Kapitel 16: Milk-Mäc-Time

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»Yuyowa PROV«

Ich war etwas, durch den Türrahmen, in den Raum getreten und stand jetzt fast schon neben den rechteckigen Holztisch, an dem links und rechts jeweils eine Bank stand. Auf jeden dieser lagen immer zwei rote Sitzkissen. Ansonsten war die kleine Küche, zur Tür geeckt, mit Teken und an den Wänden mit Schränken, groß und klein, gefüllt. Eine Schirmlampe hing über unseren Körpfen und ich stellte meinen Beutel zu den restlichen, während ich Rios Grinsen endgegen sah. „Wo sind eigentlich deine Eltern?", fragte ich durch die Stille, da, abgesehen von unserem nicht vorhandenen Gespräch und dem Deckenventilator im Flur nichts zu hören war. „Hä?", machte die Blonde, „Oh, das meinst du. Sie haben mich gestern das letzte Mal von der Schule geholt, bevor sie heute früh wieder los mussten". „Wohin?", wollte ich wissen und blickte das Mädchen dementsprechend an. „Arbeit. Sie sind öfter auf sowas wie 'ner Geschäftsreise. Normalerweise sind ihre Aufträge immer im Umkreis, so das sie hin und zurück fahren können. Also bringen sie mich frühs zur Schule und holen mich auch immer ab. Abends kommen sie dann wieder nach Hause, aber jetzt sind sie für einen Monat etwas weiter weg.", erklärte sie und räumte nebenbei die Backwaren auf die Teke. Ich nickte verstehend: „Heißt, du holst mich jetzt für 'nen Monat jeden Früh ab!". „Hey, stimmt!". Wir lachten wieder beide.

„Fuck!"
Rio stand neben mir an der Teke und fluchte. „Was ist los?", wollte ich neugierig wissen. „Hab das Essen für später vergessen...", meinte meine Freundin frustriert und ließ ihre Handfläche gegen ihre Stirn prallen, „dann müssen wir wohl oder übel noch mal los, sorry...". Beide sahen wir aus dem Fenster, wo uns langsam der Übergang von Blau in Rot präsentiert wurde, als ich nur meinte, dass es schon Okay sei. Ich streifte mir meinen Pullover über, bevor ich Rio zumindest dazu überreden konnte, eine Strickjacke anzuziehen. Es wird abends manchmal wirklich kalt draußen... Sie nahm ihren Wohnungsschlüssel, den sie, nach dem Absperren, in ihre Hosentasche steckte, und lief mit mir zusammen los. „Was schwebt dir jetzt eigentlich im Sinn", brach ich das Schweigen. „Ehm...lass uns zum Mäcci gehen!", grinste sie dann über die Straße. „Mäcci?", fragte ich leicht verwirrt, als wir den Bürgersteig wechselten. „Oh, richtig. Eine Abkürzung für McDonalds", lachte die Blonde. „Achso...", ich kratzte mich am Hinterkopf und lief zusammen mit dem Mädchen weiter. Irgendwann kamen wir mit zwei Tüten aus dem großen Gebäude mit LED-Beleuchtung und liefen die, von Straßenlaternen belichtete, Straße im dunklen zurück. „Puh. Gut dass d-das Ding 24/7 auf ha-at", lachte Rio neben mir. Ich sah ihr entgegen: „Alles gut?". „Ja kl-lar. W-was sollte sein?", lächelte sie mir zu. Warum stottert sie dann..? „Jetzt sag!", drängte ich, während meine Augen ein paar Motten an einem der Lichter beobachteten. „Nichts weiter. Alles gut". Ich seufzte tief, drückte meiner Mitschülerin meinen Beutel in die Hand und zog mir meinen Pulli über den Kopf, welchen ich ihr dann vor die Nase hielt, während ich mein Essen wieder in meine Hand nahm. „Y-yuyo?", meinte das Mädchen verwirrt. „Was denn? Du frierst doch, also nimm", sagte ich, ließ das Kleidungsstück in ihre Hände fallen und ging weiter, als wäre es das normalste von Welt. Nachdem sie ihre Tüte, die sie zuvor zu Boden stellte, aufgehoben hatte, lief sie in meinem violetten Pullover wieder neben mir. Ich musste mein Grinsen unterdrücken, als wir zu zweit die schwarzen Pflastersteine endlang gingen und bald schon wieder vor den Häuserblöcken, mit Rios Wohnung, standen.

Zurück in dem Wohnraum legten wir die Tragetaschen auf den Tisch, Rio drehte die Heizung auf und gab mir meinen Pulli wieder. „Sorry...", meinte sie nur, worauf ich schlicht grinste. Kurz danach packten wir unsere Burger und Fritten aus und begannen zu essen. „Sag mal, wann warst du dasl letzte Mal im Mäcci?", fragte meine Freundin, bevor sie in ihren Cheeseburger biss, und ich sah sie erst verwirrt an. Ich muss mich wohl erst an diese Abkürzung gewöhnen... „Mh... Weiss nicht. Ich bin da nicht oft. Vor... Zwei... Drei Monaten vielleicht? Du?". „Letzte Woche. Ich binn da eigentlich ständig...", antwortete die Blauäugige, nahm ein schluck Cola und ich schob mir eine Fritte in den Mund. „Ständig?", schmunzelte ich dann. „Ja eigentlich sogut wie jedes Wochenende...", gestand Nakamura peinlich berührt und ich begann zu kichern: „Das ist zu viel Fastfood!". „Sagst du? Als ob du auf dein Gewicht achtest...", sie biss wieder in ihren Burger und ich nahm ein Schluck von meinem Getränk, bevor ich antwortete: „Machen wir das nicht alle irgendwie? Als.... Mädchen?". Die Blonde zuckte nur mit den Schultern und im Endeffekt war das unser ganzes Abendessen.

„Komm, ich zeig dir mein Zimmer!", meinte Rio und ich ging ihr mit meiner Tasche hinterher. Sie war hinter der offenen Tür verschwunden und ich besah mich darin, ihr in den weiß-Eierfarbenen Raum zu folgen. „Rio?", rief ich, als sie schon lachend hinter der Tür hervor sprang und mich angrinste: „Na?". „Was 'Na'?", fragte ich und ließ meine Augenbraue nach oben wandern. „Na, wie du mein Zimmer findest?!", schrie die Blonde halb und ich lachte: „sieht gut aus". Das Mädchen setzte sich auf ihr Bett und brachte darunter eine weitere Matratze hervor, die sie bezog. „Ist das okay so?", wollte sie dann wissen und ich nickte nur, stellte meinen Rucksack neben dem Konstrukt ab, bevor ich meine Freundin zurück in die Küche begleitete. Dort wühlte das Mädchen in einer der Schränke oberhalb und schob ein paar Flaschen umher: „Meine Mom trinkt auch gerne mal was. Wir haben 'ne Menge Zeug!". „Trinken?", ich grinste breit. „Mh-mh~", tat sie es mir gleich, „Oh, hier ist es! Das schmeckt verdammt gut, wenn man es mit Milch mixt!". Meine Mitschülerin nahm eine organene Flasche aus dem Schrank, stellte sie auf den Tisch und schritt zum Kühlschrank wo sie die besagte Milch holte. „Schon mal von »Kaluha Milk« gehört?". Mein Grinsen wurde breiter und ich nickte nur wieder  interessiert. „Na dann!", Rio strahlte förmlich und mischte uns den alkoholgehaltigen Drink. Er ist auf Jugendweien und Ähnlichem sehr beliebt, da er eine nicht allzu hohe Prozentzahl hat. Meine Freundin schob mir das Glas mit einem Lächeln 'rüber und ich genoss den ersten Schluck. „Schmeckt fast so wie Milchkaffee, nicht? Ich mag es deswegen! Nur muss ich aufpassen, das ich nicht so viel davon trinke, weil ich sonst aufflieg'. Eigentlich darf ich ja gar nicht trinken...", beichtete sie und rührt in ihrem zarten Kahula herum. „Mh... Wie viel verträgst du?", wollte ich wissen, und nahm einen zweiten Schluck. „Eigentlich sogar ziemlich viel. Ich weiss, hätte man nicht gedacht, oder?"
„Auch wenn man es mir nicht direkt ansieht, vertrage ich eigentlich nicht so viel Alkohol... Nur ignoriere ich es des öfteren...", gestand ich dem Mädchen das darauf ebenfalls an ihrem Glas nippte. „Oh, stimmt du kommst ja aus einem nicht so gutem Familienverhältniss...", sagte sie dann, worauf ich erneut nickte: „Aber ich will jetzt nicht darüber reden. Sonst zerleg' ich dir noch die gesamte Bude!",meinte ich und wir begannen beide wieder zu lachen, als mein Telefon vibrierte:

Yuki❤: hey, Yuyo! Wie geht's dir? Was machst du?

„Wer ist das?", fragte Rio neugierig. „Yukiko...", gab ich zur Antwort. „Ah, Kanzaki-san!", fiel dem Mädchen auf, das wieder ein Nicken von mir kassierte.

Yuyowa: hey, yuki. Mir geht's gut, ich bin grad bei Rio und wir trinken ein bisschen

Yuki❤: oh, verstehe. Trink aber bitte nicht soviel, ja? Du weißt was das letzte mal passiert ist... 😅

Yuyowa: Ja, ich weiss. Danke. Gute Nacht

Yuki❤: Nacht <3

Yukiko passt immer auf mich auf... Das letzte Mal, hab ich mich mit dem Barkeeper geprügelt und mit den Wachmännern von dem Club angelegt. Danach sind wir beide rausgeflogen uns haben Hausverbot bekommen... Mir wurde mit einem Mal klar, wie sehr ich Hiroto und Yuki vernachlässigt habe, seitdem ich in der E bin... Dabei sind sie seit Jahren meine besten Freunde und standen immer an meiner Seite...
„Sie ist deine Bf oder?", fragte Rio durch die Stille. „Mh..."
„Yuyowa? Alles in Ordnung?"
„Ja, ja. Mir get's gut", streckte ich mich und drank den Milch Mix leer. Nein, eigentlich geht's mir grad echt mies. Aber Rios Stimmung will ich auch nicht verderben... Sie wirkt so glücklich. Sie muss einsam sein, wenn ihre Eltern jetzt so lange weg sind. „Wenn irgendetwas ist, kannst du immer zu mir kommen...", lächelte die Blauäugige mich an. „Wollen wir nicht langsam rüber?", wich ich aus und erhob mich. Nun nickte sie und wir durchschritten den gefliesten Flur.

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