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Draußen stand ein Polizeiauto direkt vor der Haustür der Familie Jeicee. Ein Polizeibeamter klopfte an die Tür des Hauses, während seine Kollegin in kurzen Abständen die Klingel betätigte.

  Frau Scarson lief auf die Straße. „Hallo. Darf ich fragen was sie wollen?“, fragte sie höflich. „Wir suchen Liz und Franziska Jeicee, wissen sie vielleicht wo sie sind?“, fragte der Polizeibeamte mürrisch.

  Es war nicht zu übersehen, dass er auf das alles keine große Lust hatte. Doch Frau Scarson antwortete mit zuckersüßer Stimme: „Ja, ich habe sie zu mir herüber geholt, damit sie nicht so alleine sind.“ „Das war eine gute Idee“, mischte sich jetzt die Frau ein. „Wir sind übrigens Herr und Frau Schütz. Wir sind hier, um ein paar Informationen über Franzi und Liz zu holen. Könnten sie uns zu ihnen führen Frau…“ „Oh Entschuldigung. Ich bin Frau Scarson. Kommen sie mit“, antwortete Frau Scarson und verschwand im Haus. Herr und Frau Schütz liefen ihr hinterher und kamen anschließend ins Wohnzimmer, wo Liz und Franzi schon warteten.

  Herr Schütz blieb murrend in der Tür stehen, während Frau Schütz sich zwischen die beiden Kinder kniete und ihnen dabei zusah, wie sie die kleinen Kaninchen streichelten.

  Nach einer Weile fragte sie dann vorsichtig: „Wisst ihr denn, was genau passiert ist?“ „Ich weiß nur, dass Mama von einem Krankenwagen abgeholt wurde, und ohnmächtig im Bad lag. Mehr nicht“, antwortete Franzi wie aus der Pistole geschossen. „Und du? Du hast doch die Ärzte gerufen, oder? Was weißt du alles?“, wandte sich Frau Schütz nun an Liz. Diese starrte jedoch nur auf den Boden und schwieg vor sich hin.Ein paar Tränen liefen ihr über die Wange.

  Herr Schütz, der das Mädchen von oben herab musterte, ging nun mit einen gespielten Lächeln auf Liz zu und sagte ihr vorsichtig: „Hör mal, wenn du irgendetwas weißt, dann musst du es uns sagen. Wir brauchen diese Informationen, um zu wissen, warum sie das getan hat und…“ „Warum sie was getan hat?“, mischte Franzi sich ein. Herr Schütz ignorierte diese Bemerkung und fuhr unbeirrt fort: „Und um zu beschließen, welcher Therapie sie unterzogen wird.“ Liz schaute nun auf und starrte ihn fragend an.

  „Aber wenn sie in Therapie ist, was wird denn dann aus uns?“, fragte sie ängstlich. „Dafür bin ich hier“, meldete sich nun Frau Schütz zu Wort. „Ich bin vom Jugendamt. Meine Aufgabe ist es zu ermitteln, ob Minderjährige Noch weitere Familienmitglieder haben oder einen Ort, wo sie für ein paar Monate unterkommen. Falls das nicht der Fall sein sollte, sind wir gezwungen euch mitzunehmen.“

  Liz starrte sie noch eine Weile wortlos an und rannte dann ohne ein weiteres Wort nach draußen. Ihr Gesicht war tränen übersät. Herr Schütz wollte noch hinterherrennen, doch Frau Schütz hielt ihn zurück: „Die kommt schon wieder, wenn sie Hunger hat.“

  Unterwegs rief Liz bei ihrer Freundin Verena an, doch da meldete sich nur der Anrufbeantworter. Also hinterließ sie eine Nachricht: „Verena? Ich brauche deine Hilfe. Bitte komm zu unserem Versteck und sag keinem wo du hingehst. Wenn du bei uns vorbei kommst, dann guck bitte, ob ein Polizeiauto vor der Tür steht. Falls nicht bring bitte auch Franzi mit. Sie ist wahrscheinlich bei der Nachbarin. Und wenn du die Nachricht gehört hast, lösche sie bitte gleich.“ Liz legte auf und rannte weiter.

  Sie steuerte auf den Wald zu. Hier in der Nähe hatte einmal ihr Großvater gewohnt, bevor er an Herzversagen verstarb und das Haus nicht mehr bewohnbar war.

  Liz könnte den Weg zu ihrem Versteck mit verbundenen Augen finden, so oft war sie ihn schon gegangen.

  Schließlich gelangte sie an einen alten Baum mit vielen Ästen, die einem das hinaufklettern erleichterten.

  Liz stand am unteren Ende des Baumstammes und setzte den Fuß auf den ersten kleinen Ast. Dann zog sie sich mit den Händen ein weiteres Stück hoch.

  Im Klettern war sie flink wie ein Wiesel. Sie übte manchmal auch in der Schule. Dort gab es eine kleine Kletterwand, an der sie sich in fast jeder Pause mit ein paar Freunden traf. Meistens half ihr Verena und stoppte sie auf Zeit.

  Als sie oben angekommen war klappte sie eine Klappe im Baum weg, gerade so groß, dass sie hindurchpasste. Innen war der Baum hohl, sodass sich Liz und Verena ein kleines Versteck einrichten konnten. Eine Strickleiter, die im Inneren des Baumes befestigt war, erleichterte Liz den steilen Abstieg.

  Als sie unten angekommen war, knipste sie zuerst die Taschenlampe an, die von der Decke hing und sah sich um.

  Verena hatte vor einiger Zeit das Versteck nach unten hin vergrößert und einen Hohlraum in die Erde gegraben, der fast so groß war, wie Liz Zimmer. Liz hatte daraufhin Trockenes Gras und Stroh gesammelt und drei Strohbetten in dem Versteck errichtet, eins für sich, eins für Verena und eins für Notfälle. Die Betten waren mit Bettlaken und Kleinen Kissen ausgestattet. Neben jedem Bett stand ein kleines Regal, das Liz und Verena zusammen aufgebaut hatten. In jedem Regal war eine dünne Decke für die Betten und ein paar Dosen Cola versteckt.

  Da es unter der Erde ziemlich kühl war, konnten Liz und Verena sogar Lebensmittel wie Milch oder Käse lagern, die sie in Kuhlen in der Erde aufbewahrten.

  Liz nahm sich eine Decke und eine Dose Cola aus einem Regal. Sie wickelte sich in die Decke ein, setzte sich auf eines der Betten und trank ihre Cola, während sie auf ihre Freundin wartete.

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