Sia PoV.:
Da ich einmal wieder etwas länger arbeiten musste, weil ich mir wie jeden Dienstag bei der Mitarbeiterbesprechung die lästigen Kommentare meines Bosses anhören musste, sind Derek und Haley die letzten beiden im Kindergarten. Marie erwartet mich bereits an der Tür, doch sie begrüßt mich nicht freundlich wie normalerweise sondern hält mich mit einer Hand zurück, sodass ich nicht zu meinen Kindern kann: "Sia, wir müssen reden." Ich blicke sie geschockt an und alles was ich denken kann ist: Sie wirft meine Kinder raus! Bitte wirf meine Kinder nicht raus! Ich brauch diesen Platz! Doch ich halte meine Panik bedeckt und antworte mit einem Nicken. "Ich weiß, dass du es nicht leicht hast, aber weißt du eigentlich wann dieser Kindergarten schließt?" Ich mustere sie verwirrt: "Ja, um 5 Uhr." "Und wie spät ist es jetzt?", hackt sie nach. Ich werfe einen Blick auf meine Uhr und erkenne endlich was sie meint. Ich bin fast eine Stunde zu spät. "Das tut mir so leid, Marie! Ich schwöre, ich werde mich bessern." Ich setze sofort meinen Dackelblick auf und gebe mein Bestes mich zu entschuldigen. "Das glaub ich dir gerne und es würde mir persönlich auch nichts ausmachen etwas länger auf die Beiden aufzupassen, da sie echt lieb und brav sind, aber mein Boss war heute hier. Du weißt wie Bosse so sind. Auch wenn Ms. Mullins normalerweise nett ist, schaut sie sehr genau aufs Geld und wenn wir länger offen haben wegen deinen Kindern, verlieren wir Geld, das wir brauchen um das hier am Laufen zu halten." Ich sehe sie ängstlich an, der Dackelblick lange vergessen, da er hier nicht funktionieren wird. "Willst du mir sagen, ich werde rausgeworfen, weil ich ein oder zwei Mal zu spät war?" Sie blickt mich kurz geschockt an und beginnt dann zu lachen. Was gibt es hier bitte zu lachen, wenn ich vor dem Bankrott stehe? Ich mustere sie entgeistert, während sich in mir Wut aufbaut. Doch dann stoppt sie einfach, wischt sich eine Lachträne von der Wange und grinst mich breit an: "So dramatisch ist es nun auch wieder nicht." Erneutes kurzes Kichern. "Gott, ich kann nicht glauben wasdu von uns denkst." "Warte mal.", unterbreche ich sie, "Ihr habt mich nicht rausgeworfen." Sie tätschelt meine Schulter: "Nein, du kannst dich entspannen. Du musst nur beim nächsten Mal für die extra Stunde zahlen, die ich auf die Kleinen aufpasse." Ich kann nur leise "Danke." hauchen und endlich wieder normal atmen.Um 10 Uhr läutet die Türklingel wie jeden Samstag Morgen und kündigt meinen wöchentlichen Einkauf an. Da es praktisch ein Ding der Unmöglichkeit ist mit zwei Kleinkindern Besorgungen zu machen und dann auch wirklich mit den Sachen heimzukommen, die man benötigt, öffne ich die Wohnungstür und begrüße Jack mit einer Umarmung. "Hallo, Schönheit.", grinst er mich an, wofür er nur einen Klaps bekommt: "Ich trage kaum Make-up, meine Haare müssen wieder nachgefärbt werden und ich trage..." ich blicke an mir hinunter, "ein Shirt von Ria? Wo hab ich das bitte gefunden?" Ich lache über mich selber, während ich nach meiner Tasche greife. "Alles in allem kann man mich also nicht Schönheit nennen." "Oh doch kann man.", meint er immer noch mit einem Grinsen, während er mir meinen Pullover und Schal reicht. Ich schüttle einfach den Kopf, weil ich weiß wie stur er sein kann und ich gerade nicht die Nerven habe, damit umzugehen. Also ignoriere ich ihn und rufe in die Wohnung: "Haley! Derek! Ich gehe jetzt, aber Onkel Jack ist hier und ich bin in zwei Stunden wieder da!" Ich kann zwei Paar laufender Füße hören, die sich uns nähern und kurz später springt Derek auch schon in Jacks erwartende Arme, während ich Haley, die etwas langsamer ist entgegen gehe und hochnehme um mich zu verabschieden.
Lebensmittel einkaufen war noch nie meine Lieblingsbeschäftigung, vor allem wenn man immer auf den Preis schauen muss, aber vor allem weil es eine der langweiligsten Verpflichtungen ist und man sich am Ende abschleppen muss, so wie ich jetzt gerade. Mit einem Plastiksackerl in jedem Arm wandere ich die Londoner Straßen entlang und gehe möglichst nahe an der Häuserwand rechts von mir um den Wind etwas zu entgehen, auch wenn es nicht wirklich hilft. Heute ist es wieder etwas kühler und wie jedes Mal, bin ich nicht wirklich passend gekleidet und so friere ich an der frischen Luft. Warum genau hab ich heute mein Auto nicht genommen? Weil du das Benzingeld gut für anderes gebrauchen kannst, ermahnt mich meine innere Stimme. Als ich mich endlich der U-Bahn-Station nähere nimmt die Anzahl der Menschen auf dem schmalen Gehsteig zu und ich presse mich umso mehr an die Hausmauer um ihnen auszuweichen. Doch mit meinem Glück, schafft es trotzdem ein Mann Mitte 40 mich anzurempeln und während er ohne sich zu entschuldigen oder mich auch nur wahrzunehmen weitereilt, verlieren meine von der Kälte klammen Finger den Halt an einem Sackerl. Bei dem Versuch es aufzufangen, verliere ich auch noch fast mein zweites Sackerl und so beobachte ich einfach, wie das halbe Essen der nächsten Woche meiner Kinder zu Boden fällt und sich über dem schmutzigen Beton verteilt. Fluchend stelle ich das andere Sackerl ab und beginne meine Sachen wieder einzusammeln. Die Meisten werfen mir einfach einen missbilligenden oder mitleidigen Blick zu und eilen weiter. Nur ein Mann und eine ältere Dame halten an und helfen mir. Als alles mehr oder weniger heil und sauber wieder in meinem Sackerl verstaut ist, bedanke ich mich bei den Beiden und erst da nehme ich eigentlich wahr wer mir hilft. Der Mann in dem langen schwarzen Mantel ist nicht irgendein Londoner Businessmann sondern Harry. Mein Harry den ich seit 4 Jahren nicht mehr gesehen habe und der mich genauso buff anstarrt wie ich mich fühle. Die ältere Dame nehme ich kaum noch wahr, als sie sich verabschiedet und wieder ihrer Wege geht. Das Nächste, das ich wahrnehme, ist wie sich zwei starke Arme um mich schließen und mir altbekannte Locken die Sicht nehmen. "Ich kann nicht glauben, dass es wirklich du bist. Gott Sia, wo hast du bloß gesteckt?" Ich erwidere einfach seine Umarmung und lehne meinen Kopf an seine Brust, ohne zu antworten und es scheint ihn nicht weiter zu kümmern. Als er sich nach einer schieren Ewigkeit wieder von mir löst, fühle ich mich nicht mehr ganz so durchgefroren wie zuvor und lächle ihn an: "Ich hab dich auch vermisst, Styles." Es sollte eigentlich ein Scherz sein, aber es kommt sanfter raus und es stimmt, ich habe den liebenswürdigen Briten wirklich vermisst. Er zieht mich in eine erneute kurze Umarmung, bevor er ein Gespräch beginnt: "Also was macht eine hübsche nun blonde Frau wie du an einem kalten Tag wie diesem alleine auf Londons Straßen, wo sie schon so lange keiner mehr gesehen hat?" Ich verdrehe meine Augen und deute auf die Sackerl, die immer noch am Boden stehen: "Offensichtlich Einkaufen." Bei dem Stichwort bücke ich mich und hebe die Sackerl hoch. Doch bevor ich auch nur einen guten Griff um sie habe, werden sie mir abgenommen. "Ich mach das schon. Du zeigst mir einfach den Weg." "Ganz der Gentleman.", kichere ich, bevor ich zu der U-Bahn-Station deute. "Ich bin mit der U-Bahn hier, also kannst du sie nicht wirklich weit tragen." "Du willst diese schweren Dinger mit der U-Bahn transportieren? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Mein Auto steht um die Ecke ich fahr dich und am Weg bleiben wir auf einen Kaffee stehen und können etwas reden." Ich mustere den Mann vor mir skeptisch: "Seit wann so gebieterisch?" "Seit ich dich wiedergefunden hab und ich nicht riskieren will, dass du wie beim letzten Mal einfach wieder verschwindest." Dann gibt er auch schon den Weg an und stapft davon. Ich kann nur grinsen, er muss mich wirklich vermisst haben.
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Patience (Sequel to Pretending)
FanfictionSequel zu Pretending ;) Published: September 8th 2014 Finished: March 22nd 2015