Prolog
Sie stand vor einem Schrank mit Schmuck, Gold, Silber, Diamanten. Eine Handvoll des wertvollen Krams hatte sie schon ausgewählt, sie spürte das Gewicht der Steine beruhigend in ihrer Hosentasche. Mit einem Mal meldete sich ihr Frühwarnsystem: irgendetwas hatte sich verändert. Sie brauchte keine halbe Sekunde, um zum Sofa in der Mitte des Raumes zu rennen und darunter zu kriechen. Erst jetzt kontrollierte sie. Wie bei ihrer Ankunft in Haus Nummer 128 war auch jetzt alles dunkel. Und still. Das war es, was nicht mehr stimmte! Einige Minuten voher hatte das Haus beinahe gebebt. Der Hausherr schnachte jetzt nicht mehr. Shit! Hätte sie sich nicht angewöhnt, stumm zu fluchen, wäre jetzt bestimmt das ganze Viertel wach. Der Hausherr war nämlich Ex-Soldat, hochgradig. Erst vor vier Wochen war er pensioniert worden, und es standen überall im Haus Schützenpokale herum, was darauf schließen ließ das er ein wirklich guter Scharfschütze gewesen sein muss. Sie hatte -selbstverständlich - schon einige Trophäen eingesteckt und sie hatte für Notfälle eine Pistole dabei. Trotzdem. Sie hasste schießen, weswegen sie auch vergleichsweise schlecht darin war. Der Nahkampf war ihr wesentlich lieber. Darin war sie auch besser. Doch hoffendlich würde es nicht soweit kommen. Die Polizei konnte ihr eigentlich nicht gefählich werden, aber ein Toter der Soldat gewesen war? Man würde mehr in die Sache hinein interpretieren, die Geheimdienste hinzuziehen wegen "Der Annahme zur Weitergabe vertraulicher Informationen" und so weiter. Und die würden ihre Handschrift erkennen, das stand außer Frage. Wegen zwei Morden von der Polizei gesucht. Mit freundicher Unterstützung von CIA und Interpol. Das wäre übel, richtig übel. Sie musste hier raus, sofort. In diesem MOment hörte sie zaghafte Schritte.
Seine Knie zitterten, als er die große Treppe hinunterschlich. Er war noch nie besonders mutig gewesen, das war der größte Unterschied zwischen ihm und seinem Vater. Aber er hatte einen leichten Schlaf und deshalb den beinahe lautlosen Alarm seiner selbstgebauten Alarmanlage gehört. Es war jemand im Haus, der dort nicht hingehörte. Der Versuch, seinen Vater zu wecken, hatte nur dazu geführt, das dieser ihn als nervtötend bezeichnete, auf den Rücken rollte und weiterschlief. Ohne zu schnarchen. Es war ihm klar, dass der Einbrecher nun gewarnt war. Wenn er sich leise verhielt, konnte er unbemerkt nach unten gelangen. Hoffte er. In der Küche gab es einige Fleischmesser, mit denen man sich wehren konnte. Er konnte es zwar nicht, aber das wusste der Einbrecher ja nicht. Um in die Küche zu kommen, musste er durchs Wohnzimmer. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Als er am Sofa mitten im immer vorbei wollte, schloss sich mit einem Mal eine starke, geschickte Hand um seinen linken Knöchel. Er fiel hart auf den Boden, konnte sich aber noch im Fall auf den Rücken drehen.Vielleicht sah er die zur Hand gehörende Person. Auch wenn er bis zu diesem Moment nicht daran gedacht hatte, zu schreien, presste sich eine kühle Hand auf seinen Mund. Wieso hatte er eigentlich nicht gleich nach seinem Vater gerufen? Das ärgerte ihn. Er riss die Augen weit auf als sich jemand über ihn beugte. Dunkle, geheimnissvolle Augen, lange, geschwungene Wimpern, hohe Wangenknochen, blasser Teint. Umramt von leicht gelockten, langen, dunklen Haaren. Ein dunkler Engel. Kein Gesicht, das man schnell vergaß. Seine Bemühungen, nicht die ganze Zeit auf den Mund der Fremden zu starren, stellten sich als erfolglos heraus. Er konnte nicht anders, als ihre sanft geschwungenen Lippen zu betrachten. Wer war sie? Er merkte erst, dass er wohl laut gedacht hatte, als sie antwortete: "Das geht dich gar nichts an." Verärgert wollte er etwas erwiedern, als ihm auffiel, dass er keinen Ton herausbrachte, weil ihre Hand immer noch fest auf seinem Mund lag. Aber dann konnte er auch nicht laut gedacht haben. woher hatte sie gewusst, was er fragen wollte?
Wütend presste sie die Lippen fest aufeinander, damit sie ja nicht in Versuchung kam, erneut etwas zu sagen. Wie konnte sie nur so dumm sein?! Zuerst lässt sie sich erwischen -von einem feigen Jungen- ,lässt sich sehen, und dann labert sie auch noch!Dieser Gedanke machte sie nervös. Und sie war wiklich selten nervös. Aber warum eigentlich jetzt? Im Falle einer Anzeige konnte sie leugnen. Das konnte sie gut. Ein Alibi hatte sie auch. Wer rechnete schon damit, dass jemand mit einer 5 in Sport im Zeugnis aus einem drei Stockwerke hohen Fenster sprang? Man würde den Jungen für verrückt halten. Niemand würde sie mit dieser unsportlichen fast Neuntklässlerin in Verbindung bringen. Aber falls sein Vater doch noch ins Wohnzimmer kam, half ihr das auch nicht mehr. Er hatte ihre Akte gelesen. Der Ordner lag noch beim Schrank, sie hatte ihn als Allererstes geholt. Einen Moment lang überlegte sie noch, Aber dann packte sie den JUngen an den Haaren und schlug seinen Kopf einmal -grade fest genug für eine Ohnmacht- auf den Boden. Bei ihm wurde sofort alles schwarz. Hastig sprang sie auf und rannte in die Küche. Sie schnappte sich ein Glas, füllte es mit Wasser und kehrte zu dem Bewusstlosen zurück. Sie ließ das Glas zu seinen Füßen fallen. Als nächstes verschloss sie die Schranktür des Schrankes voller teuren Krimskrams und packte den Ordner. Einmal kontrollieren, ob auch keine weiteren Spuren zu beseitigen waren, und dann los. Sie verließ das Haus auf dem selben Weg, auf dem sie gekommen war: Durch die Hintertür, die sie wieder ordentlich verschloss. Bei dem Gedanken an das einbruchsichere Schloss musste sie grinsen. Für den Moment zufrieden mit sich und der Welt verschmolz die junge Diebin mit den Schatten der Nacht.
Hi, das ist meine erste Story auf Wattpad. Ich hoffe sie gefällt euch. Updates kommen einmal die Woche immer am Sonntag. :) Simo xx
