7. Nach etwas greifen

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»Lani, warte.« Auch wenn er alle Antworten wollte, ging ihm das hier viel zu schnell. Lani schloss beinahe in Lichtgeschwindigkeit die Tür auf. Adalar war so überfordert, dass er nicht einmal mitbekam aus welcher Tasche sie den Schlüssel zog. Ihr schwarzes Tellerrock Kleid machte nämlich nicht den Anschein danach eine Tasche zu besitzen.

»Warte doch mal«,rief er wieder aus. Sie war schon längst im Inneren verschwunden. Er wusste nicht, ob er bereit war dort reinzugehen.

Verdammt, er war so unendlich verzweifelt. Er wollte sich erinnern. Verdammt, er musste sich erinnern.

Jetzt, sofort. Erinner' dich, Adalar. Verdammt, erinner dich.

Er gab sich mehr Mühe, als bei jeder Matheaufgabe zuvor. Aber es wirkte nicht.

Scheiß drauf. Ich gehe da jetzt rein und erst wieder raus, wenn sie mir alles beantwortet hat.

Er hatte aber nicht einmal ansatzweise genug Zeit, um ihr ins innere seines, nein, ihres Hauses, zu folgen, denn Lani schloss schon wieder die Tür hinter sich in ihrer Hand ein Haufen Klamotten.

»Hier, zieh das an.« Sie warf ihm eine Hose, Schuhe, Socken, ein T-Shirt und sogar eine Boxershorts zu. In ihrer Hand hielt sie immernoch ein Kleidungsstücke. Es sah aus wie ein gelbes Kleid. Oder ein Rock und ein T-shirt. Er konnte es nicht so genau sagen. »Ich soll mich hier umziehen? Hier draußen?«
»Ja, wieso nicht. Du magst doch die Natur.« Das mochte zwar stimmen, das wusste er noch, aber das war kein Grund als Nackedei in der Öffentlichkeit zu stehen. Vor einer fremden bekannten Frau. »Ich kann mich doch auch drinnen umziehen, dann kannst du mir auch in Ruhe meine Fragen beantworten.« Sie schüttelte ihren Kopf und zog sich in einer rasenden Geschwindigkeit ihr Kleid über den Kopf.

»Was zum...«,fluchte er entsetzt und wirbelte um seine eigene Achse. Er konnte ihr doch nicht zusehen, während sie sich hier umzog, wie die Tiere, während zehn Meter weiter die Tür ihres Hauses war. Auch wenn er sich ihr abgewendet hatte,konnte er nicht verhindern, dass ihr blutroter Spitzen-BH in seinem Gedächtnis prangte.

Verdammt, sie ist so attraktiv.

»Stell' dich nicht an Adalar. Du hast schon öfters einen weiblichen Körper gesehen.« Er seufzte und wandte sich ihr wieder zu. Sie hatte dieses Mal ihr gelbes Kleid an. Auf ihren Brüsten prangte in orangener Schrift
»OH HONEY«

»Jetzt mach schon. Zieh dich um, wir müssen weiter.«

»Nein, warte. Wohin denn?«

»Das ist eine Überraschung, mach jetzt.«

In ihm schäumte es. Er wollte nun endlich antworten. Verdammt.
»Nein, wir gehen da jetzt rein und du wirst mir alles erklären.«

Sie schüttelte mit dem Kopf. »Adalar, verdammt.« Sie schien mit sich zu kämpfen. »So ist der Plan aber nicht. Ich kann nicht gleich alles raushauen. Bitte.« Sie streckte die Hand nach ihm aus, als würde sie versuchen etwas zu greifen, dass wahrscheinlich schon längst verschwunden war. »Versuch' dich daran zu erinnern, wie sehr du mir vertraut hast und vertrau mir.«

Auch wenn er sich nicht an sie erinnern konnte, verdammt er vertraute ihr. Er vertraute ihr, also streckte er auch seine Hand aus. Erreichte gerade so ihre.

Warum nicht zusammen nach etwas greifen, was womöglich schon längst verschwunden war? Vielleicht konnten sie es zusammen zurück holen.

»Sag mir wenigstens was jetzt der nächste Schritt deines Plans is«, bat er sie, ließ seine Hand sinken und zog sich gleich auch sein Shirt über.

Die Hose folgte so gleich.

»Wir fangen von vorne an.«

Sie griff wieder seine Hand, obwohl er sich gerade den Gürtel schnallen wollte. »Wir gehen dort hin wo alles angefangen hat.« Und dann rannte sie schon wieder los und zum ersten Mal machte es ihm wenig aus. Wenn sie ihn führte, dann hatte er kein Angst vor dem Ziel ihres Weges.

Es würde etwas Gutes werden.

Sicherlich.

Also, von Anfang.

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