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Liv:
Ich laufe in meinem Zimmer auf und ab und rege mich über mich selbst auf. Musste ich Lukas so erschrecken, dass er das Glas fallen lässt. Ich bin mal wieder so ein richtiger Volltrottel gewesen. Disse ist zusammen mit Detlev und Lukas ins Krankenhaus gefahren, damit sie abklären können, dass ja kein Splitter mehr in der Wunde ist. Mittlerweile wurde ich durch die Auf und Ab Lauferei noch ganz verrückt. Also griff ich entschlossen nach meinem Handy und wählte Gislis Nummer er musste mich ablenken. Auch wenn es gerade mal acht Uhr ist und er wahrscheinlich noch schlafen wird. Das war mir jetzt aber sowas von egal. Daran muss man sich gewöhnen, wenn man mit mir zusammen sein will, dass ich einen zu den unmöglichsten Uhrzeiten anrufe. Es dauerte einige Zeit bis er abhob und sich mit verschlafener Stimme mit einem: „Liv?", wollte er wissen. „Ich hab mal wieder komplett versagt, wegen mir ist Lukas jetzt im Krankenhaus und kann am Wochenende wahrscheinlich nicht gegen Barcelona spielen! Ich könnte mich ohrfeigen dafür", sprudelte es aus mir heraus und mir war bewusst, dass Gisli kein Wort verstanden hat. Für ihn musste man langsam reden und wenn er auch noch müde ist muss man nochmal einen Gang zurückschalten, aber ich bin viel zu aufgebracht, dass ich jetzt langsam reden könnte. „Was?", krächzte er am anderen Ende der Leitung. Er war anscheinend noch verschlafener als ich dachte. „Liv?", fragte er total überfordert. „Ja", schnaufte ich, weil ich mittlerweile von der Lauferei ziemlich aus der Puste war. „Bist du ein Marathon gelaufen?", wollte Gisli belustigt wissen. Er machte sich öfters über meine konditionellen Voraussetzungen lustig. „Haha sehr witzig", entgegnete ich. „Was ist witzig?", wollte er wissen. „Das war Ironie", klärte ich ihn auf. „Was ist dass du mich um diese Uhrzeit anrufst?", erkundigte er sich und ich hörte es komisch rumpeln am anderen Ende der Leitung und dann hörte ich ihn auf isländische irgendetwas sagen. Ich schätze er hat irgendwas geflucht. „Alles in Ordnung bei dir?", fragte ich besorgt. „Yes, ich hab nur Handy runterfallen lassen und musste es unter Bett rausholen", erklärte er. Ich musste ihn erstmal auslachen für diese Aktion. Er ist manchmal auch so ein Tollpatsch, vor allem wenn er müde ist. „So was ist?", wechselte er wieder das Thema. Ich bemerkte, dass ich immer noch auf und ab laufe, wie so ein aufgescheuchtes Huhn. „Lukas ist wegen mir im Krankenhaus", rückte ich mit der Sprache raus und setzte mich auf mein Bett. „Was hast gemacht?", fragte er besorgt. „Ihn erschreckt, sodass er ein Glas fallen gelassen hat und in eine Scherbe getreten ist", fasste ich das morgendliche Ereignis nochmals zusammen. „Shit, so schlimm?", fragte er besorgt. „Ich hab noch keine Antwort von Disse und mache mir hier die übelsten Vorwürfe", erklärte ich ihm. „Liv es nicht war dein fault", wollte er mich ganz wie Disse und Lukas beruhigen. Doch ich bin alt genug um zu erkennen wann ich scheiße gebaut habe. „Doch", widersprach ich. „Du musst die immer für alles die Schuld geben, oder?", erkannte er. „Wenn ich der Meinung bin, dass es meine Schuld ist ja", antwortete ich. Ich hörte ihn gähnen. „Soll ich zu dir kommen?", bot er an. „Nein, schlaf weiter, ich komm hier schon allein zu recht", seufzte ich. „Das klingt nicht überzeugend", stellte er fest. „Ich hab dich schon genug gestört", widersprach ich. „Du immer kannst anrufen", erinnerte er mich. „Und dafür liebe ich dich", schmunzelte ich. „I love you too, aber ich möchte schlafen", grummelte er, fast schon wie Disse. Seit wann ist er so eine Schlafmütze? „Du darfst weiter schlafen", versprach ich ihm und legte auf. Ich warf mein Handy aufs Bett hinter mir und überlegte was ich jetzt machen sollte, weil ewig kann ich hier auch nicht rumlaufen. Duschen? Nein, darauf hatte ich irgendwie keine Lust. Normalerweise würde ich jetzt joggen gehen um mich abzureagieren. Ich hab nur keine Ahnung ob das mit meinem Fuß bereits wieder geht und außerdem möchte ich nicht verpassen, wenn sie nach Hause kommen. Ich könnte Frühstück machen. Also wechselte ich meinen Schlafanzug gegen ein T-shirt und eine kurze Hose. Dann nahm ich die Ersatzschlüssel vom Schränkchen, nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte und lief die Straße runter zum Becker. Für Lukas kaufte ich extra ein Schoko-Croissant, das er so gerne mochte zum Frühstück. Dann lief ich mit der Brötchentüte zurück zu Disses Wohnung. Disse Wagen stand noch nicht wieder vor der Tür. Wo bleiben die nur so lange? Ist es doch was ernsteres. Ich machte mir langsam echt Sorgen. Und an allem bin nur ich Schuld. Ich hatte bereits den Tisch gedeckt, aber von den beiden fehlte immer noch jede Spur und gemeldet hatten sie sich auch nicht. Irgendwann fing ich dann wieder an auf und ab zu laufen, sodass ich kurz davor war, doch noch duschen zu gehen, doch dann hörte ich ein Auto in die Einfahrt fahren. Sofort rannte ich zur Tür, riss diese auf und stürmte ins Freie.

Spiel um Spiel, Lüge um Lüge und wann sieht er es ein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt