüchtern sogar, ich bin begeistert.
"Okay, also, ich hab noch nie einer Lehrerin auf den Arsch gestarrt." Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich die Jungs, einschließlich Louis, an, die jetzt schon wieder einen Shot runterstürzten.
"Das ist jetzt nicht euer Ernst! Welcher Lehrerin habt ihr denn bitte auf den Arsch gestarrt?" Im Geiste ging ich alle unsere Lehrerinnen durch, aber ich fand wirklich keine, bei der es berechtigt war, dass man ihr auf das Hinterteil klotzte.
"Die Referendarin. Man Schwesterherz du solltest nicht immer so träumen, dann wüsstest du auch, wie heiß die ist." Begann er nun zu schwärmen und wandte sich an die anderen Jungs, die derselben Meinung waren.
"Sorry, aber ich steh nicht auf Frauen, kann das also nicht beurteilen", meine ich nur schulterzuckend und holte meine Sweatjacke aus meiner Tasche. Es war nur etwas kälter geworden, aber wir haben immerhin schon Anfang September und dann ist mir das nur im Top doch etwas zu frisch.
Das Spiel ging noch munter weiter und nach drei Shots bin ich dann auch wirklich ausgestiegen, schließlich habe ich morgen ein Turnier zu gewinnen. Apropos Turnier, wo steckt denn mein Turniertrottel überhaupt?
"Wo ist eigentlich Louis?", fragte ich ganz nebenbei in die Runde. Die meisten waren jedoch zu beschäftigt dabei, sich alte Geschichten zu erzählen. Lediglich Elena und Oli zuckten unwissend mit den Schultern. Bei einem weiteren Blick in die Runde stellte ich fest, dass Maisie auch weg war. Den Rest kann man sich zusammenreimen. Ich habe schon sowas in der Art geahnt. Maisies Interesse an Louis war ja nicht zu übersehen und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann sie ihr Ding durchzieht. Und überhaupt können die beiden machen, was sie wollen. Eigentlich.
"Was ist los?" El kam ein Stück näher zu mir gerückt. Anscheinend hatte sie jetzt auch keine Lust mehr auf dieses affige Spiel. Kann ich verstehen, so allein unter Idioten ist das auch nicht mehr lustig.
"Maisie ist auch weg." Ich ließ mich nach hinten auf die Decke fallen und starrte in den Himmel. Ein paar rote Striemen zogen sich durch den ansonsten schon dämmrigen Himmel. Wenigstens noch keine Sterne, das käme jetzt irgendwie nicht so gut.
"Also doch." Komischerweise klang Elenas Stimme alles andere als bedrückt oder mitleidig eher aufgeregt und fröhlich. Soll jetzt nicht heißen, dass ich Mitleid möchte, aber ich verstehe ihre Reaktion gerade überhaupt nicht.
"Was also doch?" Ich drehte mich zu ihr und stütze mich auf meinen Ellenbogen ab, während sie mich wissend ansah.
" Du stehst auf ihn. You're so in love!", trällerte sie, laut genug, dass sich ein paar der Jungs zu uns umdrehten.
"Bist du jetzt völlig bescheuert?! Das geht doch noch lauter!" Zischte ich und ging nicht weiter darauf auf ihre Antwort ein. Oh nein ich bin nicht verliebt. Nein. Nicht in Louis. Auf keinen Fall. Never ever. Naja vielleicht ein bisschen. Ein klitzekleines bisschen. Aber echt nur ein wenig und ob man das verliebt sein nennen kann, ist auch fragwürdig.
"Leute, ich bin wieder frei!" Louis kam ganz entspannt von der Terrasse wieder zu uns zurück, aber ohne Maisie.
"Wo hast du denn deine Schnalle gelassen?", fragte einer der Jungs. Ja, das würde mich auch interessieren.
"In ein Taxi gesteckt und nach Hause geschickt", meinte er nur schulterzuckend und setzte sich auch noch neben mich auf die Ecke.
"Du hast ihr einfach ein Taxi gerufen?" Irgendwie konnte ich ihm das Ganze nicht so ganz glauben, ich meine hallo?!, das ist Louis Harrington!
"Ja, war ganz schön nervig die Olle." Also da gebe ich ihm durchaus Recht, das Biest ist nervtötend und unausstehlich.
"Natürlich nicht ohne sie vorher zu knallen, falls du das meintest, liebe Amelie." Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was schlimmer war, dass er das jetzt einfach ganz harmlos sagte oder, dass er mich dabei halb grinsend halb prüfend anschaute. Zeitgleich kamen Luca und Oli angedackelt und verpassten Louis nacheinander einen Schlag auf den Hinterkopf und ließen sich dann wieder bei den anderen nieder. Okay, was sollte das jetzt? Während die anderen, nicht mehr ganz so nüchternen, Jungs grölten und ihm zu seiner Eroberung beglückwünschten, saßen Louis und ich nur da und starrten uns an, aus welchem Grund auch immer. Du hast es dir gerade wirklich verscherzt mit mir, Harrington...
"Den kannst du unmöglich nach Hause bringen! Seine Eltern würden ausrasten!" Während ich Oli ins Gewissen redete, hielt ich gleichzeitig Tom davon ab, noch mehr in sich hinein zu schütten. Irgendwie hatte es der Junge geschafft, die Flaschen wieder zu finden, ein Kunststück in seinem Zustand, wenn ihr mich fragt.
"Ja, denn bringen wir ihn halt in ein Gästezimmer. Der bleibt auf jeden Fall nicht hier unten auf der Couch." Angeekelt sah er zu dem eingerollten Tom auf dem Sofa.
"Harrington!", rief mein bester Freund durch das ganze Haus.
"Wo steckt denn dein dämlicher Brite schon wieder?" Fragend sah Oli mich an, doch ich schaute lediglich weg und zuckte mit den Schultern. Es war bereits halb zwei morgens und bis jetzt hatte ich es geschafft diesem Idioten nach seiner Nummer aus dem Weg zu gehen, auch wenn er immer wieder meine Nähe suchte. Ich hatte kein Bock auf ihn und auf all die damit verbundenen Probleme und leider auch Gefühle. Was für viele von Anfang an klar war, begann ich jetzt erst zu realisieren. Ich hatte mich Hals über Kopf in einen britischen Idioten verliebt. Anfangs war es vielleicht nur eine Schwärmerei, doch da er mir jeden Tag auf die Nerven ging, begann ich ihn zu mögen, so zu mögen, dass es mir unmöglich war die Gedanken an ihn und Maisie zu verdrängen. Ich hatte eine Heidenangst vor dem, was er mit mir, mit meinen Gedanken machte. Es war doch eh alles zum Scheitern verurteilt, oder? In zweieinhalb Monaten werde ich zwar für sechs Monate mit ihm nach England gehen, doch was wird nach diesen sechs Monaten passieren? Wenn wir es überhaupt schafften eine Beziehung zu führen. Wir wären nur zwei Menschen mit gemeinsamen Erinnerungen an ein Austauschjahr, aber mehr auch nicht. Alles was zwischen uns passiert wäre, würde nur noch in unseren Köpfen existieren und nirgendwo sonst. Ich weiß nicht, ob ich das verkraften könnte, erst sowas Schönes anfangen und es dann wieder beenden müssen. Wäre es nicht besser, es einfach so zu belassen, wie es jetzt ist? Das wäre doch für alle Beteiligten leichter. Aber dann würde ich vielleicht die beste Zeit, die besten Momente in meinem Leben verpassen und mich später dafür schlagen, dass ich es nicht zugelassen habe. Es ist wahrscheinlich sowieso egal, denn Louis hat wohl sein Interesse einer billigen Tusse zugewandt. Tja, das Leben ist unfair.
"Wovon träumst du, beauty?" Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Louis den Raum betreten hat, doch jetzt konnte man ihn mehr übersehen, stand er doch dich hinter mir und pustete mir leicht in den Nacken. Ich schloss traurig meine Augen und versuchte dieses dämliche Wasser in meinen Augen weg zublinzeln. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was mich in dem Moment geritten hat, aber ich drehte mich zu Louis um, schlang meine Arme um seinen Nacken und presste meine Lippen voller Verzweiflung auf seine. Die Überraschung seinerseits konnte ich förmlich spüren, doch ich nahm es nur nebenbei wahr. Ich wollte das hier ein letztes Mal, bevor ich mich endgültig von ihm entfernen musste, mich vor diesen Gefühlen schützen musste.
Mittlerweile hatte sich Louis von seinem Schock über meine Offensive erholt, seine Hände auf meine Hüfte gelegt und mich zurück geküsst. Ich weiß nicht wirklich, wie viel ihm dad alles hier mit mir bedeutet, aber dieser Kuss ist definitiv nicht einer von der Sorte ich will dich bloß ins Bett kriegen. Dafür legte er zu viele Gefühle rein, wenn er auch nicht so verzweifelt wie ich schien. Nach einiger Zeit ließ ich meinen Kopf gegen seine Brust sinken und ließ mich einfach nur von ihm halten. Louis schien zu bemerken, dass irgendwas nicht stimmte, aber er fragte nicht nach, wofür ich ihm in diesem Moment sehr dankbar war.
"Komm mit, ich bringe dich nach oben." Sanft drehte er mich um und schob mich, mit einer Hand in meinem Rücken, vorwärts die Treppe hoch und schließlich auch in eines der Zimmer. Bis auf Tom, Luca, Louis und ich sind alle schon nach Hause gegangen, doch wir hatten schon vorher abgemacht, dass wir hier bei Oli schlafen würden.
So müde und erschöpft, wie ich war, zog ich mir nur schnell die Schuhe aus und kuschelte mich dann in das Doppelbett. Wenig später kam auch Louis zu mir, nicht sicher, ob ich seine Nähe jetzt möchte, legte er sich erst einmal ein Stückchen weiter weg. Doch ich brauchte ihn jetzt, weshalb ich mich dicht an ihn kuschelte und die Augen schloss, legliche Gedanken an das, was morgen kommen würde, verdrängend.
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wuhu 40. Kapitel *-* Wir nähern uns zumindestens mit dem 1. Teil langsam dem Ende zu :)