"Der Bus fährt heute um 14:55 Uhr" erklärte mir Kendra noch beim Frühstück.
In Chemie saß ich wieder neben Tobey. Im Unterricht hatte ich mit meinen Mitbewohnern nichts zu tun. Manchmal ein kurzer Blickkontakt, der schnell unterbrochen wurde, aber mehr nicht.
"Kommst du heute Abend eigentlich auch?" fragte ich Tobey.
"Was meinst du?"
"Oh, du wurdest nicht eingeladen." mist, nur Geladene, Tobey sah, wie Sonja, nicht wie jemand aus, der in Emerys Umfeld passen würde.
Aber ich schon?"Ich kann dir echt nicht folgen." verwirrt blickte er mich an.
"Na, die erste Party des Jahres, im hintersten Zimmer."
"Achso" er lachte "nein, ich geh nicht aufs Internat."
"Tust du nicht?" das erklärte ja warum ich ihn nie beim Essen gesehen hatte.
"Ich wohn im Ort."
"Ouu."
So viele Schüler, wie hier unterrichtet wurden, würden nicht einmal alle in das Internat passen.Die Stunden vergingen, eine nach der anderen, in der ich mir ein Buch leihen musste.
Wie jede Pause war ich in der Bibliothek, also fragte dort die Dame hinter einem Tisch, wo ich meine Schulbücher bekommen würde.
"Damit bist du aber etwas spät dran." sagte sie und schob sich die kleine Brille höher auf die Nase. Ich erwiederte nur ein Schulterzucken, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte.
"Du kannst sie dir nach der letzten Stunde hier abholen."
Ich bedankte mich und ging zurück zu Tobey.Der Schultag verging wie jeder andere. Nach dem Unterricht ging ich meine Bücher abholen.
"Ich hab dich gestern vermisst."
Der Typ mit dem Volleyball tauchte neben mir auf. Zayne.
"Ich hatte keine Zeit, sorry, wie jetzt auch."
Mir wurde klar, dass ich verdammt unsympathisch wirken musste. Aber er ließ nicht locker.
"Danke." lächelte ich die Bibliothekarin an.
Ich wollte gerade den Stapel nehmen, da kam Zayne mir zuvor und wand sich schon zum gehen.
Mit schnellen Schritten holte ich ihn wieder ein.
"Ich kann das selbst tragen." erinnerte ich etwas motzig. Er reichte mir das oberste Buch des Stapels und beachtete meinen genervten Ausdruck nicht weiter."Dich sieht man also heute Abend." sagte er beiläufig.
"Mal schaun."
"Ich würd mich freun dich in meinem Zimmer zu sehen."
"Dein Zimmer?" manchmal war ich selbst erstaunt, wie schwer von Begriff ich eigentlich war.Mir wurde klar, dass wir bereits in der ersten Etage waren, als Zayne vor meiner Türe stehen blieb. Ich schloss auf und lies ihn eintreten.
"Woher weist du überhaupt in welchem Zimmer ich bin?" fragte ich und legte das Buch auf meinen Schreibtisch.
Er legte seinen Stapel darauf.
"Ach 70." sagte er und sah sich um.
Nachdenken? Wie sähe es mal damit aus? Ich spürte wie sich meine Wangen rot färbten.
"Wiiir sollten zum Mittagessen." warf ich schnell ein, weil ich merkte, wie sein Blick auf den Kühlschrank fiel."Kendra! Der Bus wird nicht auf dich warten."
Hörte ich Emerys Stimme schon von oben.
Sie stand im Eingangsbereich, die rote Mähne unordentlich hoch gesteckt im Kontrast zu einem eleganten hellgrauen Mantel, der ihr zu den Knien reichte und der Cluch in ihrer Hand. Ich hingegen hatte mir einfach einen Hoodie über geworfen und etwas Geld in die Hosentasche gesteckt. Es war heute verregneter und kälter als die letzten Tage.Einige andere Mädchen waren schon draußen.
Der Bus hielt keine hundert Meter von der Schule entfernt. Wir fuhren zwanzig Minuten durch Landschaft und zwei kleinere Orte bis wir in einem zumindest stadtähnlichen Ort hielten.
"Wir gehen zuerst ins Sanjés und dann zu Coels." Kendra klatscht begeistert.
Sanjés und Coels stellten sich als zwei kleinere Boutiquen heraus.
Aber schon nach den ersten drei Preisschildern war mir klar, dass das definitiv nicht meine Preisklasse war. Kendra lud mir immer mehr auf den Arm und zog mich mit zu den Umkleidekabinen.Ich probierte ein enges weißes Kleid mit schwarzen Details an. Anprobieren kostet ja nichts, aber es sah viel zu förmlich aus. Und auch die nächsten drei Kleider gefielen mir nicht. Zumindest nicht an mir. Kendra trat in einem weißen Kleid, das oben eng war, aber ab der Taille locker fiel und ihr vorne zur Mitte der Oberschenkel reichte und hinten zu den Knien ging, aus der Umkleide.
"Wow." brachte ich nur hervor. Sie wirbelte herum. Im Kontrast zu ihrer dunklen Haut leuchtete das Kleid nur noch mehr.
"Ich nehme es."
"Das hoff ich doch."
"Dir hat keins gefallen?" fragte sie, als ihr Blick wieder auf mich fiel.
"Nein, nicht wirklich." bis auf eines, aber für 189€ wollte ich es erst gar nicht anprobieren.
"Schade." sagte sie und zog eine Schnute.Wir verbrachten noch den ganzen Nachmittag in der Stadt, bis sogut wie jeder eine Tüte in der Hand hielt.
"Weißt du was" sagte Kendra plötzlich begeistert, als wir an der Bushaltestelle standen "ich hab bestimmt noch irgendein Kleid das dir passt."
"Echt?" ich verstand immer noch nich ganz, was an einer Hose so verkehrt wäre.
"Klar."Als wir mit dem Bus am Internat ankamen, war es bereits kurz nach sechs.
"Ich glaubeee, ich will erstmal deinen Kleiderschrank sehen." schlug Kendra vor und stand schon auf der ersten Treppenstufe.
"Oh, da gibt es wirklich nichts zu sehen." versuchte ich sie noch aufzuhalten aber sie lief schon vor.Zum Glück waren die drei wieder nebenan, als wir eintraten.
Kendra war ziemlich enttäuscht vom meinem Kleiderschrank. Aber was hatte sie denn auch erwartet?
"Ich versteh nicht warum dieses Zimmer?" murmelte sie vor sich hin.
"Was meinst du?" fragte ich.
"Na" sie setzte sich auf das Bett von Brünett als wäre es das selbstverständlichste der Welt "die drei könnten jedes Zimmer haben. Warum die 70?" sie sah mich an, als würde ich ihr die Antwort geben können, aber ich hatte keinen Schimmer wovon sie sprach. Das musste sich auch in meinem Blick widergespiegelt haben.
"Matts Vater! Ihm gehört das doch alles hier. Emery durfte sich auch die Eins aussuchen, weil ihre Eltern befreundet sind. Aufjedenfall durften die drei das auch, weil sie sich schon ewig kennen, aber immer nehmen sie dieses Zimmer." erzählte sie.
Ich verstand immer noch nicht, sollten sie lieber die 99 oder die 69 nehmen? Was machte das für einen Unterschied?
Also sagte ich nur "Okey."
Sie zuckte mit den Schultern.
"Was dachtest du denn, wieso die hier 'n Kühlschrank haben dürfen."
Das machte durchaus Sinn."Halt dich aber trotzdem lieber fern. Am besten von allen dreien." riet sie mir noch auf dem Weg zum Abendessen.
Matt. Blondie oder Brünett?
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Im Badboy Zimmer
Teen Fiction»Nur eine Verwechslung oder doch Schicksal?«♥ Durch einen Fehler bei Iannas Anmeldung landet sie in einem Jungenzimmer. Aber nicht in irgendeinem.