Daith

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Daemon taxierte mich mit einem teils spöttischem teils gelangweiltem Blick, als wollte er sagen: Hast du letztes Mal denn noch nichts gelernt?

Doch, das hatte ich und zwar, dass mein Bruder nicht mehr da war. Und so erwiderte ich seinen Blick, während ich auf meinem Rücken zuerst nach meinem Bogen tastete, dann jedoch die zwei Dolche ergriff, die ich dieses Mal in weiser Voraussicht mitgenommen hatte.

Wenn er hier und heute Kämpfen wollte, dann sollte er seinen Kampf bekommen, ich war vorbereitet. Nicht so wie letztes Mal.

„Tja, so schnell sieht man sich wieder, kleiner Bruder", tönte Daemon und erhob seine Hand mit dem Speer. „Nicht mal ganz einen Tag ist es her, dass ich dir ordentlich die Fresse poliert habe. Und wie ich sehe hast du dich bisher ganz gut erholt."

Sei vorsichtig, Daith. Er ist gefährlich.

,Ich weiß, Yume. Aber das bin ich auch.'

„Hat dein Lloyd dich gut gepflegt? Ihr seid ja mittlerweile ganz dicke, nicht wahr? Glückwunsch, ich hoffe euer Glück hält lange... Ach warte, nein, wird es nicht, denn das hier wird dein letzter Auftritt sein." Daemon grinste und entblößte seine schwarzen Zähne.

„Das sehe ich nicht so", sagte ich und beschleunigte meine Schritte.

„Ahh, du hast es gerne schnell hinter dir?", fragte Daemon. „Da bin ich doch sofort dabei!"

Kurz bevor wir aufeinander trafen wusste ich, dass Daemon mich frontal angreifen und mich dann mit einer zweiten Waffe abfangen wollte.

Also wich ich den Speer aus und blockte im gleichen Zug das Schwert, das plötzlich in seiner anderen Hand lag. Ich drückte es zur Seite weg und wirbelte in der Hocke hinter ihn, wo ich ihn testweise angriff, was aber wie zu erwarten von seinem Schild abgeblockt wurde. Wie Lloyd mir berichtet hatte.

„Du hast dich in der kurzen Zeit ja wirklich gemacht, aber denkst du auch, dass du bereits gut genug bist, um gegen mich auch nur den Hauch einer Chance zu haben? Denkst du das tatsächlich?" Daemon drehte sich langsam zu mir herum und der Speer wurde zur Keule. Gerade so noch sprang ich aus dem Weg, als die Wucht des Schlages auch schon den Flecken Erde, wo ich zuvor noch gewesen war, aufriss.

Daith, du wirst das nicht lange so durchstehen können, sagte Yume.

,Ich muss aber', widersprach ich und brachte etwas Abstand zwischen Daemon und mich. ,Wenigstens so lange bis ich den Pfeil abschießen kann.'

Dann lass mich dir helfen! Ich kann ihn mit dir ablenken!

,Das ist lieb, aber ich will ihn alleine erledigen, außerdem brauche ich dich viel mehr als Unterstützung für meine Kräfte!'

Ich verstehe, du kannst dich auf mich verlassen.

Mit dem Rücken zur Wand blieb ich stehen und sah meinen Gegner fest an. Vielleicht konnte ich ihn ja zum sprechen bringen und so den nötigen Augenblick herbeiführen.

„Denkst du, dass das hier dein Krieg ist?", wiederholte ich die Frage vom Schiff und dieses Mal blieb Daemon dabei nicht stehen, sondern kam weiter auf mich zu. Er plante mich mit dem Schwert an der Wand hinter mir festzusetzen und mich dann mit der Keule zu erwischen.

Dem entging ich nur, indem ich statt zur anderen Seite auszuweichen unter dem Schwert herglitt, weil ich wusste auf welcher Höhe er es in die Wand rammen würde und mich aus seinem Wirkungskreis in Sicherheit brachte.

Statt sich sofort zu mir umzudrehen blieb Daemon wo er war und dann, ja dann begann er zu lachen!

Völlig fassungslos starrte ich den Menschen an, von dem ich mal gedacht hatte, dass er mein Bruder war. Er schien gänzlich verrückt geworden zu sein oder war das die Dunkelheit?

Elementa IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt