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Als ich die Große Halle nach dem Abendessen verließ, stieß ich mit meiner großen Schwester zusammen, was ein Glück ich doch hatte (haha).

„Sorry", sagte Claire hastig und wollte sich an mir vorbeidrängen, doch plötzlich hielt sie Inne und drehte sich langsam zu mir um. Anscheinend hatte sie doch noch bemerkt, wer ich war. „Clarisse" Der Ton ihrer Stimme war so nichts-sagend, dass ich am liebsten weggerannt wäre.
„'tschuldigung", murmelte ich kleinlaut und Claire sah mich einen Moment lang an, dann hoben sich ihre Mundwinkel zu einem Lächeln.
„Schon okay. War zwar eine Scheißaktion von dir, aber Mom meinte, es sei okay."
Ich hob überrascht den Blick von ihren Lippen zu ihren Augen.
„Du..."
Claire hob fragend eine Augenbraue.
„Was, Lieblingsschwester? Hattest du etwa ein schlechtes Gewissen?" Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus, doch das Grinsen, welches ihre Mundwinkel umspielte, war echt.
„Du hast mich in den Wahnsinn getrieben, mit deinen Vorwürfen, Schwesterherz!", gab ich zu und Claire lachte, dann umarmte sie mich.
„Hab dich lieb, Schwesterherz!"
„Und ich dich erst, Arschlochschwester", murmelte ich in ihre Umarmung hinein und war so unfassbar glücklich, endlich wieder mit ihr reden zu können.

„Okay, du musst mir alles erzählen, was passiert ist!", sagte Claire, griff nach meiner Hand und zog mich aus dem Schloss auf das Gelände, wo wir uns im Schein der ersten Sonnenstrahlen des Jahres und der letzten des Tages auf die Stufen setzten. „Ich habe dich mit diesem Slytherintypen gesehen, Daniel oder so."
Ich lachte, dann begann ich alles zu erzählen, was es zu erzählen gab. Nur das Zeichenzimmer ließ ich aus. Dieses war Damians und mein kleines Geheimnis.

Claire erzählte mir, dass sie sich mit Lee gestritten hatte und das es Mom, Dad und Leo Zuhause gut ging, Mom keinen einzigen Anfall mehr gehabt hatte, seit dem letzten Mal und die Ärzte sagten, dass Mom vielleicht noch länger als drei Jahre zu leben hatte. Ich war so glücklich, dass mir Tränen in die Augen stiegen.

Es war schrecklich zu wissen, dass die Lebenszeit eines geliebten Menschen begrenzt war und noch schrecklicher war es, eine Chance, diesen Menschen zu treffen, nicht zu nutzen. Aber diesen Fehler hatte ich nun schon lange eingesehen.

Als wir das Schloss wieder betraten, kamen mir Terry, Sue und Padma entgegen. Erstaunt sah ich sie an, diese Dreierkonstellation hatte ich noch nie allein gesehen, doch dann merkte ich, dass sie stritten (wie könnte es auch anders sein?). Terry stritt sich mit Padma und auch Sue warf Padma immer wieder böse Blicke von der Seite zu. Ich verabschiedete mich schnell von Claire, die mir einen Kuss auf die Stirn gab, dann lief ich zu meinen drei Freunden.

„Was ist los?"
Alle drei fingen gleichzeitig an zu reden und ich verstand nur einzelne Sätze wie „...hat gesagt, ich sei bescheuert....", „...aus Versehen umgefallen..." „...umgestoßen..." „...und sie hat es nicht einmal aufgehoben...", „...zu viel Tinte...", „...habe nichts gemacht...", „...anstrengend, kannst du nicht einfach...", „...Klappe halten..."

Leute, Fresse jetzt!", rief ich, um die anderen zu stoppen. Alle drei verstummten. „Sue, was ist passiert?"
Padma schnappte nach Luft und Terry stöhnte auf.
„Traust du mir etwa nicht zu, dass ich-"
„Padma, ich habe Sue gefragt!", seufzte ich. Padma stieß aufgebracht die Luft aus, dann verschränkte sie die Arme vor der Brust und Terry verlagerte sein Gewicht von dem einen auf das andere Bein.
„Die beiden haben sich gestritten, wie immer, dann meinte Terry, Padma wäre bescheuert, sie hat sein Tintenfass über seinen Aufsatz für Snape gekippt und das ganze ist auf den Boden gefallen. Terry meinte, sie solle es wieder aufheben, doch Padma hat empört gesagt, es wäre aus Versehen gewesen und es wäre jetzt zu viel Tinte in dem Pergament. Terry und sie haben sich angeschrien, Padma sagte, er wäre anstrengend und warum er sich nicht einfach verpissen könne, woraufhin ich die beiden anbrüllte, dass sie die Klappe halten sollten. Jetzt streiten sie sich die ganze Zeit."
Ich seufzte und sah von einem zum anderen.
„Gott, Leute..."
Padma hob eine Braue.
„Was?"
Terry stieß wütend die Luft aus.
„Mir reicht's, mit dieser Zicke brauche ich nicht länger an einem Fleck stehen und ihr beide braucht gar nichts zu sagen" Er deutete auf Sue und mich. „ich gehe!", sagte er laut und aufgebracht, drehte sich um und verließ die Eingangshalle in Richtung Gemeinschaftsraum.

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt