40. Kapitel

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Den folgenden Abend verbrachte ich alleine zu Hause. Chloe hatte sich zur Nachhilfe mit einem der jüngeren Campbewohner verabredet - "Ich weiß echt gar nicht, was du gegen Chemie auszusetzen hast, Megan" - und Zack verbrachte den Abend zusammen mit seinen beiden Mitbewohnern Chris und Jeremy und deren Freunden. Zwar hatte Zack mir angeboten, mich ihnen anzuschließen und die abendlichen Stunden an Stelle einsam und alleine in meinem Zimmer zusammen mit ihnen in irgendeinem mir fremden Ferienhaus zu verbringen, aber ich hatte dankend abgelehnt. Auch wenn ich normalerweise solche Einladungen selten ausschlug, heute Abend verspürte ich das dringende Bedürfnis einmal für mich alleine zu sein.

Besonders nach dem Gespräch zwischen Penelope und Dominique, das ich mitbekommen hatte und deren Worte nach wie vor unaufhörlich in meinem Kopf vor sich hin pochten. Wie lästige Kopfschmerzen, die mit einem mal plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung aufkamen und die man erst durch mehrere Schmerztabletten und ein Blech von Mums selbst gebackenen Schokoladenkeksen wieder los werden konnte. Jap, Mums selbst kreierte Schokoladenkekse waren genau das, was ich an diesem Abend brauchte. Und da es nicht das erste Mal war, dass ich besagtes Gebäck aus dem Kopf heraus nach buk, dauerte es auch nicht sonderlich lange, bis sich der Geruch von geschmolzener Schokolade und jeder Menge Zucker und Fett im Wohnzimmer bis hinauf in den ersten Stock breit machte. Trotz meinen anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Herd, weswegen die erste Ladung verbrannt war und der Tatsache, dass die Küche nun aussah wie ein Schlachtfeld, wo soeben eine Horde Orks eingefallen war.

Mit einem leisen Seufzer schob ich das letzte, fertig bestückte Blech in den Ofen hinein und drückte anschließend die Klappe zu. Mit dem Handrücken wischte ich mir den feinen Mehlstaub von den Wangen, der sich dort angesammelt hatte, dann begann ich die mit Schüsseln und Zutaten vollgestellte Arbeitsfläche frei zu räumen, schnappte ich mir den quietschgelben Putzlappen aus der Spüle und wischte sämtliche Mehl- und Butterflecken, die ich verursacht hatte, fort.

Chloe würde sich freuen, wenn sie nach Hause kommen würde. Ihre Schwäche für Süßigkeiten war schließlich kein großes Geheimnis für mich. Mit einem zufriedenen Lächeln strich ich mir einige zottelige Haarsträhnen hinter die Ohren, die sich aus meinem unordentlichen Dutt gelöst hatten und hängte anschließend die Schürze an einem Haken direkt neben den Pfannen und Backhandschuhen auf, die jemand in Reih und Glied an der gegenüberliegenden Wand befestigt hatte. Ein Blick auf die von mir gestellte Küchenuhr verriet mir, dass es noch ein wenig dauern würde, bis die letzte Fuhre Kekse fertig gebacken sein würde, weswegen ich mich gemächlichen Schrittes auf den Weg nach oben in mein Zimmer machte, ein Handtuch und einen frischen Schlafanzug aus meinem Kleiderschrank heraus schnappte und anschließend im Badezimmer verschwand.

Ich schlüpfte aus meiner vom Tag verschwitzten Kleidung, schaltete das Wasser an ließ dieses in einer angenehmen, lauwarmen Temperatur über meine Haut strömen, die, dank der nahezu ständig scheinende kalifornische Sonne, in den vergangen Wochen einen schönen dunklen Bronzeton angenommen hatte. Eine Farbe, die hoffentlich die nun folgenden Wintermonate überdauern würde.

Während ich mir leise vor mich hinsummend den Schweiß des heutigen Trainings vom Körper und aus den Haaren wusch, huschten meine Gedanken unvermeidlich zurück zu dem Gespräch, das ich zuvor, verborgen hinter den großen Blättern des Strauches, unbemerkt mitverfolgt hatte.

Ich war nicht mehr lange geblieben, nachdem Penelope das mit ihrer Familie erwähnt hatte, da sie danach auffallend schnell das Thema zu etwas vollkommen Belanglosem - einem anscheinend neuen Pärchen innerhalb ihres Freundeskreises - gelenkt hatte.

Aber die Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme und die Verletztheit in ihrem Blick hatte ich nach wie vor nicht aus meinen Gedanken verdängen können. Die Art und Weise, wie Penelope über ihren Platz im Rat und auch über mich geredet hatte, war mir von ihr vollkommen fremd erschienen. Zwar hatte ich mich nie sonderlich häufig mit ihr unterhalten, allerdings war sie mir stets wie das freundliche Mädchen von nebenan vorgekommen und nicht wie eine junge, ehrgeizige Frau, die anscheinend alles dafür tun würde, um ihre Stellung zu behalten. Die Sorge, die sich während des Gespräches auf ihrem Gesicht bemerkbar gemacht hatte, war nicht zu übersehen gewesen.

Totems - PhönixkindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt