Das Leben eines Halbblutes ist nie, nie einfach. Es ist nicht normal, es ist nicht friedlich. Es ist anstrengend, ruhelos. Gefährlich.
„Ryan!“, brülle ich verzweifelt. Zusammengekauert hocke ich in der Küche und hoffe, dass der Minotaurus mich nicht entdeckt. Ich war gerade dabei gewesen, Abendessen zu kochen, als das Monster in unsere Wohnung gestürmt war, die Tür zerberstet und alle Vasen zerdeppert hatte. Ich dumme Pute hatte es für sicher gehalten und mich unbewaffnet ans Kochen gemacht, also war ich komplett wehrlos. Einmal hatte ich mich der Illusion hingegeben, dass alles in Ordnung sei. Aber das war es nie.
Die bebenden Schritte kamen immer näher, ich wimmerte und spürte die Tränen an meinen Wangen kleben. Es war zum Verzweifeln, um mich herum lauter Steak- und Sushi-Messer mit scharfen Klingen, aber keine würde etwas ausrichten. „Ryan!“, heulte ich lauter, als würde ich beabsichtigen, dass er mich von hier bis in sein Büro im Stadtzentrum hören konnte. Die Küchentheke wurde mit einem Ruck weggerissen, das teure Mahagoniholz splitterte und die Granit-Platte zerbrach wie das Porzellan, dass uns Ryans Tante zum Einzug geschenkt hatte. Über mir ragte der Minotaurus, seine Augen blitzten mörderisch und brutal. Hätte er reden können, hätte er unter Garantie so was wie: „Eine Athene-Tochter die nach ihrem Typen schreit, seltener Anblick“ oder „Mach dich bereit zu sterben, Püppchen“ gesagt.
Er hob die Axt und-
Stumm saß ich am Bettrand. Zwar war Ryan damals noch im exakt richtigen Moment gekommen und hatte der Stiermutation das Schwert in den Bauch gerammt, aber der Traum war trotzdem schrecklich. Es war schon schlimm genug, immer wieder angegriffen zu werden, aber das ganze dann nochmal im Schlaf erleben zu müssen, war doppelt so grausam.
Heulend hatte ich damals in Ryans Armen gelegen, zitternd und komplett am Ende. Er hatte mich getröstet und gedacht, ich sei einfach nur immer noch unter Schock wegen dem Angriff und ich ließ ihn in dem Glauben. Ich ließ ihn nicht wissen, dass ich es leid war, Tagsüber von Monstern und nachts von Albträumen geplagt zu werden. Zwar schien er alles besser wegzustecken als ich, trotzdem wollte ich ihn nicht noch mehr mit meinen Problemen belasten.
Ich war einfach müde. Ich war es leid immer wieder aufzustehen und direkt danach wieder niedergeschlagen zu werden. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr.
Mein Blick glitt zu den Schlaftabletten an meinem Nachttisch, wir benutzten sie manchmal wenn wir Mühe hatten einzuschlafen. Ein paar mehr und ich würde einfach sterben, wie ein normaler Mensch. Keine Monsterattacken mehr, keine Albträume. Oft war es so verlockend, es machte mir selbst Angst. Meine Hand kribbelte, als wolle sie unbedingt hinüber reichen und die Packung nehmen, als ein Brummen von nebenan kam. Ryan redete manchmal im Schlaf, eher selten und nur dann, wenn ihn etwas beschäftigte.
„Winona… heiraten… Familie… Torte…“ Der Rest war nur unverständliches Genuschel, aber diese vier Worte verstand ich klar und deutlich. Anstatt zu den Tabletten streckte meine Hand sich zu seinem Kopf und strich über sein blondes Haar.
Ryan war mein Anker, seit wir 14 waren, war er immer da gewesen. Und bei ihm fühlte ich mich immer komplett, als würde ich genau hier hin gehören, nirgendwo anders.
Ich dachte daran, wie ich mich fühlen würde, wenn er sich umbringen würde. Wenn er auch nur ein klein wenig so viel für mich empfand wie ich für ihn, würde er es nicht verkraften, wenn ich gehen würde. Ich wäre am Boden zerstört und würde mich vermutlich selbst von der nächsten Klippe stürzen, denn ohne ihn war eigentlich nichts mehr da für das sich das Leid lohnen würde. Und so betrachtet, fiel mir auf, als ich neben ihm saß, war er Grund genug um dieses Leid auf sich zu nehmen.
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OMG! 6k Reads! Ich flipp aus!!!!
Wie versprochen ein Bonus! In diesem Kapitel wollte ich ein wenig betonen, dass es als Halbblut manchmal echt schlimm ist und sie eigentlich auch nur Menschen sind, denen es oft zu viel wird. Und das auch bei Winona nicht immer alles super ist.
Mal schauen ob die 7k reads geknackt, werden, ich würde mich mega freuen!
Danke an alle, die klicken, voten, kommentieren und followen!
XOXO
StarryBell
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Son of Times- Camp Halfblood Fanfiction
FantasyManchmal haben wir, auch so unterschiedlich wir scheinen, eine Verbindung. Manchmal haben wir, auch so perfekt und sorgenfrei wir auch scheinen, eine Last zu tragen, die uns möglicherweise irgendwann erdrücken wird. Manchmal empfinden wir so viel fü...