Search oder Kapitel 2:

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Pov. Jungkook:

Müde öffnete ich meine schläfrigen Augen wieder, welche vermutlich noch röter waren, als sie sich bereits anfühlten und blinzelte ein paarmal, als mich das helle Licht erneut blendete. Ich war es nicht gewohnt, zu weinen und in die strahlende Sonne zu sehen. Hier auf dieser mir unbekannten Welt war es so anders...
Gähnend streckte ich mich, um wieder ein wenig mehr Leben in meinen abgekämpften Körper zu bringen und schüttelte den schweren Kopf, in der Hoffnung einen klaren Gedanken fassen zu können, der mich weiterbringen würde, denn da in diesem noch so prächtigem Park konnte ich unmöglich bleiben, wenn ich nicht in den nächsten Tagen dahinscheiden wollte.

Gemächlich stand ich auf und schüttelte mich wie ein nasser Hund, um meinen neuen, menschlichen Kreislauf anzuregen. Es schauderte mich, als ich auf meine blutverschmierten Hände sah. Nur schwer konnte ich glauben, dass dies von mir selber stammen konnte. Zögernd löste ich meinen Blick davon und liess ihn stattdessen an meinem schmalen Körper heruntergleiten. Ich hatte nicht gerade typische Kleidung an. Genervt rümpfte ich meine Nase, als mir klar wurde, dass ich zwingend irgendwo neue, modernere Klamotten auftreiben musste. Denn ob ich wollte oder nicht, so durfte man mich unter keinen Umständen sehen, ausser ich war auf der Suche nach negativer Aufmerksamkeit.

Ratlos fuhr ich mir durch die dunklen, wuscheligen Haare, ich hatte keinen blassen Schimmer, wo ich etwas Anständiges zum Anziehen herbekommen, ganz zu schweigen, wie ich es ohne Geld bezahlen sollte. Bevor ich erneut tief in unbefriedigenden Gedanken versinken konnte, ging ich ergeben seufzend los, in die Richtung, in der ich den Ausgang des schön bepflanzten Parks vermutete.

Eine Weile setzte ich stur einen Fuss vor den anderen, ohne genau auf meine Umgebung zu achten, nicht dass ich mich dann doch noch anders entschied und mich selbstbemitleidend versteckte. Ich hatte mir einen klaren Plan ausgedacht, welchem ich mit dem schwachen Hoffnungsschimmer folgte, dass ich nicht auf dem falschen Weg lief und mir niemand begegnete.

Glücklicherweise spielte das Schicksal ausnahmsweise mit mir und nicht gegen mich, keine Menschenseele da, die mich hätte entdecken können.

Zielorientiert überquerte ich eine unbefahrene Strasse, aber weitere Dinge plagten mich, wie was war der nächste Schritt, nachdem ich Kleidung gefunden hatte, ich war geldlos und das einzige Ding, das ich bei mir hatte, war ein Zettel mit meiner neuen Identität und der Name «Vante», welcher zu einem Internat gehörte, in dem ich anscheinend untergebracht werden sollte.

Ein tiefes Seufzen verliess meinen Mund. Es war schwierig, eigentlich beinahe unmöglich, sich von heute auf morgen mit dem unbehaglichen Gedanken abzufinden, in dieser fremden Welt, in der alles so anders und doch so gleich erschien, zurechtzukommen.

Auch das quälend beissende Stechen in meinem zerschundenen Rücken, das mich jedes Mal zischend zusammenzucken liess, wenn ich unfähig stolperte, half nicht wirklich, mich an diese unglückliche Gesamtsituation gewöhnen zu wollen. Zerstörend zog es sich wie lederne Peitschenhiebe durch meinen wunden Oberkörper. Es fühlte sich unerträglich zehrend an, als ob ich Stück für Stück durch unsaubere Messerschnitte zerriss. Lange konnte ich mit dieser schmerzhaften Verletzung nicht mehr durchhalten, sonst würde ich wie ein Blatt im Wind zusammengefaltet werde, mit dem misslichen Wissen, ich wäre zu schwach, um mich dann nochmals zusammenraffen zu können, meine beschädigten Kraftreserven würden aufgebraucht sein.

Fest biss ich die Zähne zusammen, soweit würde ich es nicht kommen lassen. Nicht heute, an diesem Tag. Mein alter Kampfwille war erneut geweckt. Ich lief ausschauhaltend durch die leeren Strassen, kein einziger Mensch kam mir entgegen.

Jedoch liess der erwünschte Erfolg lange auf sich warten, bis ich eine schmale, unscheinbare Seitengasse ansteuerte und entmutigt um eine Hausecke, mit einem kreativ angepflanzten Garten, abbog. Suchend liess ich meinen Augen umherwandern, bis ihnen etwas auffiel auf meiner rechten Seite. Ich steuerte zielstrebig darauf zu, es waren viele verschiedene Kleider auf einer dünnen Leine fein säuberlich aufgehängt. Das Einzige, das mich noch von ihnen trennte, war ein eng gestrickter Maschendrahtzaun, der eine feindselige Ausstrahlung hatte, die mich kurz innehalten liess. War es okay, wenn ich mich bei der heruntergedrückten Stelle auf dieses ansehnliche Grundstück schlich und mir dort das Nötigste borgte? Ich stahl es ja nicht direkt, nur tauschen durch meine Klamotten, die momentan meinen müden Körper bedeckten.

Bevor das schlechte Gewissen sich in mir breit machen konnte, liess ich meinen Blick über all diese Kleidungsstücke wandern und dann war es beschlossene Sache. So schnell ich konnte, war der platte Zaun überquert und die Kleidungsstücke ausgetauscht. Nun trug ich ein dunkelgraues Oversizeshirt, welches mir bis in die Mitte meiner Oberschenkel kam und eine schwarze enge Hose mit Löchern an den Knien. Interessante Mode, aber angenehm und bequem zu tragen. Besser, als ich es mir vorgestellt hatte.

Da dies nun erfolgreich erledigt war, galt nur noch eins: Nichts wie weg von hier, denn geheuer war dieser ganzen Sache definitiv nicht. Gehetzt drehte ich mich um und ging schnellen Schrittes auf den heruntergedrückten Ausgang zu. Ich befand mich schon fast auf der anderen Seite, als mich eine laute Stimme panisch zusammenzucken und umdrehen liess.

„Hey du! Verschwinde sofort von meinem Grundstück, bevor ich mich vergesse!"

I live because I can't die. Nothing is more miserable and lonely than not having something you want to do.
~Min Yoongi

Wings -BTSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt