TWO

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Hey du. Ja genau Du. Schau mich An! Hör auf mich zu ignorieren! Ich stehe hier vor dir und jede Sekunde der Stille, in der ich nicht deine wohltuende und beruhigende Stimme höre, fühlt sich an wie ein Rumtrampeln auf meiner Seele und auf meinem Körper.
Ich fühle mich Wie ein Teppich.
Ein Benutzer Teppich, aber nicht benutzt im Sinne von so schön, dass man ihn bei jedem Umzug mit nimmt.
Er wird getreten, herum gezerrt, mit Dreck beschmutzt, mit Essen und Trinken bekleckert, von Haustieren angekaut und von Kleinkindern zerrupft. Der Teppich liegt nicht in dem Wohnzimmer einer Familie weil seine sanfte Färbung den Raum so gut ergänzt, nein, sondern einfach nur damit sie alles Mögliche darunter kehren können. Dreck, Staub, tote Insekten, Geheimnisse, Streitereien, Konflikte, Meinungsverschiedenheiten, Probleme, Fragen, Gefühle, das Interesse an den Kindern und die Farbenfröhlichkeit des Lebens werden unter den Teppich gekehrt.
Der Teppich reist von Familie, zu Familie und erlebt mit jeder neuen Begegnung mehr. Er erlebt schöne Erinnerung wie zum Beispiel den ersten Schritt eines Babys, oder zwei Paar Füße die vor Freude lachend über den Teppich tanzen.
Es gibt aber auch Erinnerungen die der kleine zarte Teppich vergessen will, wie der Vorgang vom Schrei aus Leidenschaft der Frau, über den Zusammenbruch weil ihr Mann die Frau aus der Bahn bestimmt ästhetischer findet als sie, bis zu dem flehenden Schrei kurz bevor der Mann, aus einem Streit heraus, seine doch so eifersüchtige Frau mit einer Glasflasche erschlägt und der Teppich die mit Blut verschmierten Splitter auffängt.
Wieso ich dir das jetzt erzähle?
Ich weiß es nicht, ich wollte dir eigentlich erklären was ich fühle und vorallem wie ich fühle, bin aber komplett abgetriftet und kann daher deinen Blick, der zeigt wie verwirrt und gleichzeitig verstört du von mir bist, voll und ganz verstehen.
Ich wollte eigentlich nur, dass du mir zuhörst und deine Aufmerksamkeit.
Mein Ziel habe ich erreicht nur leider bringt es nicht die von mir erhoffte Reaktion mit sich.
Um ehrlich zu sein weiß ich nicht mal genau was ich mir erhofft habe, vielleicht dass du verstehst wie ich mich fühle, dass du mir sagst, dass du mich magst und vielleicht sogar ein wenig mehr als einfach nur mögen.
Ich hatte mir wohlmöglich gewünscht, dass du verstehst wie benutzt und verletzt ich mich fühle. Wie weh es tut einer Person nach zu eifern, die nicht mal wirklich realisiert dass du existierst und sie ein wenig mehr magst als mögen.
Nun stehen wir hier, zwei völlig beliebige Menschen, an einem beliebigen Zeitpunkt in einer beliebigen Umgebung.
Deine Augen mustern mich und meine Augen tun es den deinen gleich.
Du schaust mich an drehst dich um sagst kein Wort und gehst.
Nun steh ich da und in meinem Kopf spielt sich alles ab.
Ein Murmeln,Zwitschern, Zischen, Schreien,Rattern,Knarren, Knaxen,Knurren einfach alles geht in mir vor. Das blutpumpende Ding in meiner Brust schlägt so stark als würde es gleich aus meinem Körper heraus springen.
Wieso gelingt es mir nicht einmal meine Gefühle so zusammen zufassenn, dass irgendjemand außer mir selbst meine Aussagen versteht.
Ich geh zurück in das Geschehen der Welt. Das laute Schreien der Kinder.
Die nervig ätzenden Paare am Straßenrand.
Die Punks die durch die Straße gehen
und von Passanten angepöbelt werden, einfach, weil die einfachen Menschen der einfachen Stadt, die Abnormalität der Punks nicht kennen und nicht verstehen.
Ich setze meinen Weg fort, stehe dann am Bahnhof und dort treffe ich auf dich, schon wieder.
Schon wieder stehst du da.
Schon wieder starre ich.
Schon wieder male ich mir alle möglichen Szenarien zwischen uns beiden aus, darunter ein Gespräch, ein flüssiges Austauschen unserer Worte, eine erste Annäherung, das Sitzen auf Plätzen nebeneinander im Zug, dein Grinsen wenn ich dir endlich erklären kann was ich fühle, dann die erste Berührung, die ersten innigen Blicke, ein Berühren der Lippen, der Hände, dein Atem auf meiner Haut, die tötenden Blicke der anderen Passanten, das alles spielt sich in meinen Gedanken ab und dann, alles was ich zu Stande bekomme ist ein leises 'Hi'. So leise, dass weder du noch sonst jemand in der Umgebung es hört.
Alles in mir schreit danach zu sprechen doch nichts dergleichen geschieht.
Ich gehe dann zu dir und spreche dich mit einem 'Hallo' an, du musterst mich.
In deinem Blick spiegelt sich soviel.
Ekel, irgendwas schmierig schleimig ecklig schmutziges und Hass. Ein starkes Wort aber es passt.
Du hasst mich und ich hasse mich dafür, dass du mich hasst.
Wieso hasse ich eigentlich mich dafür und nicht dich, ich weiß es nicht,es könnte daran liegen, dass ich dich mag.
Dich mit deinen Straßenköterblonden Haaren, deinen hellen lockeren durchlöcherten Jeans, deinen schönen blau-grünen Augen, deinen Band Shirts die rockiger nicht sein könnten und deiner verrückten Art.
Ich mag dich du wunderbare Persönlichkeit.
Und du was ist mit dir magst du mich?
Mich mit meinen braunen Haaren, meinen zweitklassigen Augen, meinen Löchern, auch genannt Grübchen, in den Wangen, meinem langweiligen Kleidungstil, mich mit meinen Ticks, Tricks und Angewohnheiten, mich mit meiner Schreibblockkarde mit meinen unkreativen Texten und eins zu eins abgezeichneten Zeichnungen, magst du mich mit meinen Problemen und meiner Art sie zu lösen? Magst du mich mit meinen vielen Fragen.
Mit meiner Art so schnell zu sprechen dass du mir nicht mehr antworten kannst. Magst du mich? Mit meinem komischen Lachen, mich mit meiner Empfindlichkeit gegenüber Reaktionen.
Mich mit meinem aber mal schlechten, abgrundtief schlimmen, grässlichen, nervenden Humor? Mich mit meiner Aufdringlichkeit? Das Alles würde ich dich gerne fragen aber alles was ich rusbringe ist ein 'da kommt dein Zug' dann geh ich und mit mir auch unsere Geschichte, das wars, ich habe nichts gesagt schon wieder. Ich habe dich einfach angeschaut schon wieder. Du und ich sind auf anderen Wegen schon wieder. Ich werde dich nicht wieder sehen, nicht in der Stadt, nicht zufällig beim Becker, nicht einfach so wenn ich den Heimweg anstrebe denn diesmal sitzt du im Zug in eine andere Stadt. In deine neue Wohnung. In dein neues Glück und ich habe nicht mal deine Nummer. Ich habe mich nicht getraut ein Gespräch mit dir zu führen was die Länge von zwei Minuten überschreitet. Ich habe nichts gesagt mal wieder. Du bist gegangen, ich bin gegangen und alles was ich habe, sind meine Gedanken an dich.

Some poetry shitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt