Eine unfreiwillige Begegnung

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POV Ardy

Zusammen mit Lu lief ich also wieder in das stickige Schulgebäude.
Zum Glück hatten wir nur noch zwei Stunden.
Ich hätte es wohl auch nicht mehr länger ausgehalten.
,,Ards ich muss hier rein. Wir sehen uns okay?", Luna unterbrach meine Gedanken und lächelte mich an. ,,Klar Lunes. Dann bis später nehme ich an und kotz nicht wenn dich Jonas wieder anbaggert. Er hat nämlich nicht mal deine Kotze verdient!"
Ihr zu zwinkernd lief ich nun an ihr vorbei weiter zu meinem Klassenzimmer.

Summend stöpselte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren.

Nachdem die Schule endlich zu Ende war, hatte ich noch ein wenig mit Luna gequatscht und hatten so komplett die Zeit vergessen.
Das Lustige war, dass sie genauso hieß wie meine beste Freundin von der alten Schule und dem Anschein nach verstanden wir uns genauso gut.
Luna musste jedoch noch in einen Sportkurs, wohin gegen ich - Gott sei Dank - Wochenende hatte. Da ich ihr, weil sie sonst zu spät gekommen wäre, angeboten hatte, dass ich einen Brief von ihrer Mutter bei der Firma, in der Frau Darko arbeitete abgeben könnte, ging ich nun also auf das riesige Gebäude zu.
Obwohl Luna anfangs gezögert hatte mein Angebot anzunehmen, hatte sie es schließlich nun doch dankbar angenommen. Daraus schloss ich, dass es wohl ein echt wichtiges Anliegen ihrer Mutter sein musste und sie mir folglich auch vertraute.
Diese Tatsache machte mich irgendwie glücklich, weshalb ich auch lächelnd in den Vorsaal eintrat, der nebenbei bemerkt schon fast größer als unsere gesamte Wohnung war.
Ja, Geld hatten wir nicht so so viel und da meine Eltern eh bei Geschäftsreisen nur in ihren Hotels waren, gaben sie das Geld, das wir hatten für ihre Zwecke dort aus.
Ich hingegen musste mit meinen zwei kleinen Geschwistern über die Runden kommen und schauen, dass die beiden Zwillinge keinen Mist anstellten.
Am Schalter des riesen Firma Gebäudes klingelte ich an der kleinen Glocke, da niemand in dem riesigen Saal auffindbar war.
Staunend betrachtete ich meine Umgebung genauer. Die Fließböden, die verzierten Säulen und die Treppe mit dem roten Teppich. Wem auch immer dieses Unternehmen gehörte, diese Familie war durchaus betucht.
Durch das klacken der Absätze, fiel meine Aufmerksamkeit auf die junge Dame am Schalter.
,,Guten Nachmittag, wehrter Herr. Wie kann ich Ihnen Behilflich sein?"- ,,Hallo, ich müsste einen Brief an einen gewissen Herr Tjenz abgeben."
Mit diesen Worten zeigte ich ihr kurz den Brief. Sie nahm ihn in die Hand und warf einen genauen Blick darüber.
Danach legte sie ihn auf den Tresen und schaute etwas in ihrem Computer nach.
,,Sie haben Glück. Herr Tjenz sollte gerade etwas Zeit haben. Ich gebe ihm bescheid. Sein Büro befindet sich im fünften Stock. Dann wäre es die dritte Tür rechts. Klopfen sie dort an und warten sie, bis sie hinein gebeten werden."
Ich dankte ihr und machte mich mit ihrer Anweisung auf den Weg zu dem Büro von Herr Tjenz.
Warum musste ich eigentlich dafür unbedingt in sein Büro?
Ich hätte ihn ja einfach der Frau von eben geben können und sie hätte ihn diesem Tjenz geben können.
Sichtlich verwirrt klopfte ich schlussendlich schulternzuckend an der Tür seines Büros an. Die Tür wurde keine fünf Sekunden später von einem Herrn, welcher aussah als sei er nur eine Art Diener oder Assistent, geöffnet.
,,Lian Sie können gehen.",vernahm ich eine männliche Stimme, die eineme etwa 19 oder 20 Jährigen gehören musste.
Kaum hatte genau dieser, welcher am Schreibtisch saß, den Typen, welcher mir eben die Tür geöffnet hatte, weggeschickt ergriff ich das Wort:
,,Hallo Herr Tjenz. Ich bin hier wegen des Briefes von Frau Darko."
-,,Hallo junger Mann. Das wurde mir schon ausgerichtet, setzen Sie sich doch."
Auf seine Aufforderung hin setzte ich mich auf den riesigen Sessel, auf den er gezeigt hatte, immer noch sichtlich erstaund, wie jung der vermeintliche Geschäftsmann doch war.
,,Wasser?"
Da ich das Angebot nicht ablehnen wollte, nickte ich. Während er eine Flasche Wasser holte, sah ich mich im Büro neugierig um.
Es war riesig und größer als unsere Küche und unser Wohnzimmer zusammen.
Dazu war es Modern eingerichtet und wirkte sehr geschäftigt.
,,Also Herr... Tut mir leid wie heißen sie noch gleich?"
-,,Oh tut mir leid, ich habe mich nicht vorgestellt. Ich bin Ardian Bora."
Das konnte echt nur mir passieren.
Innerlich gab war ich sehr peinlich berührt.
,,Ist doch nicht so schlimm, passiert mir doch manchmal auch."
Er lächelte mich aufmunternd an, da er wohl bemekt hatte, dass es mir unangenehm war.
,,Das hier ist der Brief, den ich ihnen abgeben soll. Ich bringe ihn für eine Freundin hier her", erklärte ich dem nur etwas älterem Mann.
Dieser öffnete ihn und las ihn sich genau durch.
Er erinnerte mich an jemanden...
Aber an wen?
Diese Statur...
Diese Ausstrahlung...
Diese Augen...
,,So okay, das wäre es fürs Erste. Ich habe die Bitte bestätigt. Wärst du so freundlich ihn wieder deiner Freundin oder ihrer Mutter zu geben?"
Warum dutzte er mich auf einmal?
Ich ließ mir nichts von meiner Verwirrung anmerken und gab ein kleinlautes:
,,Ja sicher. Danke Herr Tjenz."von mir
,,Nenn mich doch Jan. Ich bin ja kaum älter als du"
Er zwinkerte mir zu und gab mir den Brief zurück.
Ich stand, dadurch dass wir wohl fertig waren, nun noch etwas verdatterter auf und wollte mich schon verabschieden, als er mich in meiner Tätigkeit stoppte:
,,Hey Ardian. Ich frage am liebsten direkt, also könnte ich vielleicht deine Nummer haben? Ich finde nämlich, du bist ein ganz cooler Dude." Etwas überrascht und aus dem Konzept durch die Frage, vor allen über seine so plötzliche Umgangssprache, blickte ich in seine Augen.
Sie waren Blau.
Wie Taddls, aber nicht so schön wie seine.

Moment, was?
Ardy verdammte scheisse was soll der in deinen Gedanken?!

Da ich ihn nicht mehr länger in meinem Kopf herum spucken lassen wollte und es eine gute Chance wäre, jemanden kennenzulernen, der sich nicht um meine vier Jahre jüngere Geschwisster handelte, stimmte ich letztenendes zu.
Er lächelte und zog sein Handy aus der Tasche. Jan tippte etwas darauf herum und reichte es mir dann. Schnell gab ich meine Nummer ein und speicherte den Kontakt.
Er tat das selbe bei meinem Handy.
Nun blickte ich auf einen Kontakt mit dem Namen 'cute Boy♡'. Augenblicklich musste ich lächeln.
Er schien also mehr als nur feundschaftliches Interesse an mir zu haben.
Das gefiel mir.
,,Na dann, Jan. Schreib mir."
Zwinkernd gab ich ihm das Handy zurück und ging aus dem Raum.
Oder genauer gesagt wollte ich aus dem Raum gehen, doch ich stieß mit einer großen Person zusammen, welche wohl gerade ins Zimmer gehen wollte.
,,Oh sorry wollt dich nicht umrempeln."
Diese wunderschön tiefe Stimme jagte mir eine Gänsehaut ein.
Allerdings nur bis sie auch an mein Gehirn gelangt war.
Das war Taddls Stimme.
Was machte der denn hier?
,,Taddl bring mir den süßen Boy nicht um."
Jan verdrehte lachend die Augen.
Mein Plan, mich einfach schnell an Taddl vorbei zu quetschen wurde leider durchkreuzt, als Taddl sich mir in den Weg stellte.
Mist, er hatte mich wohl schon erkannt.
,Ardy? Was machst du denn hier? Und warum nenntst du ihn cuter Boy, Jan?",
Die letzten Worte sprach er Zähne knirschend aus.
Nun blickte Jan sichtlich verwirrt drein.
,,Ihr kennt euch?"-,,Jap, Klein Ardy geht in meine Klasse."
Klein Ardy?
Sein scheiss Ernst?
,,Also erstens, Thaddeus heiß ich für dich Ardian und zweitens, nenn mich micht klein!"
Meine halb wütenden Worte brachte bei beiden nur ein Lachen ein.
Ach die gingen mir beide am Arsch vorbei.
Ich machte Anstalten zu gehen, aber Taddl griff nach meiner Hand.
,,Cousin, er gehört mir, also komm nicht auf die Idee, dich an ihn ran zu machen. Eine Schwuchtel zu sein erlaubt einem nicht alles."
Mit diesen Worten zwinkerte er Jan zu, der wohl sein Cousin war, und zog mich an der Hand aus dem Raum.
Ich war so perplex nach seinen Worten, dass ich vergaß zu sagen, dass ich definitiv nicht ihm gehörte.
Doch jetzt kam der Gedanke wieder in mein Hirn.
,,Was denkst du eigentlich, wer du bist?
Ich gehöre dir nicht. Und Schwule zu beleidigen ist das allerletzte! Außerdem weißt du, dass ich auch schwul bin. Oder wolltest du dich nur über mich lustig machen?!"
Meine Worte brachten ihn nur zum grinsen.
,,Ach Ardylein... Du meist du kennst mich, aber das tust du nicht. Aber mein Cousin kennt mich und weiß daher, dass es nicht als Beleidigung gedacht war. Du bist so süß wenn du dich aufregst. Du machst Pikatchu extrem Konkurrenz. Einfach nur niedlich."
Sauer blickte ich ihn an.
Dieses arrogante Arschloch.
Und sein doofer Cousin war es ebenfalls.
,,Ich bin weder niedlich, noch klein!"-" Definitiv Pikatchu.."
Toll.
Das sah danach aus, als könnte ich daran nichts mehr ändern..
,,Mmmm... Ardy, du wie wäre es, wenn du noch zu mir kommst? Wir lernen uns besser kennen. Wenn du mich dann immer noch für ein arrogantes Arschloch hältst, dann lass ich dich in Ruhe. Aber wenn du nicht mit kommst, dann nerve ich dich so lange, bis du richtig mit mir redest."
Wenn ich ehrlich war, hörte sich das nicht mal all zu dumm an, wie die restlichen Worte, die sich aus seinem Mund wie gequollene Scheisse anhörten...
Aber sollte ich mich darauf einlassen?
Er war mir schon von Anfang an auf den Keks gegangen!
Naja man konnte es ja versuchen.
Was hatte ich denn zu Verlieren?
Doch ich konnte nicht.
Schließlich musste ich schauen, dass die zwei 13 jährigen Mädels zu Hause nicht verhungerten.
,,Auch wenn ich wollte könnte ich nicht."
,,Warum? Du kommst. Ist mir egal, warum es nicht geht."
Entschlossen sah Taddl mich an.
,,Ich muss meinen kleinen Schwestern essen machen."-,,Dann bestellen wir für sie einfach Pizza."
Taddl sagte das so selbstverständlich, dass es mich leicht wütend machte:
,,Es gibt auch Leute die nicht das Geld dafür haben!"
Vielleicht war mein Ton etwas zu giftig, das musste ich zu geben.
,,Heyhey beruhige dich Ardy. Sorry, ich konnte das doch nicht wissen. Ich kann die Pizza zahlen."
Das war irgendwie echt nett...
Aber das konnte ich nicht annehmen.
Dazu wäre ich ihm dann auf Ewig etwas schuldig.
,,Nein das kann ich nicht annehmen."
,,Musst du aber. Das ist echt kein Problem. Ehrlich. Ich erlaube keine Wiederrede, also komm."

Er nahm mich an der Hand und zog mich an Jan vorbei den Flur entlang, der immer noch verdutzt im Türrahmen stand.

Jeder will Thaddeus ~ TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt