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Lucifer wollte mit mir reden?

"Oh" hauchte ich verblüfft und konnte mir nicht vorstellen, was er mit mir zu besprechen hatte.
Lucifers Blick wanderte über die im Cafe sitzende Menschenmenge.
"Aber nicht hier, Alba."
"Wieso denn nicht?"
"Weil ich es sage!" erwiderte er mit messerscharfer Stimme.

Ich wich automatisch zurück und bemerkte, wie uns einige unserer Tischnachbaren verstohlene Blicke zu warfen. Eine ältere Frau schaute mich mitleidig an. Wie demütigend!
Bereits zum zweiten Mal fühlte ich mich in seiner Gegenwart wie ein kleines Kind.

Verägert schnappte ich mir meine Handtasche und knallte die von mir zu bezahlende Summe inklusive eines großzügigen Trinkgeldes auf den Tisch. Dann stand ich auf.
Verwirrt blickte Lucifer durch seine langen, dichten Wimpern zu mir auf.
"Weisst du, Lucifer? So muss ich nicht mit mir reden lassen!" Ich bemühte mich um einen finsteren Blick, was mir wirklich nicht gerade leicht fiel.  "Lebwohl, Lucifer."

Mir war bewusst, wie dramatisch ich mich aufführte, aber ich fühlte mich von ihm gedemütigt.
Bei dem Blick seiner eisblauen Augen wäre ich am liebsten eingeknickt, doch ich musste jetzt stark bleiben!
Um sicher zu gehen, mich wirklich nicht hinreißen zu lassen, wandte ich mich von ihm ab und stiefelte aus dem Cafe.
Mit schnellen Schritten ging ich in die Richtung, aus der ich gekommen war, um zu meiner Bahn zu gelangen.
'Ich brauch wirklich ein Auto.' dachte ich genervt.

Lucifer der selbstverständlich ohne Probleme Schritt halten konnte, umfasste mit seinen starken Händen mein Handgelenk und drehte mich so zu sich herum, dass ich nun direkt vor ihm stand.
Mein Blick war unsicher auf den Boden geheftet. Ich wusste, dass wenn ich ihn jetzt ansah, dann wäre mein Ärger auf ihn verflogen.
"Sieh mich an." verlangte er zärtlich aber dennoch bestimmend.

Ich lies meinen Blick vorsichtig nach oben gleiten -  ausreichend langsam, um ihn betrachten zu können, aber schnell genug, dass er es nicht bemerkte.
Selbst im Hemd, konnte ich seinen perfekt gebauten Körper erkennen und ich stellte mir vor, wie er seine starken Arme eng um mich schlang.

Bei seinen Augen angelangt, fesselte er mich mit seinem intensiven Blick.
"Alba, es tut mir leid." Der Ausdruck in in ihnen war aufrichtig und so konnte ich nicht länger wütend auf ihn sein.
Ich nickte und er lies mich los.

"Ich fahre dich Heim." beschloss er und wandte sich bereits zum gehen um.
Mit gespieltem Entsetzten rührte ich mich keinen Meter von der Stelle und verschränkte die Arme ineinander.
Als ich mich hörbar räusperte, blieb er wie angewurzelt stehen und drehte sich zu mir um.

Er begriff sofort. Mit einem äußerst charmanten Lächeln kam er direkt auf mich zu gelaufen, dabei liesen mich seine Augen für keine Sekunde los.
In ihnen blitzte etwas auf, dass mir sehr gefiel und was meinem Körper ein sanftes Kribbeln verlieh.
Jetzt stand er nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Er war viel größer als ich und so schaute er mit einem verschmitzen Blick zu mir hinunter.

Mein Atem ging schneller und mein ganzer Körper wartete auf seinen nächsten Schritt.
Sein Blick durchbohrte mich, als er mit verführerischer Stimme sprach.
"Liebste Alba, bitte erlaube mir, dich nach Hause zu begleiten." So stellte ich mir die Stimme eines Engels vor und ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Aufgeregt stimmte ich zu.

Gemeinsam gingen wir zu seinem Auto, welches er direkt vor dem Cafe und mitten ins ultimative Parkverbot gestellt hatte.
Vor dem Auto stand bereits eine junge Politesse, die gerade dabei war, einen Strafzettel auszustellen.
In aller Gelassenheit lief Lucifer zu seinem Auto.

"Gehört der Wagen Ihnen?" fragte ihn die Politesse. Ein beeindruckender Blick huschte über ihr Gesicht. Doch sie hatte sich schnell wieder gefangen und blickte Lucifer finster an.
Dieser öffnete in aller Seelenruhe den Wagen und begleitete mich zu der Beifahrertür. Wie erwartet und ganz wie ein Gentleman, hielt er mir die Tür auf, damit ich einsteigen konnte. 

Als er die Tür schloss, ging er zur der noch immer finster schauenden Politesse.
Es ärgerte mich, dass ich nicht länger hören konnte, was er zu ihr sagte, denn ihr zuvor so düstere Blick wurde ausdruckslos und war starr auf Lucifer gerichtet. Dann nickte sie nur stumm und Lucifer nahm ihr den Zettel aus der Hand. Sie protestierte nicht einmal.

Mit einem breiten Grinsen stieg nun auch er in sein Auto. Als wir langsam losfuhren, zwinkerte er ihr nochmal charmant zu. Dann gab er Gas und ich krallte mich in den Sitz.
"Wie hast du sie überredet?" fragte ich neugierig, als ich es nicht länger aushielt.
"Ich habe sie nett gefragt und sie war einverstanden." erklärte er mit einem Schulterzucken.

Ich starrte frustriert aus dem Fenster.
So leicht war das also für ihn? Einfach nett fragen und er bekommt seinen Willen? Das fande ich nicht fair.
Ich spürte seinen Blick auf meinem Gesicht - er seufzte.
"Es ist ganz simpel, Alba. Sie hat mir einen Gefallen geta. Im Gegenzug hat sie einen bei mir frei."

Verwirrt schaute ich ihn an.
"Einen Gefallen?" wiederholte ich.
Er nickte.
"Aha."
Ich konnte mir schon vorstellen, um was für eine Art Gefallen es sich hier  handeln wird und mich überkam das Gefühl von Eifersucht.
'Reiß dich zusammen, Alba.' ermahnte ich mich selbst. Immerhin konnte er tun und lassen, was er will.

Bis zu meinem Haus sagte keiner mehr ein Wort. Sowohl Lucifer als auch ich waren in unseren eigenen Gedanken versunken.
Als er das Auto vor der Tür parkte, schaute ich erleichtert zu ihm.
"Dein Fahrstil ist furchtbar." kritisierte ich ihn lächelnd und er lachte. Was für ein schöner Klang!

Etwas an seinem Blick veränderte sich und er wirkte mit einem Schlag verunsichert.
"Alba."
"Lucifer?" 
Er schenkte mir ein schiefes Lächeln, doch es erreichte sein Augen nicht. Ohje! Das wird übel - richtig übel!

"Ich wollte mit dir sprechen." fing er vorsichtig an.
Ich schaffte es nicht länger ihn anzusehen und so lies ich meinen Blick stumm auf meine Finger fallen. Doch aus den Augenwinkel sah ich, wie er sich nervös durch die Haare fuhr. Seine Anspannung war fast schon greifbar.

Er holte hörbar Luft.
"Alba, ich.."
Ein aufgeregtes Klopfen lies mich zusammen zucken und ihn genervt herum drehen.

Lucifer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt