«Serena!» Jemand rüttelte an meiner Schulter und ich begann mich schreiend aufzurichten. Alle meine Brüder sahen mich besorgt und entsetzt an. Ich strich mir meine Tränen von meiner Wange. Wo war das Bad Girl geblieben das ich in London gewesen bin? «Was macht ihr hier?» Dumme Frage aber mein Gehirn befand sich immer noch im Panikmodus. Mein Herz schlug stark gegen meine Brust. «Du hast das ganze Haus zusammengeschrien und hast unkontrolliert rumgezuckt. Wir hatten solche Angst um dich. Du wolltest einfach nicht aufwachen. Egal wie laut wir deinen Namen geschrien haben.» Finn nahm meine Hände in seine und malte Kreise darauf. Langsam beruhigte ich mich wieder. «Könnt ihr hierbleiben?» fragte ich sie und alle nickten. Mir war zwar klar, dass sie mich darauf noch einmal ansprechen würden, doch ich war froh, dass sie es im Moment in Ruhe liessen. Finn quetschte sich neben mich und zog mich an seine Brust. Colin und Eric holten ihre Matratzen und legten sie neben mein Bett. So schlief ich wieder ein.
«Aufstehen Serena. Schule.» Eric schüttelte mich und ich stand brummend auf. Ich zog mir eine schwarze lange Leggins und einen weinroten Pullover an. Ich liess meine Haare offen damit ich meine leicht farbigen Flecken verdecken konnte. In den letzten Tagen waren zwar alle Schwellungen zurückgegangen, doch man sah sie immer noch leicht. Heute war Freitag und ich konnte wieder in die Schule. In den vergangenen Nächten war ich immer wieder schweissgebadet aufgewacht. Es war immer ein anderer Traum. Gegessen hatte ich nicht viel und dem Schlaf wollte ich mich auch entziehen. Ich wollte nicht wieder solche Albträume bekommen. Doch irgendwann wird man zu müde und schläft trotzdem ein. Meine Brüder hatten mich immer wieder versucht dazu zu überreden mit ihnen über alles zu reden, doch ich konnte es nicht. Sophie war mich jeden Tag besuchen kommen und wir lagen einfach auf meinem Bett und redeten über unbedeutende Sachen. Alice war immer noch in diesem blöden Camp sodass ich nicht mit ihr reden konnte. Hunter hatte sich nicht nach mir erkundigt und als ich nach ihm fragte bekamen meine Brüder einen Wutanfall. Selbst Finn hatte sich enorm aufgeregt. Ich wusste zwar dass ich wegen Hunter entführt worden war. Aber er wollte das sicher nicht und ich hatte ihm schon verziehen. Es war ja nicht so als das er es extra gemacht hatte. Ich wollte immer noch mit ihm etwas machen und seine tiefe Stimme hören. Ich hatte ihn in dieser kurzen Zeit vermisst. Und es schmerzte ein wenig dass er mich nicht besuchen gekommen war. Aber bestimmt waren meine Brüder daran schuld.
Ich ging mit Sophie den Gang in unseren Mathekurs. Ich wurde regelrecht angestarrt und musste mir ein paar dumme Sprüche gefallen lassen. Die ganze Zeit hielt ich mich entweder mit Sophie oder mit jemanden meiner Brüder auf. Meine Angst ist nicht zurückgegangen sondern hatte sich eher verdoppelt. «Da ist Hunter,» sagte Sophie und deutete auf ihren grossen Bruder. Er stand an die Wand gelehnt und neben ihm sein bester Freund Alex. Wie ich in der Zwischenzeit erfahren hatte kanten sich beide schon seit dem Kindergarten und waren unzertrennlich. Beide hatten etwas angsteinflössendes an sich wie sie mit grimmigen Mienen in die Schülermasse schauten und jeden der ihnen zu nahe kam mit Blicken erdolchten. «Hunter schaut nur noch so grimmig drein,» sagte Sophie und zog mich weiter. «Ausserdem ist er die ganze Zeit mit Alex in seinem Zimmer und ab und zu hört man ihr wütendes Geschrei bis nach unten. Aber wieso sie sich streiten weiss ich nicht. Sie sind auch die ganze Zeit im Box Club und schlagen auf Säcke ein. Als ich einmal versucht hatte zu lauschen hat mich Alex gesehen und ich konnte mir von Hunter einen wütenden Vortrag über das Lauschen anderen Türen gefallen lassen.» Sophie redete schnell und ich hatte Mühe mitzukommen. «Wollen wir zu ihm gehen?» Sophie sah mich abwartend an. Ich nickte. Endlich könnte ich wieder mit ihm sprechen. Es war mir egal was in der Nachricht gestanden hatte. Ich wollte wieder seine Stimme hören und sein Lächeln sehen. Sophie und ich gingen auf die beiden zu. Während wir näher kamen sah mich Hunter nicht an obwohl er mich gesehen haben musste. Ein Stich durchfuhr mein Herz. Er ignorierte mich. Alex hatte mich auch gesehen und redete schnell und aufgeregt auf Hunter ein. Er schien genervt doch nickte dann. «Hey Brüderchen. Hey Alex. Seht Mal wenn ich mitgebracht habe,» sagte Sophie und strahlte mit der Sonne um die Wette. Leicht unsicher stand ich neben ihr und fuhr nervös meinen Arm rauf und runter. «Wieso bringst du so etwas zu uns?» fuhr Hunter Sophie an. Diese sah ihn verdattert an. «Ich dachte du wolltest wieder mit ihr sprechen. Sie fragen wie es ihr geht,» sagte Sophie leise. Hunter funkelte zuerst Sophie und dann mich belustigt an. «Glaubst du wirklich dass ich mich mit jemandem wie ihr abgebe? Die letzten Male waren doch nur wegen der Wette. Wer kriegt am schnellsten das neue Mädchen rum. Wie du siehst habe ich gewonnen. Oder hast du wirklich geglaubt dass ich mich freiwillig mit dir abgebe? Wie naiv.» Hunter hatte immer lauter gesprochen und nun wusste wahrscheinlich der ganze Flur dass ich mich in Hunter verguckt hatte und er mir hier gerade eine eiskalte Abfuhr gab. Verletzt und traurig sah ich ihn an. «Natürlich nicht. Ich habe mich nur aus Mitleid mit dir abgegeben. Wer will sich schon mit einem arroganten, dummen, von sich selbst überzeugten, hässlichen Arsch abgeben? Aber dann haben wir das ja geklärt.» Sagte ich mindestens genau so laut wie er und wandte mich ab und ging an ihm vorbei in Richtung Mädchentoilette. «Du bist ein Arschloch Hunter Black,» hörte ich Sophie schreien und das schmerzvolle Aufkreischen von Hunter linderte nur leicht den Schmerz, welcher sich in meiner Brust war und versuchte mich zu ersticken. In der Mädchentoilette war zum Glück ausnahmsweise niemand und ich konnte ungehindert weinen. «Serena Ich weiss nicht was ihn geritten hat. Aber ich werde nachher noch einmal mit ihm reden. Vielleicht bringt es ja etwas.» Sophie strich mir beruhigend über meinen Rücken. Zusammen kauerten wir in einer Ecke und nur meine Schluchzer erfüllten die Toilette mit Geräuschen. «Nein. Lass gut sein. Er will mich nicht. Das hat er mir mehr als deutlich gesagt. Aber es gibt andere Jungs denen ich gefalle. Ich brauche keinen Hunter,» sagte ich nach einer Weile, in der ich geweint hatte. Entschlossen stand ich auf und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. «Das ist keine gute Idee. Lass sich die Wogen zuerst glätten und rede noch einmal mit Hunter. Er hat es bestimmt nicht so gemeint.» Versuchte mich Sophie umzustimmen. «Mein Bruder ist nicht jemand der Wetten auf Mädchen abschliesst. Glaub mir.» - «Nein. Ich bin nicht scharf darauf mich noch einmal erniedrigen lassen. Er wird schon sehen was er verpasst.» Sophie nickte und gab sich geschlagen. «Dein Plan ist es ihn eifersüchtig zu machen und jeden Jungen scharf auf dich. Nicht wahr?» Ich lächelte und es musste echt beschissen aussehen mit meinen verheulten Augen. «Du triffst genau ins Schwarze.» Mein angeknacktes Herz schob ich zur Seite und konzentrierte mich voll und ganz auf die Ausarbeitung meines Planes.
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Nerd to Badgirl
Teen FictionSerenas Leben ist alles andere als einfach. Nicht nur hat sie drei grosse Brüder die sie bis aufs Blut hassen, nein sie selbst ist auch der grösste Aussenseiter an ihrer Schule. Doch nach einem Jahr im Ausland ist sie nicht mehr das schüchterne Mädc...