Prolog: Epigramm der Lügen

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Als ich damals nach Düsseldorf gezogen bin, bin ich naiv genug gewesen, um zu glauben, dass irgendetwas auf dieser Erde dafür sorgen würde, dass ich meine damalige gut-aufgebaute Fassade aufrecht erhalten könnte. Als jemand, der oft und gerne als "schlau" betitelt wird, hätte ich eigentlich wissen müssen, dass dies eine Sache der Unmöglichkeit gewesen ist. Der bloße Gedanke war problematisch und das hatte mehr als nur einen Grund.

Menschen bestehen nämlich hauptsächlich aus Fassaden. Die Kreierung fängt bereits am Morgen an. Wir tun so, als ob es nervtötend wäre, aufzustehen. Das Prinzip ist demnach recht simpel. Dabei sind wir aber nicht wirklich ehrlich. Jede menschliche Seele, ohne jegliche Ausnahmen, wartet förmlich darauf, aufzustehen. Weil uns nach einer Nacht ohne nervenerschütternde Ereignisse ein neuer Tag erwartet. Neue Tage, neue Chancen, neue Erfahrungen, neues Wissen. Wir sehnen uns so sehr nach all diesen pseudoessenziellen Drogen und sind trotz allem nicht in der Lage, zu realisieren, dass das Erste, was mir morgens tun, lügen ist. Wir lügen uns selbst an. Doch das ist in Ordnung, es liegt in der menschlichen Natur und ist demnach auch vollkommen physiologisch. Jeder Mensch lügt und das ist nichts Weiteres als ein weiterer Selbstverteidigungsmechanismus, den wir durch jahrelange Erfahrung erwerben. Ein Mechanismus, welcher so Komplex ist, dass bereits ein falsch-vernetztes Zahnrad zur absoluten Obliteration unserer Selbst führen könnte.

Selbst wenn wir die glasklaren Fakten ignorieren könnten, ist der Gedanke daran eine Fassade aufrechtzuerhalten, trotz allem vollkommen irrational. Fassaden bröckeln. Der Grund dafür ist ein tragischer Fehler, welcher tief in der Grundarchitektur unserer Lügen sitzt. Wobei es sich hier so anfühlt, als wäre das Wort "tragisch" fehl am Platz. Tragische Fehler können mit Leichtigkeit zum körperlichen Tod führen und die Art von denen ich rede, zum seelischen. Natürlich integriert diese Art von Tod auch eine eigene, selbst komponierte Tragödie. Jedoch kann man sich in dieser Situation noch auf die Beine helfen lassen, wenn man nur nach der richtigen Hand sucht. Erlaubt mir eine kurze Erläuterung.

Unser Fehler basiert nicht darauf, dass unser Verteidigungssystem schwach ist. Ganz im Gegenteil, das System funktioniert fast einwandfrei. Der "Feind" stürzt sich auch nicht direkt an die Front und wir kämpfen auch bis zum bitteren Ende um unsere Barrieren aufrechtzuerhalten. Wir kreieren Strategien, planen jeden einzelnen Zug,  und versuchen uns strikt an diesen Plan zu halten. Und selbst wenn jener als unmöglich erscheinen sollte, dauert es nicht lange, bis wir uns von alleine weiterentwickeln. Verlieren macht uns nämlich stärker. Wir entwickeln uns sogar dermaßen weiter, dass wir in der Lage sind, eine neue Fassade aufzubauen, welche stabiler und größer sein wird als die Letzte, dem Prinzip der Rochade folgend. Selbst ich, als erfahrener Schach- und Shogi Spieler, wäre nicht in der Lage, alle strategischen Möglichkeiten bis ins kleinste Detail zu analysieren, da nicht jedes Muster dekomposierbar ist. Also wissen wir schon einmal, dass es sich hier nicht um einen technischen Defekt handelt.

Also, wo liegt unser Problem? Warum sind wir nicht in der Lage, uns vor dieser Attacke zu schützen? Ich habe mir monatelang über dieses Thema den Kopf zerbrochen. Zahlreiche schlaflose Nächte habe ich mich mit diesen Gedanken geplagt. Um genau zu sein, waren es 186 Tage. Ich habe 186 Tage damit verbracht, eine Antwort zu suchen. Und am Ende habe ich sie auch gefunden, jedoch habe ich das nicht alleine geschafft.

Diese Geschichte handelt davon, wie ich dieses Thema zu einem Ende bringen konnte. Vielleicht handelt es sich hierbei um eine wahre Geschichte, vielleicht habe ich das Ganze auch nur geträumt. Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand einen extrem realistischen Traum hatte. Ob ich jedoch geträumt habe oder nicht, ist irrelevant. Das könnt ihr selber entscheiden, dieses Maß an Freiheit lasse ich euch noch. Wer sich durch diese langweiligen und monotonen Paragraphen durchgekämpft hat, hat es sich mehr als verdient. Und bevor ich es vergesse, bitte vergebt mir, wenn ich ab und zu von der Geschichte abschweife, jedoch kann ich schon im Voraus behaupten, dass dies oft geschehen wird. Ihr müsst aber bedenken, dass alles aus einem Grund passiert. Glück wurde nämlich schon vor Jahrhunderten ausgemerzt.

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⏰ Poslední aktualizace: Jan 13, 2019 ⏰

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