Langsam ging ich zur Tür heraus und blickte den Gang entlang. Er war schon weg. Wie lange hatte ich da noch gestanden? Dann folgte ich einfach seiner Beschreibung und fand mich vor einem Klassenzimmer wieder, an dessen Tür Mr. Parson stand. Aber es war noch niemand da, vermutlich weil die Pause noch nicht zuende war. Ich sah mich noch einmal im Raum um und ging wieder hinaus. Ich würde noch etwas trinken und vielleicht einmal in mein Brot beißen, das meine Mutter mir gemacht hatte. Ich lief zum Wasserspender, der in einem Erker am Gang war. Dann trank ich etwas und bemerkte dann, dass man durch die Glastür zur Cafeteria runter blicken konnte. Ich ging ein paar Schritte auf die Schreiben zu und blickte mich um. Jake saß alleine an einem Tisch und blickte den Apfel auf seinem Teller wie versteinert an. Akay saß mit 3 Jungs zusammen und unterhielt sich ausgiebig mit ihnen. Dann wanderte mein Blick weiter durch den riesigen Speisesaal bis er wieder auf Jake landete. Diesmal starrte er mich mit seinen smaragdgrünen Augen unentwegt an. Obwohl mir dieser Blick sehr unangenehm war, konnte ich nicht wegschauen, weil er mich irgendwie festhielt. Dann sprang mich etwas von hinten an. Ich zuckte zusammen und drehte mich blitzschnell um. "Hay. Du musst die Neue sein, ich bin Cleo. Wo kommst du her und was machst du hier?" fragte sie und hörte gar nicht mehr auf, unwichtige Fragen zu stellen. Ich war noch immer wie in Trance und musste erst einmal einige Male blinzeln bevor ich wieder einen klaren Kopf bekam. Als ich hinter mir durch die Fensterscheiben in die Cafeteria blickte, war Jake schon verschwunden. "Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken." sagte Cleo und verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken. "Schon gut." antwortete ich nur und schulterte meine Tasche.
"Und du kommst also aus Deutschland? Wow, wie cool." sagte sie nur und geriet schon beinahe ins Schwärmen. Ich nickte. "Und wie ist es da so? Wie waren deine Freunde so?" fragte Cleo. Meine Freunde... Bei dem Gedanken an sie wurde ich wieder etwas traurig. Ich hatte mich nicht einmal richtig verabschiedet, weil ich es einfach nicht übers Herz gebracht hatte. Sie hatten es vermutlich erst gestern Morgen erfahren als ich im Flieger saß. Vielleicht hatten sie mir sogar geschrieben, aber da die Sachen aus dem Transporter erst noch kommen würden und ich einerseits hoffte, dass mein Handy da drin war und es irgendwie überstanden hatte oder andererseits dass es noch Zuhause lag und noch ankommen würde, konnte ich nicht zurück schreiben. Ich hatte mir eigentlich fest vorgenommen, ihnen auf der Hinfahrt zu schreiben aber ich musste mein Handy ja unbedingt vergessen. Ich seufzte, dann klingelte die Schulglocke erneut und Cleo erschrak. "Wir kommen zu spät. Mr. Parson legt sehr viel Wert auf Pünktlichkeit. Komm mit." Wenigstens konnte ich mich an ihr ein wenig orientieren.
"Mrs. Wilde, sie sitzen dort vorne rechts." sagte Mr. Parson nur und widmete sich seinen Unterlagen. Ich saß alleine an einem Tisch ganz vorne rechts und konnte endlich einmal durchatmen, ohne dass mir irgendwer in den Ohren hing. Ich sank in den Stuhl und blickte vorsichtig zurück. Akay saß an einem Tisch in der Mitte des Raumes rechts neben Jake und Cleo saß hinter mir. Akay flüsterte Jake ständig etwas zu aber Jake hatte seinen Blick nur auf mich gerichtet bis ich wieder nach Vorne blickte. "Da sprühen Funken, hm?" fragte Cleo leise flüsternd und ich wusste trotzdem, dass nicht nur ich es gehört hatte, denn auch Akay hörte auf zu reden und sah zu mir. Ich blickte wieder nach vorne und sagte gar nichts darauf. Konnte sie nicht einmal aufhören zu reden?
Die Schulglocke läuten zu hören war wie eine Erlösung auch wenn ich sie sonst für eindeutig zu laut empfand, was aber auch an meinem empfindlichen Gehör liegen konnte. Alle packten ihre Sachen ein und gingen hinaus, in freudiger Erwartung dieses Schulgebäude zu verlassen. Ich packte meine Sachen langsam ein und genoss für einen Moment die einkehrende Stille. Cleo hatte es etwas eiliger, weil ihre Mutter sie abholte. Sie winkte mir noch mit einem Lächeln zu und verließ das Gebäude. Dann ging auch Akay mit Jake, der mich nicht eines Blickes zu würdigte. Akay hingegen blieb vor der Tür zum Flur stehen und blickte zu mir. "Bis Morgen." sagte er nur und lächelte. Ich lächelte ebenfalls und er verschwand. "Sie sollten aufpassen, mit wem Sie sich abgeben..." keuchte Mr. Parson. Näher definierte er das nicht, dann verschwand er ebenfalls. Ich ging aus dem Raum und sah Jake, der Akay die Tür aufhielt und ebenfalls hinterher lief. Er blickte noch einmal zurück als hätte er mich gehört oder sogar das Gespräch belauscht. Mit einem leicht finsteren Blick ging er hinaus und ließ mich mit verwirrtem Blick allein in Flur stehen. Und meine Mutter meinte sogar noch, es würde einfacher werden, wenn ich noch vor dem Wochenende in die Schule ging. Vielleicht hatte sie ja auch Recht, denn die Fronten hatten sich anscheinend geklärt...
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White Wolf I
FantasyNachdem Jennifers Vater einen neuen Job angenommen hat, steht fest, dass sie umziehen müssen. Neue Heimat wird eine Kleinstadt in den USA und die 18-jährige Jennifer tut sich zu Beginn etwas schwer damit, zu akzeptieren, ein neues Leben ohne ihre F...