Der Kevin hat einen Versuch gemacht

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Der Ke­vin hat ei­nen Ver­such ge­macht!

Eine Ex­kur­si­on in den Wahn­sinn

oder

Das Le­ben ist zu kurz um Trüb­sal zu bla­sen

War­um die­ser Ti­tel? Ich habe lan­ge über­legt, ob ich die­sen Text tat­säch­lich so nen­nen soll.

Der Name Ke­vin ist heut­zu­ta­ge - freund­lich aus­ge­drückt - ne­ga­tiv be­legt.

Er steht für die Un­be­hol­fen­heit, Un­wis­sen­heit und la­tent zu­neh­men­de Dumm­heit ei­ner Ge­ne­ra­ti­on, die sich kei­ne Ge­dan­ken da­rü­ber macht, wie die Zu­kunft auch durch sie po­si­tiv ge­stal­tet wer­den kann.

Ke­vin ist ein Platz­hal­ter. Ke­vin ist die Ge­ne­ra­ti­on Spiel­kon­so­le, die Ge­ne­ra­ti­on Gangs­ter­rap, die hilf- und plan­los durch die Ge­gen­wart tau­melt und un­frei­wil­lig ko­misch am All­täg­li­chen zu schei­tern droht.

Wir schau­en auf die­se Ge­ne­ra­ti­on, schüt­teln den Kopf und be­fürch­ten den Un­ter­gang des Abend­lan­des. Aber wenn wir ehr­lich sind, er­ging es uns genauso. Auch un­se­re El­tern schau­ten ein ums an­de­re Mal un­gläu­big auf uns und wa­ren der Mei­nung, dass aus uns nichts wer­den könn­te und fürch­te­ten sich um die Zu­kunft. Der ein­zi­ge Un­ter­schied zu frü­her war, dass wir kei­ne Ke­vins wa­ren, sondern Mar­kus, Thors­tens oder eben Pat­ricks.

Das ich mir das Recht he­raus­neh­men kann, auf die­se Ge­ne­ra­ti­on zu schau­en und auch ein Ur­teil zu fäl­len, liegt da­rin be­grün­det, dass auch ich frü­her deut­li­che An­zei­chen von Ke­vi­nis­mus ge­zeigt habe. Ich bin also ei­gent­lich ei­ner von ih­nen.

Die fol­gen­den Sei­ten sol­len aber nicht der fins­te­ren Ab­rech­nung die­nen, son­dern ei­ner hei­te­ren Auf­ar­bei­tung. Auch ei­ner Auf­ar­bei­tung mei­nes Le­bens. Nicht im De­tail, sonst wäre es ja eine Au­to­bi­o­gra­fie und die­se wür­de nie­man­den neu­gie­rig ma­chen. Ich habe mir Etap­pen he­raus­ge­sucht, die mich ge­prägt ha­ben und auch heu­te noch mit of­fe­nem Mund stau­nend zu­rück­las­sen.

***

Das Le­ben ist zu kurz, um Trüb­sal zu bla­sen....

Es hat ein we­nig ge­dau­ert, bis ich die­sen Satz für mich ver­in­ner­licht hat­te.

Bis da­hin war mein Le­ben, wie ich fand vol­ler Prob­le­me, Un­wäg­bar­kei­ten und Hin­der­nis­sen. Um eben nicht Trüb­sal bla­sen zu müs­sen, habe ich be­schlos­sen, die­se fol­gen­den Sei­ten zu schrei­ben. Ich weiß jetzt, wo ich an der Tasta­tur sit­ze nicht, wo­hin die Rei­se geht, ob dies eine Bro­schü­re wird oder ein Ka­ta­log. Ich weiß nur, dass es mir hel­fen wird, die Din­ge zu ord­nen, die mir wi­der­fah­ren und be­geg­net sind.

Da ich als "Ruhr­pott­kind" ger­ne mal von "Höcksken auf Stöcksken" kom­me, den­ke ich, dass es Sinn macht, die Ge­dan­ken zu ord­nen, schon we­gen der Über­sicht­lich­keit, und zu­rück­zu­ge­hen ins Jahr 1974...

***

Ich schaue mir ger­ne das Fo­to­al­bum an, in dem mei­ne Mut­ter die Bil­der ge­klebt hat, die mich zei­gen sollen. Blond, la­chend, auf­ge­weckt und schon recht nied­lich... Also al­les das, was man jetzt nicht mehr un­bedingt mit mir in Ver­bin­dung bringt. Der Jun­ge dort soll also ich sein. Eher un­cool, könn­te man mei­nen. Aber der, der dort von den Fo­tos lacht, hat­te es be­reits faust­dick hin­ter den Oh­ren, als er noch gar nicht auf der Welt war.

Am 31. Ja­nu­ar 1974 am frü­hen Mor­gen stell­te mei­ne Mut­ter fest, dass alle Zei­chen, wie ge­platz­te Frucht­bla­se und ein­set­zen­de, in im­mer kür­ze­ren Ab­stän­den auf­tre­ten­de We­hen, da­rauf hin­deu­te­ten, dass ich nun kur­zent­schlos­sen die­se Welt mit mei­ner An­we­sen­heit be­glü­cken woll­te.

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⏰ Last updated: May 09, 2019 ⏰

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Der Kevin hat einen Versuch gemachtWhere stories live. Discover now