Kapitel 17

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Erschöpft stieg ich aus dem Aufzug , zog meinen Mantel aus und hängte ihn in der Garderobe auf.
„Miss Elena! Wo waren Sie denn nur so lange? Ich habe mir schreckliche Sorgen um Sie gemacht! Wissen Sie wie spät wir es schon haben?"rief Marta aufgelöst und kam hektisch auf mich zu.
Augenverdrehend strich ich mir die High Heels von meinen Füßen und atmete erleichtert aus. Schon um einiges besser.
„Marta, mir ist gewiss bewusst das wir es bereits nach Mitternacht haben. Dennoch musst du das nicht gleich dramatisieren und es auf die Spitze treiben. Außerdem muss ich mich jetzt nicht weiterhin vor dir rechtfertigen"gab ich gereizt von mir, was sie mit einem Nicken akzeptierte und einen Schritt zur Seite trat.
Ich tapste die große Treppe hoch und ging den langen Gang entlang zu meinem Schlafzimmer. Mit den High Heels in der Hand, betrat ich meinen begehbaren Kleiderschrank und legte diese zu meinen anderen hochhackigen Schuhen. Langsam streifte ich mir das teure Kleid von meinem Körper und hängte es zu dem Rest meiner schwarzen Designerkleidern. Normalerweise ging ich nicht ins Bett ohne davor geduscht oder gebadet zu haben, allerdings fehlte mir im Moment jegliche Motivation dafür und ich war am Ende meiner Kräfte.
Aus dem Grund griff ich zu einem meiner Nachtkleider aus Seide und strich es mir über. Kurz sah ich in den Spiegel, schaltete das Licht aus und ging ins Badezimmer. Dort löste ich zuerst die Spangen aus meinen Haaren und befreite danach meine Haut vom Make-up, auch wenn sich nicht sonderlich viel auf meiner Visage befand. Ich trocknete mein nasses Gesicht mit einem trockenen Handtuch ab und schaute in den Spiegel. Vor Schreck beugte ich mich mehr nach vorne, um den kleinen Punkt auf meinem Kinn besser betrachten zu können. Wie kam dieser Pickel jetzt dahin? Durch die unzähligen Hautpflegeprodukten und meinen wöchentlichen Besuchen beim Kosmetiksalon hatte ich davor nie welche bekommen. Das liegt bestimmt am Stress des heutigen Abends.
Genervt seufzte ich aus, kämmte mir meine braune Mähne ordentlich durch und band mir einen hohen Zopf. Hoffentlich verschwindet der bald wieder.
Ich verließ das Bad und steuerte auf mein Doppelbett zu. Dort legte ich mich unter die Decke und griff zu meinem Handy, welches sich auf dem Nachttisch befand.
Ich hatte nur eine Nachricht von Sabrina.

Hey Süße, wahrscheinlich liest Du dir diese Nachricht erst morgen durch, jedoch wollte ich dir nur sagen, dass Liam und ich Mason gemeinsam sicher nach Hause gebracht haben. Der schlief sofort ein, also muss du dir keine Sorgen machen. Mal eine ganz andere Frage: Lust mal wieder die Läden abzuklappern? Fendi hat eine neue Kollektion und ich vermisse meine beste Freundin!
-S

Ein leichtes Lächeln huschte mir über die Lippen, bevor ich mein Handy wieder auf mein Nachttisch legte. Innerlich klatschte ich mir auf die Stirn. Durch die ganze Aufruhr und den ganzen Trubel hatte ich meinen Bruder vergessen. Allerdings war ich mehr als erleichtert zu hören, dass er wohlauf war und gerade wahrscheinlich wie ein Baby vor sich her schlummerte.
Ich deckte mich zu und drehte mich auf die rechte Seite. Schnell zog ich meine Schlafmaske an, schaltete das Licht der Nachttischlampe aus und seufzte kurz.

Was für ein unvergesslicher Abend.

Langsam schloss ich die Augen und drehte mich unruhig umher, bevor ich in den Schlaf verfiel.

1999. Ich befand mich in einem alten Café am Broadway. Der Duft frischen Kaffees stieg mir in die Nase, weshalb ich einen kurzen Blick auf die dampfende Tasse vor mir warf. Ich saß alleine an einem Tisch und betrachtete die unzähligen Menschen dabei, wie sie mit vollen Tüten hin und her gingen. Die Tüten waren mit dem Namen ‚Sabrina Lively', welcher in Schnörkelschrift geschrieben wurde, versehen. Was hatte das zu bedeuten? Plötzlich entdeckte ich in der Menge Sabrina, welche stöckelnd auf mich zukam. Ich war dabei den Mund zu öffnen um sie höflich zu begrüßen, allerdings kam sie mir zuvor.
„Elena, du lächerliches Ding. Für wen hälst du dich eigentlich? Dachtest du wirklich du wärst mir überlegen? Fakt ist, dass ich um einiges erfolgreicher bin als du. Zusätzlich habe ich noch den richtigen Mann an meiner Seite"rief sie mit einem bösen Grinsen im Gesicht, bevor Derek Wayne neben ihr erschien und seinen muskulösen Arm um ihre Taille legte. Mein geschockter Blick wanderte von Sabrina zu Wayne, welcher unwiderstehlich gut in seinem schwarzen Anzug und der roten Krawatte aussah. Seine Haare waren nach hinten gegelt und sein leichtes Grinsen raubte mir den Atem.

          

Gott, war ich verrückt nach diesem Mann.

„Wie du siehst, besitze ich alles was einst Dir gehört hat! Die Firma, der Erfolg und der Mann"rief sie, streckte Ihren Kinn in die Höhe und fing an zu lachen.
Auch Wayne stimmte mit ihr ein und meine Brust fing an zu schmerzen. Ich hielt es nicht mehr aus und schrie mir die Seele aus dem Leib.

„Elena! Elena! Wachen Sie auf!"hörte ich Marta's Stimme auf einmal, setzte mich aufrecht hin und riss mir die Schlafmaske von den Augen. Ich atmete schwer ein und aus und strich mir einige Strähnen aus dem Gesicht.

Was ist da gerade nur geschehen?

Ich blickte in ihr besorgtes Gesicht und winkte nur ab.
„Nur ein Albtraum Marta, mache dir keine Sorgen"
„Sind Sie sich sicher? Notfalls könnte ich-„
„Ganz sicher Marta! Ich habe jetzt Hunger"unterbrach ich sie schnell und stieg aus meinem Bett. Diese nickte schnell und verließ mein Zimmer. Ich zog mir meine rosafarbenen Pantoffel an und betrat mein Badezimmer. Dort wusch ich mir zuerst mein Gesicht und putzte mir dann die Zähne.

Um ehrlich zu sein hatte ich oft die Angst gehabt, eines Tages die Firma zu verlieren. Sie ist mein ein und alles und meine Mutter hatte hart dafür gearbeitet und das ganze erst ins Rollen gebracht.

Allerdings zweifelte ich nie an mir selber als zukünftige Geschäftsführerin. Ich war wie dafür gemacht. Doch mehr wunderte es mich, warum Sabrina Derek als meinen Mann bezeichnet hatte, den sie mir anschließend wegnehmen wird? Ich würde niemals in meinem ganzen Leben und noch nicht einmal in einem anderen Universum mit diesem Mann eine Beziehung eingehen. Derek war das Gegenteil meiner moralischen Vorstellungen und außerdem spielte Kriminalität eine große Rolle in seinem Leben.

Wie könnte ich jemals einen Frauenhasser begehren? Unmöglich.

Schnell schüttelte ich den Kopf und wusch meinen Mund aus. Ich durfte keinen weiteren Gedanken an ihm verschwenden. Es war bloß ein bedeutungsloser Albtraum.
Ich verließ das Bad und ging die Treppe runter. Aus dem Esszimmer nahm ich fröhlich quatschende Stimmen und den Duft frischer Pancakes wahr. Leicht lächelte ich und ging auf den Tisch zu. Meine ganze Familie saß dort und speiste. Wir konnten nur selten gemeinsam essen, weshalb es etwas ganz besonderes für mich war. Mein Dad bemerkte mich als erster und warf mir ein breites Lächeln zu.
„Guten Morgen, Elena! Setz dich doch! Das Frühstück schmeckt ausgezeichnet!"rief er erfreut und deutete mir auf den Stuhl am Kopf des Tisches.
„Morgen Daddy"sagte ich lächelnd und nahm Platz.
Ich warf einen Blick in die Runde und sah wie Liam mich kurz anlächelte, bevor er sich weiter über seine Pancakes hermachte.

Er liebte Pancakes genauso wie Sabrina.

Belustigt sah ich zu Mason, welcher seinen Kopf an seiner Hand abstützte und seine Augen immer wieder zufallen ließ. Das war der bekannte Kater am Morgen danach.
„Elena, jetzt iss etwas. Mit leerem Magen startet man nicht gut in den Tag"kam es von meiner Mutter, die mir einen kurzen strengen Blick zuwarf. Schnell nickte ich und legte mir ebenfalls einen Pancake mit Früchten auf den Teller. Ich griff zu Messer und Gabel und schnitt mir ein kleines Stück. Dies wanderte zu meinem Mund, woraufhin ich es runterschluckte und mir gleich noch eins schnitt. Heute hatte ich richtig Lust auf diese süßliche Kalorienbombe.
Meine Mutter erhob sich und strich ihren Bleistiftrock glatt.
„Ich muss jetzt los zur Firma. Mein Projekt mit Prada startet heute und ich werde wahrscheinlich erst ganz spät hier erscheinen. Bis heute Abend"sagte sie, warf jedem von uns einem Blick zu, bevor sie zum Foyer stöckelte.
„Auch ich muss los, Kinder. Die Arbeit ruft!"rief mein Vater lächelnd, wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und erhob sich ebenfalls.
„Ich versuche heute Nachmittag schon da zu sein. Hab euch lieb und passt auf euch auf"sagte er, wuschelte Liam und Mason kurz die Haare und drückte mir einen leichten Kuss auf die Stirn, welchen ich mit einem ehrlichen Lächeln quittierte.

Mein Vater war ein wahrhaft guter Mann.

Er zog sich seinen Mantel über und griff zu seiner Aktentasche. Er winkte kurz zu uns, bevor er sich auch von Marta verabschiedete und den Aufzug betrat.
Liam und ich winkten ihm zurück, während Mason sich grummelnd durch die Haare fuhr und versuchte diese in die richtige Richtung zu legen. Klappte so ganz und gar nicht. Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee, welcher mich kurz in den Traum von vorhin versetzte.

Alles fing mit dem Duft dieses Getränkes an.

„Ich muss jetzt zur Universität. Bis später! Und baut bloß keinen Mist!"rief Liam schmunzelnd, stand auf und ging zum Aufzug.
„Das war vor allem an dich gerichtet"rief ich Mason zu, welcher die Augen verdrehte.
„Bock jetzt einen Horrorfilm mit mir zu schauen?"rief er und warf sich auf die weiße Ledercoach.
Schnell steckte ich mir eine Himbeere in den Mund und stand auf.
„Nein, ich verzichte auf diese amerikanischen, schlecht gemachten Filme. Außerdem solltest du auch mal etwas anderes tun als nur zu faulenzen"rief ich barsch, woraufhin Mason mich nur nachahmte.
Ich verdrehte die Augen, beließ es dabei und ging rauf zu meinem Schlafzimmer. Dort griff ich zu meinem Handy und antworte Sabrina auf ihre gestrige Nachricht.

Da muss du mich nicht zweimal fragen! Wir treffen uns in 30 Minuten bei Tiffany's. Sei pünktlich!
-E

Ich legte mein Handy zur Seite und warf einen kurzen Blick durch das große Fenster nach draußen.
Mal wieder einer der typischen kalten Herbsttage. Schnell betrat ich mein Ankleidezimmer und entschied mich für ein Minikleid aus Mesh mit Fil Coupé, Samt und Satin von Haney. Darunter zog ich selbstverständlich eine schwarze Strumpfhose und dadrüber einen Mantel von Burberry. Als kleines Extra hatte ich mir eine Kette aus 18 Karat Gold mit Diamanten von Jennifer Meyer um den Hals gebunden. Heute entschied ich mich dazu ungeschminkt zu bleiben und nur etwas Puder auf den kleinen roten Punkt aufzutragen. Den hohen Zopf öffnete ich und lies meine Haare wellig über die Schulter fallen. Schnell schlüpfte ich in meine Pumps von Christian Louboutin und nahm eine Clutch mit. Ich stöckelte aus meinem Zimmer, die Treppe runter und drückte auf den Knopf des Aufzuges. Heute hatte ich mal einen freien Tag und ich war froh ihn mal wieder mit meiner besten Freundin zu verbringen. Shoppen machte nicht nur Spaß, sondern ließ einen auch auf andere Gedanken kommen. Die Türen des Aufzuges öffneten sich und ich trat hinein. Ich drückte schnell auf einen weiteren Knopf und lehnte mich gegen die Wand des Aufzuges.
Sollte ich Sabrina von Derek und dem Vorfall von gestern erzählen? Den eine Frage beschäftigte mich komischerweise immer noch und schwirrte nur noch in meinem Kopf herum.

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