In den Tagen nach seinem Schulabschluss genossen Tamara und auch Manuel die Ferien und die, zumindest einstweilen, gewonnene Freiheit.
Es tat ihnen beiden sehr gut, die Schultaschen, Hefte und Bücher einmal ungenutzt in der Ecke ihrer Zimmer stehen zu lassen, auch wenn sie wussten, dass es bald weitaus anstrengender als zuvor weiter gehen würde.
Jutta ließ ihre Kinder weitgehend in Ruhe, sollten sie doch die Ferien genießen, der Ernst des Lebens würde sie bald genug wieder in den Klauen haben. Und vor allem Manuel würde dies bald bitter zu spüren bekommen.
„Mit seiner Einstellung wird er nicht weit kommen, wenn er eine Ausbildung anfängt. Ich hoffe nur, er steht das durch und schmeißt nicht nach zwei Wochen alles hin!“, dachte sie und seufzte.
Sie kannte doch ihren Sohn, er hatte noch nie etwas zu Ende gebracht.
Das hatte beim Schwimmkurs im Kindergarten angefangen, war über eine Theater-AG, bei der sie ihn anmeldete weiter gegangen und schließlich hatte er nur den schlechtesten aller möglichen Schulabschlüsse auf seiner Schule erreicht.
„Er hätte mehr aus sich machen können. Aber so war er ja schon immer. Das hat er leider von seinem Vater, der ist auch immer und überall unter seinen Möglichkeiten geblieben, wobei ich mir bei ihm niemals sicher war, ob er einfach nur bequem oder tatsächlich dumm war!“, dachte Jutta seufzend und wusste es im Grunde nur zu gut.
Ihr ehemaliger Mann hatte das Leben manchmal einfach ein wenig zu sehr genossen und sich um Konsequenzen und dergleichen keine Sorgen gemacht. Er wollte Spaß und ein ernsthaftes Familienleben war ihm dabei nur im Wege gewesen und sie hatte es letztlich ausbaden müssen.
Im Grunde war es doch gut, das ihr geschiedener Mann sich nicht mehr allzu sehr für seine beiden Kinder interessierte. Da brachte er sie auch nicht auf dumme Gedanken und konnte auch nicht als schlechtes Vorbild dienen.
Jutta machte sich daran, den Frühstückstisch zu decken und setzte eine Kanne mit Kaffee auf. Sie dachte an die Abschlussfeier zurück und ärgerte sich, trotz ihrer vorherigen Gedanken, mit einem Mal über ihren Ex-Ehemann.
Warum hatte er es nicht einmal für nötig befunden, zur Abschlussfeier seiner Kinder zu kommen? Es hätte den beiden doch sicherlich sehr viel bedeutet, auch wenn sie es ihr gegenüber nicht erwähnt hatten.
Aber gehörte es sich nicht für einen Vater, auch wenn er von der Mutter geschieden war, bei solchen Anlässen dabei zu sein? Stellten diese Feiern nicht Meilensteine im Leben der Kinder dar?
„Wahrscheinlich wird er sogar bei der Hochzeit seiner Kinder lieber mit einer neuen, vierzig Jahre jüngeren Freundin, in die Karibik fliegen, statt seine Tochter zum Altar zu führen. Und ich hoffe nur, dass eine dieser Freundinnen ihm nicht noch ein Kind anhängt. Dann werden meine beiden bestimmt noch mehr abgemeldet sein!“, dachte sie wütend und ließ einen Teller fallen.
„Blöder Mistkerl!“, fluchte sie und meinte damit nicht den Teller....
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Lars kratzte sich am Rücken und machte dabei Verrenkungen, die Sebastian beinahe den letzten Nerv zu rauben drohten.
„Kannst du das mal endlich sein lassen? Das kann man ja nicht mehr mit ansehen!“, forderte er den Auszubildenden schlecht gelaunt auf. „Wenn dein Muttermal kratzt, dann geh zum Hautarzt und lass das mal untersuchen....“
Lars grinste und zuckte die Achsel, um erneut etwas ins Internet zu schreiben und Sebastian machte sich kopfschüttelnd wieder an die Arbeit, beschloss dann aber, sich auch einmal in das Ausbildungsforum zu begeben, in dem „Hercules the Great“ sich so gerne aufhielt....
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Dämonische Statuen - Zwei Feinde
Mystery / ThrillerDiese Geschichte spielt zeitlich nach "Dämonische Statuen". Sebastian, den man noch aus der vorherigen Geschichte kennt, zieht in die kleine Stadt Felgenberg im Norden Deutschlands. Er hofft, dort ein ruhiges Leben beginnen und seine erschreckenden...