#2 first meet, first touch

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Ich fiel. Der Wind zerrte an meinen Flügeln, ließ sie hin und her zucken. Er peitschte um meine Ohren, sodass mein Kopf bereits nach kurzer Zeit anfing zu dröhnen. Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern. Dieses Gefühl der Endlosigkeit, als würde mein Fall niemals ein Ende nehmen und die Angst. Pure Angst. Was würde passieren, wenn ich je landen würde? Sicherlich würde ich mir jeden erdenklichen Knochen brechen und sämtliche innere Organ zerquetschen. Das war's dann wohl. Dies war das Ende des Byun Baekhyun. Verurteilt, verstoßen, zerbrochen, gefallen.

Danach fiel ich einfach nur. Ich weiß nicht wie lange, ich weiß nicht wie tief. Fakt ist: Als ich wieder zu mir kam, lebte ich. Ich war quick lebendig. Okay, zugegebenermaßen zierten ein paar Schrammen und blaue Flecken mehr meinen Körper, doch es war erträglich. Offensichtlich hatte ich mich nach meinem Fall etwas bewegt, denn ich befand mich in einer Art Höhle. Auch hatte ich meine Flügel "eingefahren", sie waren nun von außen nicht mehr sichtbar, befanden sich im Inneren meines Körpers, um den Heilungsprozess zu verschnellern.

Ich sah mich mit großen Augen um. Ich war auf jeden Fall auf der Erde. Dies konnte ich mit absoluter Sicherheit sagen. Das war es dann aber auch schon mit meinem Wissen. Ich konnte nicht sagen in welchem Land oder gar Kontinent ich mich befand. Ich konnte nur sicher sagen, dass ich mich in einer Höhle befand. Relativ gerade geschnitten, vielleicht 3m hoch und 15m lang wie breit. Zum vermeintlichen Ausgang hin, lief sie spitz zu, sodass ich nur einen kleinen Teil des einfallenden Lichtkegels erkennen konnte. Anhand der Helligkeit schloss ich darauf, dass es bereits später Nachmittag oder Abend war.

Und genau dieser Lichtkegel bestrahlte zwei Personen, die sich miteinander zu unterhalten schienen, wenn man dass, was die Beiden da taten, noch als Unterhaltung bezeichnen konnte. Der Kleinere von beiden war offensichtlich ein Kobold, wenige Fuß hoch, grüne Haut, dunkle Haare und Augen. Das Auffallendste an ihm war jedoch seine Körperhaltung, seine Art sich zu Bewegen. Er zitterte am ganzen Körper, schien sich seinem Gegenüber mit seiner gesamten Existenz voll und ganz zu unterwerfen, machte keine schnellen Bewegungen und traute sich nicht, dem Anderen in die Augen zu schauen.

Nur den Bruchteil einer Sekunde lag mein Blick auf ihm, dann schwankte mein Blick zur Seite.

Das Wesen, offensichtlich männlich, war schwer zu beschreiben, so wie es dort stand, mit dem Rücken zu mir. Das Erste, was einem auffiel, war seine unglaubliche Größe, sein Gegenüber wirkte fast wie ein Zwerg neben ihm. Seine langen Beine gingen fließend in einen muskulösen Oberkörper mit breiten Schultern über. Selbst aus einiger Entfernung erkannte ich die spitzen Ohren, die weit vom Kopf ab standen. Seine schwarzen Haare waren von roten Strähnen durchzogen, die perfekt zu seinen langen, gedrehten Hörnern passten, die geradezu zwischen seinen Haaren hervor stießen und empor ragten. Er trug einen schwarzen Mantel, mir roten Verzierungen, aus dessen Rückseite zwei große lederne Schwingen ragten.

Die Einsicht traf mich wie ein Blitz.
Dieses majestätische Wesen, mit seinem einschüchternden Körper und seiner alles einnehmenden Ausstrahlung war definitiv ein Dämon.

Und genau in diesem Moment der Erkenntnis, wandte er seinen Kopf in meine Richtung. Für einen winzigen Augenblick trafen sich unsere Blicke und ich kann mit Gottes Wahrhaftigkeit sagen, dass das Schwarz seiner Augen, dunkler schien als die Seele Satans persönlich, so als würde es jegliches Licht und Leben schlucken.

In Sekundenschnelle schlug ich mir eine Hand vor den Mund, um den Schreckenslaut gerade noch so zu unterdrücken, der gerade über meine Lippen kommen wollte. Pure Todesangst kroch meinen Rücken hinauf, ließ meinen Körper in Schweiß ausbrechen und mein Herz einen Schlag aussetzen, nur um dann mit mindestens doppelter Geschwindigkeit weiter zu schlagen.

Ich hatte bereits einige Geschichten gehört, über Dämonen die Engel töteten und ihnen die Flügel ausrissen, um ihre himmlischen Kräfte selbst nutzen zu können. Und ich zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass dieser Dämon, der wenige Meter von mir entfernt stand, weitaus schlimmere Dinge mit mir anstellen könnte. Dinge, die in keinem Buch standen, in keiner Geschichte erzählt wurden, da niemand diese Dinge weitererzählen oder aufschreiben konnte. Tote können dies ja für gewöhnlich nicht. Ich war mir sogar absolut sicher, dass er so grausame und schmerzhafte Dinge tun konnte, dass sie nicht einmal in Worte zu fassen waren.

angel and demon [Chanbaek; german ff] ~ PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt