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Jungkook POV:

Genervt warf ich meine zerschlissene Decke fort. Seit Stunden versuchte ich zu schlafen, aber die Gedanken quälten mich zu sehr und ließen mir keine Ruhe. Zeit mir etwas Klarheit zu verschaffen. Ich griff nach einer Glasscherbe von einer zerbrochenen Bierflasche, die neben mir auf dem Bürgersteig lag.

Ich ritzte mich oft. Viel zu oft. Ich wusste, dass ich aufhören sollte, doch ich konnte nicht. Dieser Schmerz verschaffte mir die Nötige Klarheit. Langsam zog ich die Scherbe durch meine Haut. Ich hatte Glück. Ich hatte eine Scharfe erwischt. Rotes Blut sickerte aus der Wunde und tropfte auf den Bürgersteig. Ich seufzte auf und legte genussvoll den Kopf in den Nacken. Endlich. Meine Gedankengänge beruhigten sich. Ich atmete die klare Nachtluft ein und verfluchte mich ein weiteres Mal dafür in einer Großstadt zu leben, wo die Lichter so hell waren, dass man auch in der Nacht keine Sterne am Himmel entdecken konnte.

Aber ich hatte gar keine andere Wahl. Hier lebten meine besten Kunden. Hier hatten viele Leute ein paar Pfennig für mich übrig, wenn ich mit meiner Gitarre in der Fußgängerzone hockte und ein paar Lieder spielte. Seufzend wandte ich den Blick von dem grauen Himmel ab und schaute auf die Kirchturmuhr der Kirche, an deren Fuß ich mein Nachtlager aufgeschlagen hatte.

5:00 Uhr morgens. Zeit für die erste Lieferung. Ich schnappte mir zwei weiße Päckchen Kokain und packte den Rest meiner Sachen zusammen und Band sie auf mein altes Fahrrad, welches ich vom Schrottplatz hatte. Der einzige Vorteil an dieser Kiste: sie war so hässlich und alt, dass keiner sie stehlen wollte. Und außerdem konnte man sich so schneller fortbewegen, als zu Fuß.

Langsam radelte ich durch die Straßen und merkte, wie es langsam wärmer wurde. Bald spürte ich auch die ersten Strahlen der Sonne auf meiner geschundenen Haut. Seufzend hielt ich mein Fahrrad an, als zwei bullige Obdachlose sich vor mir Aufbauten und mir den Weg versperrten . "Gib uns deinen Kram und wir lassen dich unbehelligt verschwinden. Wenn nicht, dann bist du tot." Ich verdrehte die Augen. "Haltet die Klappe und lasst mich durch. Ich hab keine Zeit für Albernheiten." Statt zu antworten ging einer der beiden auf mich los. Ich ließ mein Fahrrad fallen und wirbelte herum. Mit einem hohen Rückwärtskick gegen das Kinn, setzte ich ihn außer Gefecht.

Kaum war ich wieder auf der Straße gelandet, drehte ich mich zu dem anderen um, der nun weniger zuversichtlich dreinschaute , aber trotzdem halbherzig einen Angriff startete. Ich wich leichtfüßig seinem Hieb aus, bevor meine Faust gegen seine Nase krachte. Dann warf ich ihm mit einem einfachen Judowurf über meine Schulter und nagelte ihn auf dem kalten Asphalt fest. "Fasst mich noch einmal an und ihr seid tot.", wisperte ich in sein Ohr und ließ ihn dann los.

Während sich die beiden Kerle unter Schmerzen auf dem Boden wälzten , setzte ich meinen Weg gemütlich fort.

Vor einer großen, weiß angestrichenen Villa mit riesigem Parkgelände hielt ich an. Hier sollte ich also liefern. Die Adresse stimmte. Genervt klingelte ich und kurz darauf öffnete sich das Eingangstor summend. Ich konnte reiche Schnösel einfach nicht ausstehen. Dementsprechend schlecht gelaunt radelte ich die lange Auffahrt, die von einem Miniwald gesäumt war, entlang.

An der riesigen Eichenholztür empfing mich niemand anderes als Park Jimin höchstpersönlich. Einer der Bangtanboys. "Hey Kleiner, bringst du den Stoff?" Seine Stimme klang kalt und teilnahmslos. Heiße Wut stieg in mir auf. "Ich. Bin. Nicht. Klein.", zischte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Er lachte. Das Lachen verging ihm jedoch, als ich die zwei Tüten Koks hochhielt. "Nimm die Hand runter, das soll nicht jeder sehen", zischte er. Oh. Das perfekte Idol kommt zum Vorschein, dachte ich ironisch. "Gib mir meine Kohle und ich geb dir den Stoff. Kapiert? Solange du nicht bezahlt hast, kann ich mit dem Stoff machen, was ich will.", erklärte ich ihm gelangweilt.

Try (Kookmin) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt