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Als die Braunhaarige zu den Jungen stieß, waren diese bereits in den letzten Zügen ihre Taschen in das Auto zu packen und alles zu sortieren. Sie waren beinahe schon fertig. Die Stimmung war ausgelassen und urplötzlich bereute sie es ein wenig, dass sie doch ein wenig mehr zu tun gehabt hatte, als sie zuerst angenommen hatte. Gerne wäre sie bei ihnen gewesen, hätte mit gelacht und besonders Linus und Ben ein klein wenig mehr kennengelernt. Vielleicht auch herausgefunden, ob und wie sehr diese sie hassten, doch so wie es schien, musste dies auf den Urlaub verschoben werden. Diese hatten ihnen ihren Koffer gereicht, Steffen und Ben noch dabei geholfen die Kisten, boxen und Tüten mit dem Proviant an Stellen im Kofferraum zu verstauen, an welche man sowohl von außen als auch von innen schneller herankommen konnte und dann waren sie alle auch schon eingestiegen. Steffen hatte ihr berichtet, dass sie ihre Wohnung bereit in den vorherigen Tagen für die Abreise bereit gemacht, geputzt, aufgeräumt und die meisten Dinge geschlossen hatten. Das wusste die Braunhaarige, immerhin war sie dabei gewesen und ebenfalls dazu verdonnert worden zu helfen. In ihrer Abwesenheit hatten sie die restlichen Handgriffe gemacht und jegliches Gepäck in den Wagen verfrachtet. Eigentlich hätte es gar nicht so viel Gepäck sein müssen, doch mit den verschiedensten Dingen, welche sie dann doch noch mitnehmen und einpacken mussten, mussten sie am Ende unheimlich aufpassen, dass die Klappe des Kofferraumes auch wirklich umgehen und einrasten konnte. Niemand wollte, dass diese sich während der Fahrt öffnete und all ihre Sachen hinausfielen. Insgesamt hatten sie vier große Reisetaschen dabei. Linus und Ben hatten ihre Kleidung in eine einzige verteilt, genauso wie es Matti und Steffen getan hatten. bloß Sißie und Noah hatten ihre eigenen Taschen und mit einem Mal fühlte sich die Braunhaarige merkwürdig privilegiert. Da luden die Jungen sie freundlicherweise dazu ein mit ihnen zu fahren – was für sie selbst aus verschiedensten Gründen unheimlich praktisch, ihr selbst in die Karten spielend und auch in gewisser Weise aufregend war – und dann verbrauchte sie auch noch so viel Platz in dem begrenzten Kofferraum des Mietwagens, obwohl die anderen ihr deutlich machten, dass dieser eigentlich gar nicht benötigt war... Keiner der Jungen sagte dazu ein Wort, doch trotzdem kam sie von diesem Gedanken nicht los.

Eigentlich waren vier Reisetaschen gar nicht so viel Gepäck, wie es hätte sein können und so hätten sie bloß mit diesen noch ordentlich Platz gehabt, doch wenn man sich einmal besah, was sie sonst noch mitnehmen wollten... Das ganze restliche Gebäck, welches vor drei Tagen am Abend auf Grund der bedrückten Stimmung nicht weggegangen war – allein dies waren bereits fünf große Kisten, wobei sie die Brotdosen und kleineren Boxen gar nicht gezählt hatte, dann all jene Geschenke, welche sie an Neujahr übergeben wollten und somit mitnehmen mussten – diese füllten ebenfalls zwei riesige Tüten, wobei man dabei sogar noch aufpassen musste, dass sie nicht gequetscht wurden, locker oben auf standen, aber auch nicht rutschen konnten – und zu guter Letzt hatten die Jungen einige schwarze Reisetaschen und Rucksäcke mitgenommen, welche sich an manchen Stellen so ausgebeulten, dass es ihren Verdacht, was sich denn nun in ihnen befand, bloß verstärkt hatte. Darin befanden sich Waffen, Kleidung und andere Ausrüstung der Jungen. Für den Falle des Falls, so nahm sie an, denn in den letzten Monaten hatten sie nun wirklich keine Aktivitäten in eine solche Richtung gehabt. Nicht einmal Anzeichen hatten sie gezeigt. Dazu waren noch ein Rollstuhl und ein Paar Krücken für Ben in den Kofferraum gewandert, doch all diese Dinge waren noch lange nicht alles gewesen denn als sie eingestiegen war, hatte sie bemerkt, dass auch der Fußraum völlig vollgestellt war. Doch anders als in den anderen Rucksäcken, befanden sich dort drin keine Waffen, sondern Kabel, verschiedenste elektronische Geräte, je nach Jugendlichem Bücher, Zeichenblock und Stifte, Kopfhörer, ein Fotoapparat oder noch weitere Dosen mit Gebäck und Teilchen. Sie musste wohl oder übel zugeben, dass, wenn sie die Ausrüstung und Waffen nicht gesehen hätte, welche die Jugendlichen mitgenommen hatten, sie wirklich davon hätte ausgehen können, dass sie eine ganz normale Gruppe Jugendlicher auf dem Weg in den Urlaub waren. Und nicht einmal sie hätte geahnt, dass sie etwas anderes wären. Dass sie etwas anders taten und ihr Beruf davon handelte kaltblütig zu töten, zu morden und sich die Hände schmutzig zu machen, um sich mit dem daraus resultierenden Blutgeld alles zu ermöglichen. Sie konnte sie dafür kaum verurteilten, immerhin hatte sie selbst verwerfliche Dinge getan, doch sie sahen auch einfach nicht aus, wie Menschen, welche so etwas taten. Wie Mörder, wie Verbrecher, wie kaltblütige, grausame Hassende, geschweige denn wie Leute mit viel Geld. Denn dies waren sie. Da war sie sich ziemlich sicher. Nicht bloß, dass sie sich Bilder von dem Hotel, in welchem sie ein "Zimmer" – Steffen hatte ihr gebeichtet, dass es wahrscheinlich einmal mehr eine der teuersten Suits oder größten Apartments war. Matti und Noah, welche sich darum gekümmert hatten, hatten stillschweigen bewahrt, was genau sie gebucht hatten. Bloß den Namen des Hotels hatten sie ihnen nach nervtötender Fragerei verraten. Dies jedoch auch nur widerwillig – gebucht hatten, angeschaut hatte, nein, sie glaubte auch nicht, dass normale Schüler eines Internats sich überhaupt hätten leisten können in den Urlaub zu fahren. Sie besuchte doch nicht einmal ihre Eltern. Natürlich gab es dort noch immer die Möglichkeit, dass eben diese reich waren und es ihnen bezahlten, doch so wirkten die Jungen nicht. Trotz allem waren und blieben sie bodenständig. Sie hatten sich jeder aus eigener Tasche und sofort einen Führerschein bezahlen können, hatten teuer einen großen Wagen gemietet und wahrscheinlich den Besitzer des Mietunternehmens mit ordentlich viel Kohle bestochen, damit dies funktionierte. Jeder von ihnen hatte den Führerschein immerhin noch nicht so lange, wie es das Unternehmen vorgab ihn haben zu müssen. Die Braunhaarige hatte sich informiert. Sie konnte sich jedoch auch gut vorstellen, dass, sollte der Mitarbeiter, auf den sie getroffen waren, oder auch gleich der Vorsitzende dieses Unternehmens, ein Nichtmensch sein, sie diesem auch einfach mit dem Tod gedroht und sich so die Erlaubnis geholt hatten. Bei diesen Jungen konnte man sich alles vorstellen. Sie waren unberechenbar. Ihre Herzen so voll Hass und Schmerz, dass es ihr einen Stich durch ihr eigenes jagte, wenn sie daran dachte, dass der Braunhaarige genauso empfand und fühlte. Sie wollte es nicht und doch konnte sie daran weniger etwas ändern als an irgendetwas anderem. Weniger als an irgendwelchen Dingen jemals zuvor. Denn sie konnte nicht einmal fliehen. Selbst diese Option wurde ihr verwehrt.

Die WeltenbummlerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt