22. Kapitel

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„Komm" sagte Newt und nahm meine Hand, „Der Kaffee wird kalt."

Ich grinste bei seinen Worten, nickte und ließ mich von ihm zurück zum Coffeeshop ziehen.

„Oh mein Gott, ja! Ihr seid zurück gekommen." Jubelnd zog mich die junge Bedingung in eine freudige Umarmung, die ich vor lauter Überforderung vorerst gar nicht erwiderte.

„Das war ja echt unter alles Sau vorhin." redete sie weiter und schüttelte den Kopf, so dass die wilden Locken in ihrem Pferdeschwanz nur so flogen. „Ich hab das homophobe Pack auch gleich aus meinem Laden verbannt. So was kommt mir ja nicht in die Tüte. Kunden, die andere Kunden beleidigen. Ne ne." Entschlossen presste sie die Lippen aufeinander.

„Aber eine Frage hätte ich doch noch an euch..." Bittend sah sie uns an und ich bemerkte, wie sehr sie versuchte, ihre Neugier im Zaun zu halten.

„Frag nur." lachte Newt und blickte sie amüsiert an.

„Seid ihr beiden nun....ein Paar?"

Verlegen blickte ich in Newts Richtung und legte den Kopf schief. Auch er suchte meinen Blick und ich konnte die leise Frage in seinen Augen lesen, die er mich beantworten lassen wollte: möchtet du, dass wir...

„...Ja" sagte ich und ergriff die Hand meines....Freundes.

Quietschend fiel mir die junge Dame erneut um den Hals. „Oh mein Gott! Ist das süß!" Lachend erwiderte ich dieses Mal, als sie auch schon herausplatzte: „Wie lange schon?"

Erwartungsvoll sah sie uns an, doch ehe ich antworten konnte, klinkte Newt sich wieder ein, indem er mich in seinen Arm nahm und grinsend verkündete: „Seit....warte kurz....10 Minuten etwa."

Augenblicklich gefror das Gesicht der jungen Dame und ihre Augen schienen beinah aus ihren Höhlen zu fallen. „Das...." begann sie, stockte und schüttelte ungläubig grinsend den Kopf.

„Oh mein Gott"

„Tja, manchmal sind beschissene Eltern echt Gold wert." lächelte nun auch ich und sah Newt glücklich in die Augen. Mein Herz machte einen Hüpfer, als ich die Zuneigung sah, die mir aus ihnen entgegen strahlte. Verliebt lächelte ich ihn an und hatte zum ersten Mal keine Angst davor, das er bemerken würde, wie viel er mir bedeutete. Nein- dieses Mal wollte ich, das er es sah, dass er verstand, wie unheimlich wichtig er für mich war.

„Ihr seid wirklich zu süß, ihr Beiden." unterbrach die fröhliche Stimme der jungen Frau meine Gedanken. „Dafür gibt es einen Kaffee umsonst." „Danke...." wollte ich antworten, doch in diesem Moment fiel mir auf, dass ich gar nicht wusste, wie dieses nette Wesen mir gegenüber hieß. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, grinste sie mich wieder an und streckte mir die Hand entgegen: „...Lisa"

„Freut mich Lisa." antwortete ich und schüttelte ihre Hand. „Ich bin Thomas." „Und dein, nebenbei bemerkt, verdammt süßer Freund?" Ich blickte zu Newt und bemerkte, wie sich bei Lisas Bemerkung kurz ein rosaroter Schimmer auf seine Wangen legte. Augenblicklich wurde ich ein bisschen eifersüchtig.

Diese Eifersucht verpuffte aber sofort, als der Blonde im nächsten Moment zu mir schaute und sein Gesicht verlegen in meinem T-Shirt vergrub. Denn genau da wurde mir wieder bewusst, dass er tatsächlich MEIN Freund war. „Dieses unglaublich schöne Wesen neben mir heißt Newt und ist der wundervollste Mensch, der mir jemals begegnet ist."

„Tommy...." hörte ich es in diesem Moment aus meinem T-Shirt murren und musste automatisch lachen, als Newt seinen Kopf wieder anhob und mich mit hochrotem Gesicht anschaute. „Jetzt übertreib mal nicht." nuschelte er und strich sich einmal durch seine blonden Haare. Bei seinem Anblick musste ich automatisch lachen, bevor ich ihn dämlich grinsend anschaute und mit den Schultern zuckte. „Sorry Newtie....aber du lässt mir einfach keine Wahl."

Lächelnd schüttelte Newt den Kopf und legte im nächsten Moment seine Hände um meinen Hals. „Du machst mich fertig, Tommy." lachte er und zog mich in einen federleichten Kuss, den ich nur zu gerne erwiderte. „Freunde, hört auf, ich sterbe hier noch an einem Zuckerschock." rief Lisa wenige Sekunden später und fasste sich theatralisch an ihr Herz. Sanft löste ich mich von Newt und strich ihm vorsichtig eine Strähne seines blonden Haares aus dem Gesicht. „Kommt Jungs, wir gönnen uns jetzt erst einmal ein chilliges Frühstück, bevor hier eine Horde hungriger Beamter einfällt." lachte Lisa und gemeinsam setzten wir uns an den gleichen Tisch wie vor dem unschönen Zusammentreffen mit meinen Eltern.

Genießerisch verspeiste ich meinen Croissant und nippte an meinem Milchkaffee, während wir uns von Lisa ausfragen ließen, weshalb wir uns denn an einem Dienstagmorgen in den Schulferien draußen rumtrieben, ob wir selbst noch zur Schule gingen oder was wir denn bitte sonst machen würden. Ich erinnerte mich mit einem ernüchternden Gefühl daran, dass ich in weniger als einer Woche zurück in die Uni musste und mein zur Zeit noch leichteres Leben, als sowieso schon, wieder hinter mir lassen musste. Selbstverständlich ging ich gerne zur Uni - immerhin lernte ich genau das zu tun, was ich schon immer wollte, aber früh aufstehen hatte trotzdem noch nie zu meinen Stärken gehört. Auch Newt hatte zur Zeit frei, erzählte er. Seine Ausbildung zum Kellner und Barkeeper hatte er fast abgeschlossen, war im letzten Lehrjahr und genoss es, mal nicht den ganzen Tag stehen zu müssen. Allerdings hatte sein Arzt wohl einmal zu ihm gesagt, dass sein Bein nicht besser heilen würde, nur weil er es nicht benutzte und das Schlimmste, was der Blonde sich vorstellen konnte, war ein Beruf, bei dem er den ganzen Tag nur sitzen und irgendwelche Diagramme oder ähnlichen Mist auswerten müsste. Da stünde er lieber den ganzen Tag rum und merkte am Ende der Schicht wenigstens, dass er etwas getan hatte.

Ich lachte darüber, mit welcher Heftigkeit er sich gegen einen schonenderen Job wehrte und fand noch tausend weitere Eigenschaften an ihm, die ihn für mich nur noch wunderbarer erscheinen ließen.

Wir redeten eine gefühlte Ewigkeit miteinander, bis die Türglocke erneut läutete und die ersten Kunden auf die Suche nach ihrem allmorgendlichen Kaffee gingen. Newt und ich tauschten mit Lisa noch eben unsere Nummern aus, ehe wir uns mit einem glücklichen Lachen verabschiedeten und uns auf den Weg zurück zu Newt machten.

„Was für eine Marke." lachte Newt, als er meine Hand nahm und neben mir her schlenderte. „Das kannst du laut sagen." erwiderte ich und grinste zurück, während wir immer weiter liefen.

„Kellner also." meinte ich und blickte Newt von der Seite her an. Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Ich mag es, Leuten dabei zuzusehen, wie sie sich mit anderen treffen und sich mit ihnen unterhalten. Ich stelle mir dann immer vor, worüber sie reden, weshalb sie da sind und woher sie kommen. Ich mag es, mir Geschichten über diese Menschen zusammen zu spinnen. Und die meisten Leute in der Bar, in der ich arbeite, sind so komische Vögel, dass es sie einfach nicht interessiert, dass ich nicht mit ihnen spreche. Ich glaube, denen fällt es teilweise nicht mal auf." Nachdenklich zog Newt seine Augenbrauen zusammen und verzog den Mund zu einer Schnute, was ich nur still von der Seite belächeln konnte. Nach einer kurzen Weile, die wir einfach nur schweigend nebeneinander hergelaufen waren, meinte Newt plötzlich: „Früher dachte ich immer, ich brauche andere Leute, um zu sehen, wie das wirkliche Leben aussieht....komisch oder? Ich hatte nie das Gefühl, selbst WIRKLICH zu leben....Aber...mittlerweile muss ich sagen, dass ich scheinbar doch sehr wohl wirklich lebe...so wirklich, wie kaum einer von den Menschen, denen ich bisher über den Weg gelaufen bin..." Er machte eine Pause: „Und ich glaube, das habe ich zu einem sehr großen Teil auch dir zu verdanken, Tommy." Bedeutungsvoll sah er mich an. „Ich bin dir echt dankbar, dass du mir eine Chance gegeben hast."

Bei seinen Worten war ich stehen geblieben und hielt ihn nun an seinem Arm fest. „Newt" sagte ich sanft und zog ihn zu mir, sodass er mir gegenüber stand. „Dir zuzusagen und sich mit dir zu treffen....das war - da bin ich mir ziemlich sicher - die verdammt nochmal klügste Entscheidung meines Lebens." Liebevoll sah ich ihn an: „Obwohl...ich wusste ja gar nicht, was für einen Gefallen ich mir damit tue...bis zu dem Moment, in dem ich dich das erste Mal gesehen habe. Und bei Gott, glaube mir, du kannst echt sexy aussehen, wenn du an einer Turnhalle stehst."

Verlegen biss sich Newt auf seine Unterlippe. „Du bist süß Tommy." lachte er und küsste mich kurz auf die Lippen. „Nicht so süß, wie du Blondie." antwortete ich und kassierte für diesen Kommentar einen empörten Knuff in die Seite. Belustigt lachte ich auf und meinte dann: „Na los, lass uns mal Lizzy vor einem Herzinfarkt bewahren, den sie mit Sicherheit erleiden wird, wenn wir nicht bald bei euch aufkreuzen."

„Du hast Recht." lachte der Blonde. „Machen wir uns auf in die Höhle des Löwen."

Im Takt deines HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt