Nachrichten

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Der flimmernde Bildschirm vor mir zeigte den Vorfall am Stark Tower. Ich verstand nie, wieso Leute sich Nachrichten überhaupt anschauten, da keine außenstehende Person mit Sicherheit sagen konnte, ob das überhaupt stimmte, was die Presse berichtete. Mir war schon oft aufgefallen, dass die Medien irgendetwas sowieso verdrehten oder schlicht die Wahrheit nicht kannten.

Erst vor knapp zwei Monaten, als sie von einer Schießerei berichteten und behaupteten der Täter, welcher zwei Officer angeschossen hatte, sei ein einfacher Mann, welcher von Gier und Hass getrieben wurde, war klar, dass sie keine Ahnung hatten. June hatte kurz danach auch fluchend vor dem Fernseher gesessen und ihn einfach ausgeschaltet, ohne wirklich zuzuhören. Sie wusste ganz genau, dass der bewaffnete Mann schon lange überwacht wurde, da er in nicht ganz so legale Geschäfte verwickelt war.

Und wieder einmal gestalteten sie sich ihre eigene Geschichte. Keine Erwähnung von einer Explosion, keine Erwähnung von einem Gott in gold-grüner Rüstung.

Ich musste irgendwas unternehmen. Mein Verstand sagte mir, dass er gefährlich sei, aber er faszinierte mich auch in einer Weise, die ich noch nicht wirklich zuordnen konnte. Ich musste ihn finden, er musste mir unglaublich viele und vorallem wichtige Fragen beantworten.

Kurzerhand beschloss ich in Richtung Stark Tower aufzubrechen und dort meine Suche zu beginnen.
Auch wenn mir von Anfang an klar war, dass es nicht einfach werden würde, zu ihm zu kommen, musste ich es versuchen.

Am Stark Tower angekommen, setzte ich meine Überredungskünste ein, um die Wachleute davon zu überzeugen, dass ich eine wichtige Persönlichkeit - irgendwas mit Expertin in Übernartürlichem - wäre und von Mr. Stark dazu aufgefordert wurde, mir den Gefangenen anzusehen. Zugegeben, dass Loki dort wirklich gefangen halten wurde, war geraten, aber da ich nicht auf den Kopf gefallen war, habe ich eins und eins zusammen gezählt. Ich hatte Glück, dass das mit der Intelligenz bei den Wachmännern ein bisschen anders war, denn sie kauften mir die Geschichte ernsthaft ab.
Einer der Wachleute tätigte daraufhin einige Anrufe und kam kurz darauf wieder. Ich hatte mich in Gedanken darüber, wie die nächsten Minuten geschweige denn Stunden ablaufen würden, verloren, sodass ich nur noch mitbekam wie er etwas mit 'folgen Sie mir' sagte.

"Darf ich fragen, wieso Sie mich zu dem Gefangenen führen und nicht Mr. Stark persönlich." fragte ich so hochnäsig, wie ich konnte, was aber nicht wirklich meine Stärke war. Ich habe mich schon immer gefragt, wie andere Menschen es teilweise sogar unbewusst auf die Reihe kriegten, so hochnäsig zu klingen, wie ich es nie könnte.

Der Wachmann tat meine Frage mit einem einfachen, brummigen 'beschäftigt' ab und widmete sich wieder dem Weg zum Zellenblock, welcher mich zugegebenermaßen an einen Hochsicherheitstrakt aus irgendwelchen Filmen erinnerte. Es war ziemlich dunkel, nur hier und da kam eine kleine, flackernde Lampe zum Vorschein. Und bedenkt man auch noch den Umstand, dass alle Wände in einem extra kalt wirkenden schwarz gestrichen waren, zweifelte ich mehr und mehr an meinem Vorhaben.

Doch bevor meine Zweifel Fuß fassen konnten, kamen wir an einer großen, eisernen Tür zum stehen - obwohl sie eher wie ein Tor wirkte. Mein Begleiter öffnete die Tür und schickte mich einzig mit den Worten 'ich solle mich beeilen' rein.

Ich betrat zögernd den verborgenen Raum dahinter. Vor mir erstreckte sich nicht nur noch mehr Dunkelheit als schon im langen Korridor zuvor, sondern auch noch eine weitere riesige Tür, was mich doch sehr verwunderte. Im ersten Moment stieg Panik in mir hoch, denn als ich mich umdrehte, um zu fragen was das sollte, sah ich nur den gelangweilten Gesichtsausdruck des Wachmanns, welcher hinter der zufallenden Tür verschwand.

Ich stand allein in einem dunklen Raum. Ich war kurz davor, laut nach Hilfe zu schreien - was bei solchen massiven Wänden vermutlich nichts bringen würde - als die große torartige Tür begann sich zu bewegen. Auch, wenn sie sich nur langsam zu bewegen begann, blieb mir mein Hilfeschrei im Hals stecken und ich drehte mich langsam zur aufgehenden Tür um.

Wie ich vorher schon hätte vermuten können, war meine Panik, mein Begleiter würde mich hier einsperren und zurücklassen, allein von meinen manchmal leicht paranoiden Ängsten geschürt worden. Es handelte sich lediglich um eine Art Verbindungsraum, welcher wohl zu Sicherheitszwecken oder Ähnlichem diente.

Die Tür war bereits fast komplett geöffnet, als mir sein hämisches Grinsen auch schon entgegen kam. Ich vermutete, dass er mich nicht sehen konnte, da ich noch keine sichtliche Reaktion darauf wahrnehmen konnte, dass ich hier stehe.

"Und wer kommt mich nun besuchen?" hörte ich ihn in einem spöttischen Ton fragen.

"Ein Sterblicher? Oder kommt mein Bruder höchstpersönlich, um mich...... abzuholen?" seine letzten Worte klangen immer bedrohlicher von Wort zu Wort, doch ich konnte dieses Versteckspiel nicht weiterführen, denn ich war mir sicher, dass wir nicht besonders viel Zeit hätten.

"Nicht ganz. Versuch's nochmal!" entgegnete ich, in einen Ton, welcher nicht spöttischer hätte sein können. Auch, wenn solche Sachen, wie Spott und Arroganz nie wirklich platzt in meinem Vokabular fanden, war ich stolz auf mich gewesen, wie überzeugend meine Worte dennoch klangen.

"Eine Sterbliche?" langsam trat ich aus dem Schutz der Dunkelheit hervor, während er diesmal die richtige Bezeichnung fand. Nachdem er mich wahrgenommen hatte und seine Augenbraue in unscheinbare Höhen gewandert war, musterte er mich bevor er - beinahe flüsternd - weiter sprach:

"Nein. Eine Mutige. Nicht viele vermögen es mir Worte, wie die Euren entgegenzubringen und mich dann trotzdem wieder aufzusuchen. Wie kann es sein, dass Ihr es tut? "

"Zunächst einmal: Hör auf mit diesem protzigen Getue! Hier auf dieser Welt bist du nicht mehr wert als die Geschichten die man über dich schrieb. Und zweitens, waren wir noch lange nicht fertig..... Ich jedenfalls nicht! Also setz dich und halt die Klappe!"

Meine Worte sprudelten unkontrolliert aus mir heraus und bevor ich es überhaupt bereuen konnte, gab er mir keinen Grund mehr es zu bereuen, denn wider meiner Erwartungen, schaute er mich grimmig an und taumelte dann trotzdem zur Liege hinter ihm zurück.

Und ich kann mit Recht behaupten, dass mein Gesichtsausdruck - auch wenn er sonst nicht so ist - in seiner ernsten und entschlossenen Form sehr hilfreich war, ihn zu überzeugen mir zuzuhören.

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