●Kapitel 13●

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"Nehmt Eure Axt mit, wir können sie eventuell brauchen."
"Hrmpf."
"Was ist?"
"Euer Spaziergang riecht nach Ärger.", grunzte der Orc und nahm misstrauisch den Beutel mit Proviant an. "Nach so viel Ärger, dass er schon nach Allianz stinkt."
"Eure Nase ist gut.", meinte Alath, dessen Laune in den tiefsten Keller eines Keller gerutscht war, monoton.
"Haltet sie einfach zu und bindet Euch eine weiße Flagge an den Rücken.", fügte Kirastrasza hinzu und bereitete sich ebenfalls vor. "Allianzler sind wenigstens vernünftig und töten nicht sofort...Es sei denn, Ihr trefft auf Jaina."
"Ihr wisst, was Ihr tut.", meinte der Orc schulterzuckend. "Und doch mag Thrukk nicht allzu gern Teil hiervon sein..."
"Wir werden Euch lebendig zurück zur Horde schicken, wenn es das ist, was Ihr wollt."
"Hrmpf.", machte er wieder.

Seufzend warf Kirastrasza ihre ungewohnt schwarzen Haare über ihre Schulter. "Gehen wir."

Alath kam unbeholfen auf die Füße, der Orc Thrukk war bereits aus dem Haus getreten.
Kirastrasza schloss hinter ihnen ab und steuerte dann auf das Gasthaus gegenüber zu, welches ihren Weg verkürzen würde.

•▪■▪•

Direkt hinter dem Tor und der Brücke gingen sie feldeinwärts.
Sie passierten Bäumlinge und Treanten, zum Glück keine Wachen, und erreichten endlich die Akademie von Falthrien.

"Da wären wir.", murmelte Alath und sah nervös über seine Schulter. "Es ist auch niemand da. Lasst es uns hinter uns bringen."
"Hm-mh.", machte Kirastrasza und deutete auf einen Weg der Akademie. "Ich habe deinen Greifhaken dabei. Wir könnten von dem Weg dort mit Leichtigkeit auf den Vorsprung gelangen und von dort aus klettern."
"Gute Idee.", stimmte Thrukk ihr zu und auch Alath nickte.

Also gingen sie die gebogenen Brücken hoch, bis sie bei dem gewünschten Ort ankamen.
Alath warf den Greifhaken zum Vorsprung, verankerte ihn dort und schlang dann einen Arm um Kirastraszas Hüfte, bevor er den Krieger dazu aufforderte sich ebenfalls festzuhalten.

Dann sprangen sie auch schon...und landeten genau auf dem Vorsprung.

Alath schob die Steinwand ein wenig zurück, sodass kurzfristig eine Steintreppe entstand, die hinter ihnen wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückfiel.

Der Berghang unter ihnen war flach genug, um gefahrlos hinunter rutschen zu können.
Thrukk dachte wohl das Gleiche, denn er legte seine Axt auf den Boden, setzte Kirastrasza auf die Axtblätter und stieß die Axt über den Punkt, ab dem die schlitternde Fahrt begann und rutschte ihr auf seinen eisernen Stiefeln hinterher, während Alath einfach seine schwarzen Schwingen ausbreitete - nach einem aufmerksamen Blick nach hinten - und flog ihnen hinterher.

"Da seid Ihr ja.", ertönte die bekannte Stimme des Verkäufers. "Ich habe alles vorbereitet...Wartet." Kirastrasza sah auf in das misstrauische Gesicht des Händlers und stand auf. "Warum ist ein Orc bei Euch?"
"Merkwürdige Umstände, aber es ist von Nöten, dass er mit uns kommt.", erwiderte sie und nickte Alath zu.
Er schien zu verstehen. "Alaris hofft, eine Freundin zu treffen, für die dieser Orc wichtig sein würde."
"Verstehe." Der Händler seufzte. "Dann stechen wir mal in See. Der Orc zuerst. Eure Rüstung sollte bestenfalls nicht rosten."

Thrukk grunzte dankbar und stieg vorsichtig in das vertaute Boot.
Als nächstes wurde Kirastrasza in das Boot gehoben und dann Alath.
Der Händler kletterte ebenfalls hinein, löste das Tau mit einer leichten Bewegung, woraufhin es direkt in seine Hände fiel. Kirastrasza merkte, dass die Tauenden mit Eisen überzogen waren. Perfekt für Schwarzdrachen.

"Hisst die Segel.", grinste er und diesmal war es Alath, der an einem Tau herumpfuschte.
Auch dieses Tau war mit Eisen überzogen.

Der Wind stand gut, die Segel spannten sich und schon nahmen sie Fahrt auf.

"Wie lange...?", brummte der Orc schon und zeigte auf den Horizont Richtung Süden, wo vage ein paar Landstriche erkennbar waren.
"Ein oder zwei Tage.", erwiderte der Händler schulterzuckend. "Je nachdem, wie stark wir rudern, wenn wir eine Flaute haben."
"So wenig...", murmelte Kirastrasza und lehnte sich an den kurzen Mast. "Seid Ihr Euch sicher?"
"Absolut. Händler kommen weit herum, meine Liebe." Er tippte sich ans Kinn und ließ sich beim Bug nieder. "Bevor ich Euch allen merkwürdige Kosennamen gebe, sollten wir uns wohl besser vorstellen. Ladies first."
"Wie freundlich.", scherzte Kirastrasza und vollführte einen ironischen Knicks. "K...Alaris mein Name."
"Alath.", ertönte die Stimme des offenbar hocherleichterten Fluchkindes.
"Thrukk.", grunste der Orc, der auf einer Bank am Heck saß und schlug seine Faust an seine Schulter. "Krieger."
"Aran.", hörten sie ihn sagen, woraufhin Thrukk laut lachte, mit seinen Händen einen Bogen zeichnete und "Taaa" sagte.

Zunächst verstand keiner, was er meinte, bis Kirastrasza ein Geistesblitz kam.

"Er meint die ersten Buchstaben unserer Namen. T für Thrukk, und dann unsere A's." Sie sah den Orc fragend an. "Richtig, oder?"
Er nickte.
Von Alath und Aran kam nur ein langgezogenes "Aaaaah".

Thrukk lachte wieder.

Kirastrasza setzte sich schmunzelnd auf den hölzernen Boden des wackeligen Bootes und schloss die Augen.
Vor ihren Augen zeichneten sich alle Erlebnisse ab, die sie durch Spiegel oder spiegelnde Gegenstände gesehen hatte.

Sindustrasz liebte diese Elfe.
Es war einfach so offensichtlich.
Er liebte Alaris...und Alath ebenfalls.
Und sie selbst? Hatte das Unglück, langsam Gefühle für den Freund ihrer Körperbewohnerin zu entwickeln.
Doch der hielt stur daran fest, dass sie Alaris war.
Nun gut, sie saß in ihrem Körper fest...aber er sollte das doch verstehen können, nachdem sie an einer unbekannten Krankenheit gestorben war.

Sie wurde von einem warmen Arm und einer samtenen Decke zurück in die Gegenwart verfrachtet.

"Was..." Verwirrt sah sie zu Alath auf.
"Decken von Aran. Er hat extra welche besorgt." Der Halbdrache wickelte sie vorsichtig in die große Decke ein, bis sie wie ein verschnürtes Bündel in seinem Schoß lag.
Er selbst brauchte keine Decken, sie und Throkk allerdings schon.

Aran hatte wohl eine Art Mechanismus aktiviert, denn das Richtungspaddel am Heck und der Bug schimmerten schwach und drehten das Boot stets nach Süden.
Außerdem schlief er bereits friedlich, mit dem Kopf auf einem Kissen.
Sogar Thrukk schien zu schlummern.

"Gute Nacht...", gähnte Kirastrasza und schmiegte sich an Alath.
Der erwiderte die Worte und wärmte sie wieder von allen Seiten.
Sie ging gerade in die Traumwelt über, da nahm sie vage seine Stimme wahr.

"Kirastrasza, huh...?"

Imprisoned in a different bodyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt