Damian
Es hatte mich viel Mut gekostet zu ihr nach Hause zu gehen. Als ich vor ihrer Haustür stand kamen unzählige Erinnerungen wieder hoch.
Ich schluckte und klingelte dann. Es dauerte ein wenig bis sie sich öffnete. Als Nea mich sah wollte sie die Tür direkt wieder schließen. Doch schnell stellte ich meinen Fuß dazwischen.
"Können wir reden?", fragte ich sie und verlor mich in ihren Augen.
"Wieso? Um nochmal darauf herumzutrampeln wie sehr du mich verletzt hast? Nein danke, darauf kann ich verzichten", sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich verletzt an. Ein Stich durchzog meine Brust und mir wurde ein weiteres Mal klar, dass ich sie unglaublich verletzt hatte.
"Lass uns von vorne anfangen. Bitte", flehend sah ich sie an. Ich wollte meine beste Freundin wieder haben. Ich hatte sie vermisst in all den Jahren. Das es nicht die beste Idee ist, von vorne anzufangen, wusste ich auch. Ich wollte es eigentlich nicht. Kurz lachte sie auf.
Sie hatte früher oft aufgelacht, besonders dann wenn ihr etwas nicht passte.
"Von vorne anfangen? Ist das dein scheiß ernst? Soll ich alles einfach vergessen? Soll ich so tun als hätte ich dich vorher nie gekannt? Als hättest du mir nie versprochen immer bei mir zu sein? Für mich da zu sein wenn ich dich brauche? Soll ich vergessen, dass du einfach weg warst? Das ich heulend bei dir vor der Tür saß? Tagelang? Das mein bester Freund verschwunden ist und sich nie wieder bei mir gemeldet hat? Wie soll ich das vergessen, verdammt nochmal? Ich kann das nicht vergessen. Ich kann nicht vergessen, dass du nicht da warst als ich dich am meisten gebraucht hätte. Du warst nicht da also fang damit auch jetzt nicht mehr damit an. Ich bin die letzten Jahre ohne dich ausgekommen. Und das werde ich auch weiterhin. Verschwinde einfach wieder. Sofort", sie zeigte auf die Tür und mit gesenktem Kopf verließ ich das Haus.
Ich hörte noch wie sie anfing zu schluchzen und wäre am liebsten wieder zu ihr gegangen, hätte sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass alles gut wird. Doch ich tat es nicht. Ich konnte nicht.
Noch eine Weile saß ich in meinem Auto vor ihrem Haus. Als ein Auto vorfuhr und ihre Tante ausstieg runzelte ich verwirrt die Stirn. Sie wohnte eigentlich sehr weit weg und kam nicht sonderlich oft zu Besuch und wenn, dann nur an Geburtstagen.
Ich dachte mir nichts weiter dabei und machte mich auf den Weg nach Hause. In meinem Bett starrte ich meine Decke an.
Ich hatte in den 12 Jahren nie wirklich Freunde gefunden. Ich hatte mich nach Leuten umgesehen, die so waren wie Nea oder Zack, aber sie gab es nicht. Ich war Einzelgänger und mittlerweile fühlte ich mich damit auch relativ wohl. Jedoch gab es eine Person die ich all die Jahre immer an meiner Seite haben wollte. Ich wollte Nea bei mir haben. Meine beste Freundin. Die mich besser kannte als ich selber.
Sie wusste mehr über mich als irgendjemand anderes. Ich hatte ihr immer blind vertraut, war für sie da. Ich hatte es gehasst wenn sie weinte. Und jetzt war ich der Grund für ihre Tränen. Es machte mich innerlich fertig, Schuld daran zu sein, dass sie zusammengebrochen war.
Es ging ihr schlecht und daran war nur ich Schuld. Mit der Zeit hatte ich aufgegeben die Schuld bei meinen Eltern zu suchen. Auch wenn ich es ihnen nicht verziehen hatte.
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We can reach the Moon
Teen FictionEin Junge, der seine beste Freundin verlor. Ein Junge, der nur ein Mädchen wieder haben möchte. Ein Junge, der sein Mädchen wieder in den Armen halten kann. Als Damian vor 12 Jahren verschwand brach für Nea eine Welt zusammen. Doch dann stand er plö...