Kapitel 3

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Chris

Nach der dezenten Auseinandersetzung zwischen uns beiden und meinen neuen Teamkollegen regten Haley und ich uns über diese hirnamputierten Affen auf.

Wieso behandelten sie Haley wie das letzte Stück Dreck? Sie machte gerade jetzt so eine schlimme Zeit durch. Ihre Mom ist erst vor einem Jahr ganz plötzlich verstorben, was sie sehr verletzt hatte.

Meiner Meinung nach, hatte sie ihre Trauer in den Hintergrund gedrängt, vor mir und vor sich selbst. Sie war noch lange nicht fertig mit Trauern, aber sie sah sich in einer Position, in der sie für ihren Vater da sein musste, der auch nichts besseres zu tun hatte als sich Nacht für Nacht zu betrinken und davon auszugehen, dass diese Tatsache seiner eigenen Tochter nichts ausmachte.

Jeden Abend, kurz bevor ich zu Bett gehe, habe ich aufs Neue Angst, dass die Situation eskalieren könnte und ihr Vater gewalttätig werden könnte. Klar kannte ich ihn schon länger und würde ihm so etwas brutales nicht zutrauen, aber seiner betrunkenen Version vertraute ich kein Bisschen.

Haley arbeitete so hart dafür, um sich mit dem Geld, welches allein sie verdiente, über dem Wasser zu halten, doch es wurde von Monat zu Monat knapper. Ihr Vater musste sich einfach aufraffen und für seine Tochter da sein. Für sein eigen Fleisch und Blut. Sonst würde sie daran kaputt gehen.

Allein der Gedanke daran ließ mich erschaudern.

Ich betrachtete das weißes Basketball Trikot im Spiegel. Vorne und hinten stand groß die Nummer 3 drauf. Hinten stand noch über meiner Nummer mein Nachname drauf. Deveroux.

Wieso genau trage ich immer noch den Nachnamen meines Vaters?, fragte ich mich mal wieder. Meine Eltern waren seit mehreren Jahren zerstritten. Beim ersten Jobangebot im Ausland, packte meine Mutter ihre Sachen und nahm mich mit in die USA, während meine Schwester Delphin und mein Vater in Frankreich blieben. Ich hatte kaum Kontakt zu diesem Arschloch von Vater und zu Delphin auch nicht. Nicht weil ich ihn mit ihr nicht wollte, sondern weil wir uns einfach auseinandergelebt hatten. Mir ging es relativ gut damit.

„Sag mal, wie spricht man den Scheiß überhaupt aus?"

Ich verdrehte meine Augen und ignorierte die Frage von Hardin.

Es fühlte sich falsch an dieses Trikot an zu haben. Ich hatte mich so angestrengt ins Team zu kommen, war so aufgeregt als ich endlich reingenommen wurde, aber jetzt war ich einfach nur... unmotiviert.

Wie sollte ich auch nur fünf Minuten auf dem Feld bewegen, ohne einem, aus meiner eigenen Mannschaft, eine reinzuhauen. Sie mussten ja ständig entweder auf meiner Herkunft oder auf meiner besten Freundin herumhacken. Arschlöcher.

„Er hat sich sogar wirklich getraut hier aufzutauchen.", hörte ich Nathan sagen. „Bist wohl lebensmüde, was?", versuchte er mich weiter aufzuziehen.

„Du weißt aber schon, dass du sowieso nur so lange im Team bleiben wirst, bis es Lucas besser geht oder?", provozierte er mich weiter. „Fühl dich also bloß nicht besonders."

„Na solange du dich wohl in deine Haut fühlst...", zischte ich und drehte mich vom Spiegel weg.

„Oh ja, ich fühle mich fantastisch", grinste er. „Und was dich angeht... Versuch einfach die paar Spiele nicht komplett zu verkacken. Ich will diese Meisterschaft gewinnen und werde es auch, solange mir nicht einer wie du in die Quere kommt."

„Hört sich ja fast an, als hättest du Angst?", lachte ich auf. „Vielleicht merkt der Coach ja doch, dass du nur ein Stück Scheiße bist, dass es eigentlich gar nicht drauf hat. Und ernennt einen zum Capitan des Teams?"

Does this Darkness have a name? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt