Ich bin dein Schatten und dein Blitzlicht

Objektiv

Ich bin Fotografin.
Ich fotografiere alles, was in meinen Augen schön ist.
Meistens habe ich mich auf einmalige Schüsse beschränkt, um die Vielfalt dieser Welt auskosten zu können. 

Doch eines Tages habe ich jedoch jemanden gefunden, denn ich nur zufällig fotografiert habe. 
Diese Person, ihre Ausstrahlung, hat mich so sehr fasziniert, dass ich, obwohl ich sie nicht gekannt habe, all den Schmerz in ihren Augen gesehen habe. 
Auf einmal habe ich mich nur noch auf ihre Schönheit beschrkänkt
Wir sind in die gleiche Schule gegangen, dadurch ist es mir leichter gefallen, sie bei jeder Gelegenheit zu fotografieren. 
Ich bin ihr bis nach Hause gefolgt, doch irgendwann ist auch das nicht genug gewesen. 
Ich habe so viel Schmerz von ihr aufgefangen, ohne ihn je gelindert zu haben. 
Wenn sie doch einmal gelacht hat, dass ist es echt gewesen.
Das hat die Fotos nur noch besser gemacht.
Obwohl sie meine Muse gewesen ist und ich erkennen konnte, wie traurig sie gewesen ist, ist sie mir, im Nachhinein betrachtet, als Person nie wichtig genug gewesen, um sie anzusprechen.

Auf ein Bild bin ich besonders stolz. 
Auf jenes eine bin ich besonders stolz.
Der Moment vor einem totalen Nervenzusammenbruch. 
Der Moment, bevor sie sich aufgegeben hat. 
Denn das ist das letzte Foto, das je jemand von ihr geschossen haben wird, denn was danach gekommen ist, ist die Folge des Zusammenbruchs. 
Des Aufgeben. 
Denn es hat sich nie jemand um sie gekümmert, als noch Zeit gewesen ist. 
Ich habe mich nie um sie gekümmert, als noch Zeit gewesen ist. 
Sie ist mir nie aus dem Kopf gegangen, trotzdem habe ich mich nie darum gemüht, zu helfen.
Dabei ist es immer so offensichtlich gewesen, dass sie Probleme gehabt hat, ich habe schließlich alles mitbekommen und festgehalten.
Trotzdem habe ich nicht die ganze Wahrheit gekannt.
Ich habe nur bemerkt, dass sie etwas angesehen hat, als sie in Tränen ausgebrochen ist.
Aber was?
Das werde ich jetzt herausfinden und meine Fotos werden mir dabei helfen.
Ich habe nur den einen Anhaltspunkt: Eine Zeit lang ist sie nicht alleine gewesen.