Kapitel 56

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Ich riss meine Augen schockiert auf. Ich konnte es nicht fassen. Er küsste mich?! Meine Brust bebete, mein Herz raste und meine Finger kribbelten. Es fühlte sich unglaublich gut an. Seine weichen und gleichzeitig rauen Lippen bewegten sich selbstbewusst auf den meinen. Sehr fordernd drängte er mich zurück und schaffte sich dominant seinen Platz. Er wusste um seinen Platz in der Gesellschaft und vielleicht steig es ihm etwas zu Kopf. Er griff grob nach meinem Kiefer und wurde immer aggressiver in seinen Bewegungen. Und trotz seiner unfeinen Art zu küssen, wirkte es so leidenschaftlich und begabt. Er tat dies nicht zum ersten mal, das merkte man sofort, aber man wollte auch immer mehr. In diesem Kuss steckte so viel Leidenschaft und Zärtlichkeit, die man in seinen groben Taten zu interpretieren sind. Ich fühlte trotz seines Dominazverhaltens, dass es lieblich war. Es war seine Art zu lieben. Sicher konnte er es auch zärtlich und einfühlsam tun, aber wenn er dafür brennte, dann verwandelte er sich in eine Raubkatze, die die Beute für sich haben will. Er würde jede andere Konkurrenz wegbeißen.

Er packte mit seiner rechten Hand meinen Nacken und legte seine linke Hand an meine rechte Wange, die völlig überhitzt war. Seine Lippen bewegten sich immer langsamer, bis sie sich von meinen lösten und ich eine leichte Kälte auf ihnen verspürte. Es fühlte sich leer an, da seine Lippen meine durch den Kontakt erwärmt hatten. Er schaute mich mit einem verschleierten Blick warm an und seine Hände lockerten den Griff um meinen Kopf. Verlegen erwiderte ich seinen Blick.

,,Du bist so wunderschön."

Er war mir so unglaublich nahe und alles, was ich wahrnehmen konnte, waren seine leuchtenden Augen und sein heißer Atem auf meinem Gesicht. Ich spürte, wie der Schwarm Schmetterlinge in meinem Bauch begann, sich von ihren Kokon zu lösen und herum zu fliegen in vielen verschiedenen bunten Farben.

Er hat dich schön genannt, Caprice.

Ich musste trotz meiner Verlegenheit lächeln. Ich war glücklich im Moment. So glücklich.

Und dieses mal fing ich nicht an, zu stottern oder zu zittern. Ich musste stark grinsen und legte meine zierlichen Arme um seinen großen Körper. Ich war froh, ihn zu haben, auch wenn ich es schon oft als Fehler angesehen habe, ihm so viel preiszugeben. Er machte mich aus irgendeine, unerfindlichen Grund glücklich und ich denke, das war im Moment das Wichtigste.

,,Danke", murmelte ich in seinen Pullover.

Er legte seine starken Arme ebenfalls um mich und drückte mich fest. Ich vergrub mein Kopf in seinem Nacken. Klar hatte ich noch Herzklopfen wegen dem Kuss, aber ich wollte auch seine Nähe und Zuneigung.

,,Ich bin so froh, dass du hier bist."

Ich kuschelte mich bei seinem Geständnis noch mehr an ihn heran. Irgendwann lösten wir uns und er musterte mich ebenfalls mit einem Grinsen auf den Lippen. ,,Das war dein erster oder?", stellte er überflüssigerweise fest. Ich nickte voller Scham. Schließlich wusste ich, dass er seine nicht einmal mehr zählen könnte. Er küsste mich auf die Stirn und meinte:,, Das war mit Abstand der schönste Kuss, den ich je hatte."

Damit stand er auf und reichte mir seine Hand, die ich zögerlich annahm. ,,Komm, ich koche uns was."

~

,,Caprice?", hörte ich es aus der Küche schallen. Nicks Stimme war ein bisschen angespannt. ,,Ja?", rief ich. ,,Trägst du dein Armband oft?" Fragend legte ich den Kopf zur Seite und stand auf, um ebenfalls in die Küche zu gehen. Dort stand ein kochender Nick mit Jogginghose und oberkörperfrei. Er hatte einen tollen Körper, das konnte keiner leugnen.

,,Ab und zu, wieso?" Er drehte seinen Kopf zu mir und hatte einen strengen Gesichtsausdruck drauf. ,,Ich möchte, dass du es öfter trägst." Ich war sehr misstrauisch. ,,Wieso?", fragte ich während ich mich auf die Küchenplatte setzte und meine Beine baumeln ließ. Er kam auf mich zu und stellte sich zwischen meine Beine und sah mich ernst an. ,,Baby, tu mir den Gefallen und mach gefälligst, was ich dir sage. Stell nicht so viele Fragen." Trotzig verschränkte ich meine Arme vor der Brust und sah zur Seite aus dem Fenster. Es war inzwischen dunkel und ich konnte die Lichter der Stadt erkennen und die, die von der Küchendecke kamen und sich im Glas spiegelten. Ebenso konnte ich uns beide im Fenster sehen. Nick stand direkt vor mir und stützte seine Arme auf der Platte neben meinen Oberschenkeln ab. Er sah zu mir runter, da er trotz der Tatsache, dass ich erhöht saß, größer als ich war. ,,Sieh mich an, Caprice. Ich kann dir nicht sagen, weshalb. Aber folg einfach mal meinen Anweisungen, okay?!" ,,Ich würde auf dich hören und dieses Armband auch öfter tragen, weil es mir viel bedeutet und ich es liebe, aber mein Problem ist, dass du mir immer etwas verheimlichst und mich kommentarlos herumkommandierst. Ich würde es auch so tragen, aber ich will nicht, dass es verloren geht. Außerdem möchte ich wissen, was los ist und warum du immer so komisch drauf bist, mehr nicht."

Ich hasste es, wenn er so war. Er war plötzlich wütend, schrieb mir was vor und giftete mich an, wenn ich nicht sofort, ohne Fragen zu stellen, Folge leistete. Und dann war er verwundert, wenn ich zickig wurde? Vor einer halben Stunde war doch noch alles gut.

,,Verdammt nochmal", rief er aggressiv. ,,Tu mir das nicht an." Er griff nach meinen Schultern und rüttelte mich ein bisschen durch. Und trotzdem hatte ich das Gefühl, er sprach nicht mit mir. ,,Das kannst du mir nicht antun." Er raufte sich die Haare und ging zwei Schritte zurück. ,,Fuck!" Damit drehte er sich um und ging schnellen Schrittes aus der Küche. Es war nun totstill hier drinne, allein das kochende Wasser war zu hören.

Was war nur in ihn gefahren?!

Mein Blick schweifte vom silbernem Kochtopf ab weiter die Kochplatte entlang, auf dem Nicks Handy lag, dessen Bildschirm leuchtete. Neugierig hüpfte ich von der Platte und ging vorsichtig zwei Schritte vorwärts und schaute hinab auf das Display. Ein Chat war geöffnet, aber der Name war nicht eingespeichert. Als ich ihn mir genau ansah, stockte mir der Atem. Ich machte einen Schritt zurück und schaute zum Eingang der Küche, aus dem Nick vor nicht mal einer Minute verschwunden war. Wer war das?

Noch einmal schaute ich aufs Display.

Dort stand es in Druckbuchstaben gut sichtbar.

,,Ich bin wieder da."






Hier ist das nächste Kapitel. Ich wollte eigentlich schon gestern hochladen, aber ich bin schon seit Tagen sehr krank und konnte nicht schreiben. Ich hoffe, ihr könnt das entschuldigen. Einen schönen Tag wünsche ich euch noch.
Was glaubt ihr, hat diese Nachricht zu bedeuten? Und warum ist Nick dann so ausgerastet?

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