10 - Happy Birthday to me

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Das war ja perfektes Timing. An meinem Geburtstag flatterte die Kündigung für unsere Wohnung ein.

„Mama, warum guckst du so traurig?", fragte mich Greta, als wir unten im Hausflur standen und ich den Brief in der Hand hielt.

Weil ich gerade vor dem Ruin unseres Lebens stand.

„Nichts, Schatz. Es ist alles gut."

Ich streichelte ihr über den Kopf.

In zwei Wochen mussten wir hieraus. Dann hatten wir keine Wohnung mehr.

Zwar hatte ich mein erstes Gehalt nun bekommen, doch es reichte nicht, um Schulden von 3500 Euro abzubezahlen.

Nie im Leben würden wir so schnell eine neue Wohnung bekommen. Der Wohnungsmarkt in dieser Stadt war die absolute Hölle.

„Du siehst aber nicht so aus, als wäre alles in Ordnung, Mama."

„Heute ist mein Geburtstag. Wie könnte es mir da nicht gut gehen?", versuchte ich Freundlichkeit aufzusetze. Ich grinste breit und es schien zu wirken.

Greta lächelte mich erleichtert an. Was täte ich nur, wenn ich sie nicht hätte.


Als ich auf Arbeit ankam, stapelten sich Aktenberge auf meinem Schreibtisch. Na das war ja ein wundervolles Geburtstagsgeschenk. Vom meinem alten Arbeitgeber kannte ich es noch, dass man an seinem Geburtstag zumindest mit einem Blumenstrauß am Arbeitsplatz begrüßt wurde. Hier schien sich niemand dafür zu interessieren, ob Mitarbeiter Geburtstag hatten oder nicht.

Da Frau Hübner immer noch krank war, arbeitete ich im Prinzip immer noch für zwei.

Ich widmete mich wie gewohnt meiner Arbeit und zerbrach mir gleichzeitig den Kopf darüber, wie wir schnellstmöglich eine neue Wohnung bekommen würden. Ich würde wohl nicht drum rum kommen Mias Angebot anzunehmen und für ein paar Tage oder vermutlich sogar Wochen bei ihr unterzukommen.

„Frau Schneider, Sie wirken heute sehr unkonzentriert", bemerkte Marius. „Das Datum auf dem Vertrag hier ist falsch und hier steht ein falscher Name. Ist bei Ihnen alles in Ordnung?"

Entsetzt sah ich auf meine Fehler. So etwas darf nicht passieren.

„Ist alles in Ordnung bei Ihnen?", fragte er noch einmal. "Das ist doch gar nicht Ihre Art solche Schusselfehler zu machen."

Ich schluckte schwer.
„Das tut mir unglaublich. Das kommt nicht wieder vor."
Er runzelte die Stirn

„Das hat meine Frage nicht beantwortet. Ist bei Ihnen alles in Ordnung? Warum sind Sie denn so unkonzentriert?"

Er wirkte wirklich besorgt.

Ich würde ihm auf keinen Fall von der Kündigung meiner Wohnung erzählen.
„Ähm", begann ich zu stottern. „Ja, also es ist so, dass ich heute Geburtstag habe und deshalb einfach ein bisschen durch den Wind bin."
Seine Augen wurden größer und ich konnte sehen, dass sich ein schlechtes Gewissen auf seinem Gesicht ausbreitete.

„Geburtstag? Heute?"

Ich nickte.

„Oh Gott! Das tut mir unglaublich leid! Normalerweise kümmert sich Frau Hübner darum, dass ich über Geburtstage informiert werde und jeder ein angemessenes Geschenk auf dem Tisch hat. Ach das tut mir so leid."
Seine Entschuldigung schien ehrlich zu sein. Je länger ich mit ihm zusammenarbeitete, desto liebenswürdiger wurde er.
„Nicht so schlimm", beschwichtigte ich ihn.

„Doch, das ist schlimm. Wissen Sie was? Wenn Sie heute Abend noch nichts vorhaben, dann lade ich Sie zum Essen ein."

Perplex schaute ich ihn an. Wir beide? In einem Restaurant? Das klang ja schon fast nach einem Date. Das konnte doch nicht sein Ernst sein!

„Ihre Tochter kann natürlich auch mit", schob er noch nach.

„Greta hat heute in der Schule eine Lesenacht. Die Kinder übernachten dort. Wir wären also nur zu zweit."

„Auch gut", entgegnete er. „Also sind wir zwei nach der Arbeit verabredet, ja?"

Ich nickte und konnte es gar nicht glauben. War das gut oder schlecht?

Ich arbeitete jetzt schon einen Monat hier und musste gestehen, dass ich mit Marius gut zurechtkam, doch an der Situation hatte sich noch immer nichts geändert. Er war Gretas Papa und ich verschwieg ihm das, was weder ihm noch Greta gegenüber fair war. Auf der anderen Seite war ich selbst nach sieben Jahren noch von seiner Art und Wiese angewidert, wie er mich bei seinem Junggesellenabschied benutzt hatte, um seine Frau zu betrügen.

Dieses Essen war aber vielleicht wirklich die Chance ihn persönlich besser kennenzulernen. Ich konnte ihm das mit Greta nicht ewig verschweigen.

My Little SecretWhere stories live. Discover now