0503
"Hilf! Mir!"
Völlig außer Atem komme ich neben dem Tisch, an dem Namjoon sitzt, zum Stehen. Er schaut mich überrascht an.
"Heute mal wieder in Schuluniform, huh?" meint er nur, während er mich mustert.
"Das ist es. Schule! Ich. Brauche. Hilfe! Bist du gut in Mathematik???" stoße ich hervor, bevor ich mich erschöpft auf den freien Stuhl neben ihm fallen lasse.
"Ich denke schon... zeig mal die Aufgabe"
Ich krame in meiner Schultasche und ziehe mein Übungsheft und Schulbuch hervor. Schnell suche ich die Seite und schiebe es dann zu ihm herüber.
Er betrachtet die Aufgabe, über der mein Finger schwebt, eingehend und legt dabei seinen Kopf leicht schief.
"Ahh achso. So eine musste ich auch mal machen... ganz schön fies" er schnippte in meine Richtung.
"Hast du einen Stift?"
Ich reiche ihm schnell einen Druckbleistift und beuge mich dann gemeinsam mit ihm über die Aufgabe.
"Also schau her. Du darfst nicht nach den Vorgaben gehen, sondern musst umdenken. Wenn du diese Linie hier verlängerst, kannst du hier die Figur erkennen und eine Formel anwenden. Dann stellst du alles nach x um und berechnest..."
ich versuchte angestrengt, seiner knappen Erklärung zu folgen, doch bald schon verliere ich den Faden. Stattdessen merke ich, wie meine Sinne sich auf etwas anderes fixieren: Unsere Nähe. Schon wieder. Er ist mir so nah, dass ich sehen kann, wie lang seine Wimpern sind. Wie makellos seine Haut. Wie flauschig seine Haare-
"...und voilà, das Ergebnis. Hast du den Rechenweg verstanden?" er sieht mich erwartungsvoll aus seinen dunkelbraunen Augen an.
"Nein." sage ich unverhohlen. "Tut mir leid. Könntest du es nochmal etwas langsamer erklären, bitte?"
Er seufzt. "Okay, aber pass gut auf. Ich will endlich mein Buch weiterlesen"
Ich muss schmunzeln.
"Klar."
Diesmal klappt es mit der Konzentration etwas besser. Seine Nähe macht mir nach wie vor etwas zu schaffen, aber ich versuche es, so gut es geht, zu ignorieren.
Ist ja nicht so, als würde mir gerade der vermutlich bestaussehendste Junge der ganzen Ortschaft eine so komplexe Mathematik-Aufgabe erklären, dass ich nicht mal auf Google Lösungsvorschläge gefunden hatte.
"So." Er zeichnet eine Linie ein und tippt mit der Bleistiftspitze darauf.
"Weißt du, wie es weiter geht?"
Ich versuche, mich zu erinnern, was der Lehrer gesagt hat.
"Ah, mit der Formel die gegenüberliegende Seite berechnen und dann alles Restliche subtrahieren, oder?"
"Genau." sagt er stolz.
"Du bist echt schlau, dir hat nur der Ansatz gefehlt. Lernst du generell viel?"
Ich nicke und versuche die Wärme, die mir beim Wort 'schlau' ins Gesicht gekrochen ist, zu ignorieren.
"Eigentlich mache ich nicht viel anderes, außer zu lernen" murmele ich.
"Ehrlich? Bist du deshalb immer so müde?" fragt er erstaunt.
"Naja, nicht direkt... ehrlich gesagt schreibe oder lese ich nur nachts, damit meine Eltern es nicht bemerken..."
"Wow, das klingt hart... was schreibst du denn so?"
"Verschiedenes. Gedichte, Geschichten, Songtexte... was mir grad einfällt."
Seine Augen leuchten auf.
"Ich auch! Ich schreibe vorallem Songtexte, aber mamchmal auch andere Sachen!"
Meine Augen weiten sich erstaunt.
"Ehrlich??"
Er nickt.
"Wollen wir uns nächstes Mal vielleicht etwas gegenseitig vortragen?"
Ein Kribbeln macht sich in meiner Magengegend breit, ob vor Freude, oder einfach, weil er so glücklich aussieht, kann ich nicht sagen.
"Wenn du dir meine Sachen antun willst... gerne"
Lächele ich zurück.
"Toll! Ich freue mich schon darauf!"
Ich nicke bekräftigend. "Ich mich auch. Und danke für die Matheaufgabe!"
"Kein Ding. Du kannst mich ruhig noch mehr fragen, aber bitte nicht mehr heute, das Buch ist grad ziemlich spannend..."
"Alles klar" lache ich.
"Dann bis nächste Woche"
Er winkt mir zu, die Nase bereits wieder in den dicken Wälzer gesteckt.
Ich grinse und nehme mir noch schnell ein neues Buch mit, dann mache ich mich auf den Weg nach Hause, auf das ich im Moment so gar keine Lust habe... vielleicht sollte ich einfach mal länger in der Bibliothek bleiben, das tut mir nämlich echt gut.[A/N: Unbearbeitet;; ich entschuldige mich für eventuelle Fehler/Sätze, die dumm klingen. Ich muss diese ganzen improvisierten Kapitel nochmal umschreiben... aber erst nach meiner Mathe-Schulaufgabe. Bis Freitag!]
Hochgeladen am: 06.05.19
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31 Freitage | K.N.J.
FanfictionNeue Stadt, neue Schule, neue Menschen ... In all dem Durcheinander suchte ich nach einem Halt, sei es ein Ort oder eine Person. Und da fiel sie mir ins Auge: Die alte Bibliothek. Von da an verbrachte ich meine Freitagnachmittage mit Büchern, Kakao...