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ROBIN

Mit Musik auf den Ohren schlittere ich auf Wollsocken über das Laminat im Flur in Richtung Küche.

Mathieu erschreckt etwas, als ich zum Halt komme. Der Kater buckelt sich und reißt sein Auge auf. Kurz darauf zuckt er und rast durchs Wohnzimmer.

Lachend schüttle ich den Kopf und widme mich meiner Kaffeemaschine. Unwillkürlich muss ich daran denken, wie Paul reagiert hat, als er gesehen hat, dass ich eine Siebträgermaschine besitze.

Wenn er wüsste, dass es viel zeitaufwendiger ist, mit einer Siebträgermaschine einen Kaffee zu machen als mit einem Vollautomaten. Dafür genieße ich allerdings eine Tasse viel mehr und trinke sie weniger aus Sinn und Zweck.

Sobald alles für den Kaffee vorbereitet ist, kümmere ich mich um mein Haustier.

Der Kater ist mittlerweile zur Ruhe gekommen und wartet geduldig darauf, dass ich ihm sein Frühstück serviere.

Sein Miauen dringt nur gedämpft durch meine Kopfhörer zu mir. Schmunzeln muss ich dennoch.

Silvester liegt nun schon gute drei Wochen zurück. Die meisten Klausuren sind geschrieben und ich befinde mich für dieses Semester auf der Zielgeraden. Mein Kopf raucht mittlerweile. Keinen meiner Freunde habe ich in letzter Zeit gesehen. Daher bin ich sehr froh, dass Phil darauf bestanden hat, dass wir uns heute Nachmittag zum Sport treffen.

Mathieu bekommt sein Fressen und mein Blick fällt auf die schwarze Küchenuhr. Es ist kurz vor zehn. Da ich heute keinen Wecker stellen musste, ist das früh für mich. Normalerweise kann man erst weit nach zehn mit mir rechnen.

Samt Kaffee kehre ich an den voll beladenen Esstisch zurück, wo sich Blöcke, lose Blätter und Ordner stapeln. Wenn ich an Camille oder Phil denke, werde ich neidisch, weil beide digital arbeiten. In dem Zeitalter bin ich allerdings noch nicht angekommen. Ich lerne immer noch am besten, wenn ich alles vor mir ausbreiten kann.

Da mein Handy im Schlafzimmer liegt, fällt es mir leichter mich zu konzentrieren. Allerdings merke ich wie lustlos ich bin. Oftmals überfliege ich die Zeilen vor mir nur, da ich grob weiß, was dort steht. Effektiv nenne ich das nicht gerade.

So vergehen die nächsten Stunden, bis ich hochschrecke, weil es klingelt.

Verwundert ziehe ich mir meine Kopfhörer vom Kopf.

Es klingelt erneut.

Phil und ich sind erst in einer Stunde verabredet.

Statt ein Zusteller, der mir ein Paket der Nachbarn übergeben will, ist es nun aber tatsächlich Philipp, der meine Wohnung stürmt.

Für mich hat er allerdings wenig Interesse. Stattdessen schiebt er mich zur Seite und sucht den Kater.

«Wo ist denn mein Matze?», fragt er und legt eine weiße Tüte auf dem kleinen Fleckchen Esstisch ab, den ich nicht belagert habe.

Er geht in die Hocke und streckt dem freudig miauenden Kater seine Hand entgegen.

Kopfschüttelnd sehe ich dabei zu, wie er Mathieu auf seine Arme nimmt und sich wieder aufrichtet. Der Kater reckt seinen Kopf und schnurrt, als Phil ihn am Kinn krault.

«Erinnere mich daran, ein Schriftstück aufzusetzen, das besagt, dass du Mathieu kriegst, wenn ich abkratzen sollte.»

Phil hält inne, runzelt die Stirn und setzt den Kater wieder ab. «Darüber machen wir keine Witze.»

Ich seufze und werfe ein Blick in die Tüte. Darin schlummern Sandwich von Subway.

«Dachte mir, dass du sicher noch nichts gegessen hast», meint Phil.

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