sapphire-blue

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Das Schlagen meines Herzens ist ruhig und gleichmäßig, außer meiner tiefen Atemzüge höre ich nichts. Die nackte Haut meiner Schulter, sowie mein Kopf sind umgeben von weichem Stoff. Meine Nase konzentriert sich auf den Geruch von Waschmittel, welcher durch meine geschlossenen Augen noch stärker wahrgenommen wird. Die Lider fühlen sich an wie Blei, zu schwer um sie zu öffnen. Ein bitterer Geschmack ruht auf meiner Zunge. Ich liege, doch wo bin ich? Die Unwissenheit verschnellert meinen einst entspannten Herzschlag. Ich kann mich daran erinnern, wie ich vor Erschöpfung auf dem feuchten Waldboden lag, zusammengezogen und verkrampft mit leerem Kopf. Die Erinnerung versetzt mich in einen Schock, aber ich darf keine Furcht verspüren.

Bin ich tot?

Bin ich im Himmel?

Bin ich einer von ihnen?

Ich kämpfe gegen meine geschlossenen Augenlider an, indessen unzählige Fragen meine Gedanken kreuzen. Sie sind so ungewöhnlich schwer zu öffnen. Langsam und mühsam beginnen sie aufzuflattern. Bin ich doch noch am Leben? Ein heller Schlitz blitzt auf und ich strenge mich noch mehr an.

Weiß; mein elendiger Blick erfasst nichts, bis auf diese ausdruckslose unschuldige Farbe.

Verwirrt schweifen meine Augen zu meiner Linken. Eine blanke Wand, ein kleiner nussbaumfarbener Tisch und die Kante eines Bettes. Während ich den Blick auf die rechte Seite wenden will, bleibt er an meinem Körper hängen. Ich liege in einem Bett mit weißen Laken, mein Körper ist nicht zugedeckt und gewährt mir somit Sicht auf meine durchlöcherte Hose. Die Tatsache, dass ich immer noch in der gleichen Kleidung stecke, verrät mir, dass ich nicht tot bin.

Aber wo verdammt nochmal bin ich?

Plötzlich höre ich ein Knarzen und die hellbraune Zimmertür öffnet sich in einem Schwung und gewährt mir einen Blick auf die hereintretende Person.

In meinem ganzen Leben, habe ich noch nicht in solch wunderschöne Augen geblickt. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass sie saphirblauen Kristallen ähneln, oder sogar welche sind. Sie erinnern mich an das Meer: Bist du einmal nicht aufmerksam, versinkst du darin. Es ist, als wären meine Augen in den seinen gefesselt. Erst als das Blau intensiver und größer wird, wird mir bewusst, dass er auf mich zukommt, wodurch ich dem Bann entkommen kann. Seine hohen Wangenknochen, die scharfe Linie seines Kiefers und die helle, ebenmäßige Haut, bringen das tiefe Meeresblau noch mehr zum Leuchten. Kurze schwarze Haare welche er hoch gegelt und etwas auf die Seite gelegt hat, umrahmen sein Gesicht. Ein graues T-Shirt und eine schwarze, relativ enge Jeans bedecken ihn und schmeicheln zugleich seinem Körperbau. Muskulös, ohne dabei einschüchternd zu wirken.

Obwohl er ein Fremder ist, habe ich keine Angst vor ihm.

Kurz vor dem Bett stoppt er und schaut zu mir runter. Eigentlich sollte ich ausflippen, immerhin habe ich keine Ahnung wo ich bin, wer gerade auf mich zukommt und ob ich sicher bin. Aber komischerweise, bleibe ich ganz ruhig. Noch nicht ein einziges Wort wurde gesprochen. Es wurde lediglich dieser eine intensive Blick ausgetauscht. Doch je länger wir dieses Schweigen miteinander teilen, umso größer wird die Neugier, wie seine Stimme wohl klingen mag. Nachdem ich noch für einige Sekunden die Stille bewahre, verleihe ich einer der brennendsten Fragen Klang und breche sie damit.

"W..Wo b-bin ich?"

Meine Worte ertönen schwächer als erwartet. Fast atemlos, einem Flüstern gleichend, kommen sie mir über die Lippen. Er mustert mich kurz, überrascht über meine plötzliche Interaktion.

"In Sicherheit."

Seine Stimme ist tief und sinnlich. Eine Stimme, die einem unter die Haut geht und die Nackenhäarchen zu Berge stehen lässt. Mysteriös und zugleich unglaublich anziehend. Doch seinen Worten schenke ich keinen Glauben.

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