Der Morgen nach dem Grauen

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Ihr Kopf dröhnte und doch war er so leer. Gedankenverloren bereitete sich Aiyanna auf die Schule vor. Sie stand gerade vor dem Spiegel und bürstete ihr Haar, als die Tür aufging. Schockiert wirbelte sie herum, bis sie die Gestalt erkannte - Black. "Oh Gott, kannst du nicht anklopfen? Ich hätte ... keine Ahnung ... dich mit meiner Haarbürste erschlagen können.", stotterte Ayianna und ihr Atem regulierte sich wieder langsam. Black schenkte ihr nur ein Lächeln und meinte: "Keine Sorge, ich sterbe nicht so schnell ... Was ich eigentlich fragen wollte war, ob wir heute Nachmittag reden können. Über die ganzen Ereignisse in letzter Zeit ...". Plötzlich verstummte er. Aiyanna, die seinen Stimmungswechsel bemerkte, nickte nur stumm, legte die Bürste auf das Waschbecken und stürmte an Black vorbei. Schnell packte sie noch einen Block und einige Stifte in ihren Rucksack, bevor sie das Haus verließ.

In der Schule angekommen, suchte sie verwirrt in ihren Spind nach ihrem Mathebuch, bis Jolie auftauchte. Diese rückte ihre Brille hoch und fragte Aiyanna: "Hey, was ist los? Kann ich dir irgendwie helfen?". Aiyanna schlug den Spind zu und fuhr sich genervt durch die Haare. "Mein Mathebuch ist verschwunden.", gab sie grimmig von sich. Jolie deutete nur auf Aiyannas Hände und plötzlich löste sich das ganze Problem. "Heute ziemlich durch den Wind, oder? Erzähl mir alles nach dem Unterricht, verstanden?", schoss es so direkt aus Aiyannas besten Freundin raus, dass Aiyanna nicht anders konnte, als zu grinsen. Widerwillig stimmte sie zu und gemeinsam liefen sie mit Mathebuch zum Unterricht.

Die ganze Zeit über, musste Aiyanna an die Ereignisse des gestrigen Abends denken. Wie bin ich da nur hineingeraten, dachte sie sich. Obwohl sich Aiyanna nie für die Schule interessiert hatte, hoffte sie diesmal, dass der Unterricht sich ein wenig in die Länge zieht. Wie sollte sie Jolie das alles erklären? In den Gedanken vertieft zeichnete sie die Leute, denen sie gestern begegnet war. Alessian, wie er mit einem freundlichen Lächeln seine Hand ausstreckte, um ihr aufzuhelfen, Cataleya, deren rote Haare Aiyanna für ihr Glänzen bewunderte und schließlich auch noch Jaden, der gegen eine Laterne schlug, während seine Augen fast in Hass ertranken. Plötzlich hörte sie ein Knallen. "Wir haben jetzt nicht Kunst. Ich bitte dich, das in Zukunft zu unterlassen.", schimpfte die Lehrerin und Aiyanna hätte sich am liebsten selbst vergraben. Nachdem die Lehrerin wieder vor der gesamten Klasse stand und etwas an die Tafel schrieb, landete ein Papierflieger auf Aiyannas Tisch. Zögerlich faltete sie ihn auf und las ihn in ihren Gedanken. Böse, böse ... Also Satan, dass du dich auch noch erwischen lässt XD ~ Jolie. Aiyanna schüttelte den Kopf und versuchte, nicht zu lachen. Dieser Moment hielt allerdings nicht lange an, da der Drache auf zwei Beinen auf Aiyanna zumarschierte. "Was ist denn hier so lustig. Willst du uns das nicht vielleicht mittei-" begann die etwas ältere Frau, bevor die Klingel sie unterbrach. Hastig packten Jolie und Aiyanna ihre Sachen und verließen den Raum.

Auf dem Schulhof konnten sie es nicht länger unterdrücken und fingen an, zu lachen. Sie lachten solange, bis sich jemand räusperte. Erschrocken sahen sie sich um und sahen jemanden auf sie zulaufen - Jaden. Misstrauisch musterte er Aiyanna, die am liebsten sofort verschwunden wäre. Wie so ziemlich immer beschränkte er sich nur auf das Nötigste. "Mein Auto steht an der Kreuzung. Beeil dich, ich stehe im Halteverbot." erklärte Jaden kühl und stieg in den Schwarzen Sportwagen ein. Jolie warf Aiyanna einen fragenden Blick zu, doch diese zuckte nur mit den Schultern. Aiyanna riss die Beifahrertür auf und setzte sich neben Jaden. Jolie stand völlig verwirrt da, aber sie musste wohl bis zum nächsten Tag warten, wenn sie wissen wollte, was hier geschah.

"Wohin fahren wir?", durchbrach Aiyanna die ewige Stille. Keine Antwort. "Hörst du mir überhaupt zu?!?", zischte Aiyanna ungeduldig. Jaden ignorierte sie nur und drehte das Radio auf. Auch wenn sich die beiden hassten, hatten sie wenigstens eine Gemeinsamkeit - Schlechten Musikgeschmack. Nervös knackte Aiyanna mit ihren Fingern. Sie wusste schließlich nicht, was nun passieren würde. Plötzlich sah Jaden sie an und hielt ihre Hände fest. "Hör auf damit.", sagte er monoton, aber seine Augen verrieten, dass es ihm wirklich wichtig war. Bevor Aiyanna irgendetwas erwidern konnte, zog er seine Hand zurück und konzentrierte sich wieder vollkommen auf die Straße. Skeptisch beobachtete sie ihn noch eine Weile, bis der Wagen endlich stoppte. Er stieg aus und hielt ihr die Tür auf. Schnell stieg sie aus und studierte die Umgebung. Ein Museum. Warum hat er so ein Geheimnis daraus gemacht?, begann es in ihrem Kopf. Allerdings hatte sie keine Zeit, sich weiter in ihre Gedanken zu vertiefen, denn Jaden packte ihre Hand und zog sie ins Museum. Ein Museum wie dieses hatte sie noch nie vorher gesehen. Sie liefen an Gemälden von Engel und Teufel, aufwendig gestalteten Silberschmuck und einigen Statuen vorbei. "Stop!", rief Aiyanna, als sie an einer Mamorstatue vorbeigingen. Die Statue stellte einen Engel dar und auf einem Schild stand Euphoriel. Euphoriel. Die Scherbe. "Fragen kannst du später stellen. Wir sollten uns beeilen.", unterbrach Jaden Aiyanna. Sie liefen in den Keller und Aiyanna war sich nicht mehr sicher, ob das überhaupt legal war, doch sie schob den Gedanken einfach zur Seite. Vor ihnen stand ein großer Apparat. Jaden betätigte ein paar Knöpfe und ein leichtes Schimmern kam aus den Apparat. "Gib mir deine Hand und wenn du bereit bist lauf zum Licht.", meinte er sanft und Aiyanna fragte sich, was wohl geschehen war, dass er so nett zu ihr war. Langsam liefen sie dem Leuchten entgegen und wurden von dem goldenen Licht verschluckt.

Langsam kam Aiyanna zu sich. Jaden streckte seine Hand aus und half ihr auf, wobei sie an Alessian denken musste. "Alles gut?", fragte er sie. Aiyanna nickte nur, aber er bemerkte es nicht mehr, denn Jaden war schon wieder weitergelaufen. Er stand vor dem Gebäude, dass Aiyanna schon letztes mal gesehen hatte und winkte ihr zu. Schnell folgte sie ihm und zusammen gingen sie hinein. Kaum waren sie drinnen, kam auch schon Cataleya und machte Jaden Vorwürfe. "Warum hat das so lange gedauert?!? Hast du vergessen, zu tanken und ihr musstet dann laufen oder wie? Wie kann man nur so verantwortungslos sein? Du weißt doch, jede Sekunde zählt. Wie du ja selbst festgestellt hat, haben wir, noch viel zu tun, wenn sie nur annähernd den Standardanforderung entsprechen soll. Dummer Idiot." Jaden zuckte mit den Schultern. "Seit damals ... Du hast dich verändert. Dir scheint, alles egal zu sein und du bist so abweisend.", sagte Cat leise und legte eine Hand auf Jadens Schulter. "Lass es. Du hast es doch eben gesagt: Wir haben keine Zeit. Und du Aiyanna, Cat wird dir gleich noch andere Sachen geben und nachdem du dich umgezogen hast, kommst du in die Turnhalle, verstanden?", murmelte Jaden genervt und verschwand durch eine große Tür, die wahrscheinlich zur Sporthalle führte. Verwundert sah sich Aiyanna im Gebäude um. An den Wänden hingen Waffen, manche von ihnen waren verrostet, aber sonst war die gesamte Einrichtung ziemlich schlicht gehalten. Cataleya drückte Aiyanna einen Kleiderstapel in die Hand und brachte sie in einen Raum, wo sie sich umziehen konnte. Die Leggins schien, ziemlich alt zu sein und das T-Shirt hätte als Oversize-Shirt durchgehen können. Umgezogen verließ sie die Umkleide und steuerte gerade auf die Turnhalle zu, als sie mit jemandem zusammenstieß. "Alessian? Ich bin so froh, dich zu sehen.", sprudelte es einfach aus ihr heraus und Alessian musste sich das Lachen verkneifen. "Na dann, ich will dich nicht länger aufhalten. Jaden wartet nicht gerne.", entgegnete er und zwinkert Aiyanna zu. Sie schaute ihm noch einige Sekunden nach, bis sie die Tür öffnete und die Halle betrat.

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