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Als Nagori zu sich kam und spürte, dass ihr Herz nicht mehr schlug, war sie für einen Moment erleichtert

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Als Nagori zu sich kam und spürte, dass ihr Herz nicht mehr schlug, war sie für einen Moment erleichtert. Denn dies war nicht das Leben, in der die Vergangenheit an ihr festhielt wie schwere Ketten eine Gefangene.
Dies war nicht Konohas feuchtes Gras, auf dem sie lag und dies war nicht Konohas Nachthimmel über ihr, als sie die Augen aufschlug um sich zu orientieren. In der Gegenwart überstrahlte das Licht der unzähligen Sterne die Müdigkeit in ihren Gesichtszügen, hier dagegen reflektierte endlose Dunkelheit in ihren Augen.
Nagori wusste nicht, wie sie hergekommen war. Alles was sie wusste, war, dass sie zurück musste. Zurück in eine Gegenwart, in der sich die Vergangenheit ändern müsste, damit sie wieder atmen könnte.

Doch sie wollte sich einen Moment gewähren, einen Moment Ruhe, einen Moment ohne Gewissheit.
Also verschloss sie die Augen vor der Wahrheit und gab sich dem Flüstern des Wind hin. Sie lag da, ließ sich einfach tragen, bloß um genügend Kraft zu sammeln und zurückzukehren.
Bis sie die Stimme hörte.
“Nagori.” Es war keine Frage, sondern eine Antwort auf etwas lang verlorenes und Nagoris ganzer Körper vibrierte. Nicht, weil sie die Stimme erkannte, sondern, weil es nicht wahr sein konnte.
“Nagori”, wiederholte die Stimme und Nagori klammerte sich an den Klang ihres eigenen Namens, der sich aus diesem Mund anfühlte wie eine Umarmung.  
Etwas in ihr zersprang, wieder und wieder. Nicht vor Schmerz, nicht vor Angst und Nagori wusste, es war ihr Herz als sie einen Schatten über sich spürte und die Augen öffnete. Warmes Blau leuchtete ihr entgegen und öffnete die Türe zu ihrer verkümmerten Seele. Es spülte ihren Schmerz fort und dieses Mal, dieses eine Mal, schwamm sie mit der Welle anstatt in ihr verloren zu gehen.
Und seit damals waren es heute nicht Nagoris Tränen, die auf ihre Haut trafen, wie rettender Regen auf ein Feuer, als sie über ihre Wangen auf den Boden flossen. Es waren die ihrer Schwester.

“Nagori.”

Der Duft der älteren Schwester, getragen von den langen blonden Haaren, kitzelte in der Nase der jüngeren als diese sich über sie beugte. Eine Stirn berührte die andere und eine Weile verweilten die Schwestern nur in diesem Augenblick, in dem ihre Seelen einander hielten und das Lächeln der einen der anderen mehr gab.
Ihre Schwester glitt mit ihrem Daumen über Nagoris Wangen, immer noch vornüber gebeugt, dann küsste sie Nagori sanft auf die Stirn.
Es verwunderte Nagori selbst, aber sie war die erste, die ihre Sprache wiederfand.
“Du fehlst.” Ihre Schwester schüttelte den Kopf. “Ich bin doch immer bei dir.” Sie löste die rechte Hand von Nagoris Wange und zeigte auf etwas in Nagoris Brust.

Du fehlst nicht nur mir. Du fehlst dieser Welt. Sie war so viel besser mit dir.

Worte, die ungesagt so viel mehr bedeuteten. Nagoris Schwester lächelte und lehnte sich zurück damit sich Nagori aufsetzen konnte bis sich beide Schwestern im Schneidersitz gegenüber saßen.
Noch immer spürte Nagori die Finger ihrer Schwester über ihre Haut geistern, erlösend; hörte sie die Stimme ihrer Schwester in ihrem Kopf, wie ein Echo, unendlich; roch sie den Duft, den der Wind mit sich nahm als er an ihrer Schwester vorbeiglitt; unvergesslich.
Nagori konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte mal so glücklich gewesen war, doch ihre Schwester ahnte es: “Du gibst dich auf.”

Nagori wusste es schon seit langem. Sie hatte sich an dem Tag verloren als ihre Schwester gegangen war und den Teil ihrer Seele mitgenommen hatte, den sie hier so dringend gebraucht hätte. Und mit der Zeit hatte sie ihr Schicksal akzeptiert.
Ihre Schwester streckte die Hände nach ihr aus. Nagoris Hand zitterte in denen ihrer Schwester und sie biss die Zähne so fest aufeinander, dass sie Blut schmeckte. Doch sie schwieg. Es war so viel einfacher.

Dann, als habe es das Gespräch nie gegeben, sagte ihre Schwester: ”Wir sind nicht alleine.”
“Was-?”
“Da steht ein Junge.” Ihre Schwester blickte über Nagoris Schulter und erst jetzt nahm Nagori die Welt um sie herum wahr. Sie saßen in der Mitte einer von hellem, satten Gras überzogenen Lichtung, deren Ende ein Wald markierte. Sie drehte sich um und tatsächlich stand dort ein Junge. So nah am Rande der Lichtung, dass Nagori sich nicht sicher war, ob er auf ihr stand oder doch zwischen den Bäumen.
Nagori kniff die Augen ob der Dunkelheit zusammen. “Kennst du ihn?”, sich zurückdrehend blickte sie ihre Schwester fragend an. “Nein. Du?” Nagori warf einen Blick über die Schulter. “Nein.” Sie zögerte, was ihrer Schwester nicht entging. “Aber?” “Nichts.” Nagori zuckte die Schultern. Ihre Schwester lächelte. “Ich warte hier.” “Was-?” “Wir sind nicht meinetwegen hier.”
Widerwillig stand Nagori auf. Sie wollte ihrer Schwester nicht den Rücken kehren, aber die Gegenwart des Jungen war zu präsent.

Das Gras teilte sich unter ihr als Nagori sich dem Jungen näherte. Er sah ihr entgegen, stumm und starr wie eine Statue und Nagori überkam ein eigenartiges Gefühl. Sie blieb einige Schritte vor ihm stehen und da erst bemerkte sie, dass seine Augen auf etwas hinter ihr gerichtet waren. Aufmerksam betrachtete sie ihn. Er sah nach jemandem aus, der wusste, wie man mit seinen Freunden umging. Und mit seinen Feinden. Er sah nach jemandem aus, der nicht zufällig auf dieser Lichtung gelandet war.
Er konnte kaum älter als sie sein. Ihre Augen huschten über das kurze, schwarze Haar über das Stirnband bis hin zu dem braunen Augenpaar und im selben Augenblick bewegte ihr Gegenüber den Kopf. Augen, die in einer anderen Farbe leuchteten und doch denen ihrer Schwester so ähnlich waren, warm und sanft, trafen auf Nagoris und in ihrer Brust begann ihr Herz wieder zu schlagen.

Seelenheil | Shisui Uchiha - beendetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt